Zweibrücken Maximal 49 Tage im Kühlschrank

„Blut ist ein ganz besonderer Saft“, ließ Goethe in seinem „Faust“ den Teufel Mephisto feststellen. Heute werden zwar keine Verträge mehr damit unterschrieben, aber für Krankenhäuser ist Blut noch immer eine begehrte Ware. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) klagt über rückläufige Blutspenderzahlen. Das Zweibrücker Nardini-Klinikum hat davon allerdings noch nichts bemerkt.

Der Grund ist einfach: Das katholische Krankenhaus bezieht seine 3500 Blutkonserven, die es jährlich in den Häusern in Zweibrücken und Landstuhl verbraucht, nicht vom DRK, sondern von der Blutspendezentrale Saar-Pfalz am Saarbrücker Klinikum am Winterberg. Die Blutspendezentrale Saar-Pfalz versorgt beispielsweise auch das Lauterer Westpfalz-Klinikum. „Wir bekommen da noch keinen Rückgang mit“, sagt Franz Bayerl zur Spendenbereitschaft. Wobei die Blutspendezentrale ihre Spender mit Geld entschädigt − anders als das Deutsche Rote Kreuz. Wer sich bei den DRK-Ortsvereinen einen halben Liter Blut abzapfen lässt, bekommt vor Ort Essen und Trinken und oft eine Kleinigkeit mit nach Hause, aber keine 26 Euro. Franz Bayerl ist am Nardini-Klinikum der so genannte Transfusionsbeauftragte und weiß: Blut ist „teuer und rar“, denn es kann noch immer nicht künstlich hergestellt werden. „Es ist eine Ressource, die nicht verschwendet werden sollte.“ Das Krankenhaus bemühe sich, sparsam mit dem Lebenssaft umzugehen. Dazu gehört auch, den Bedarf möglichst genau zu kalkulieren. Zwar kann heute „blutsparend“ operiert werden: Bei großen Eingriffen wird das Blut des Patienten aufgefangen, gewaschen und ihm wieder zurückgegeben. Der Aufwand lohnt sich ab einer Menge von 800 Millilitern. Doch auch wenn bei den einzelnen Eingriffen weniger fremdes Blut benötigt wird, steigt laut Bayerl die Zahl der OPs generell: „Es kann heute mehr operiert werden, dank der Anästhesie sind größere OPs möglich als früher.“ Welche Operationen sind geplant, wie viele und welche Konserven brauchen wir dafür? Das muss auch deshalb gut geplant werden, weil die Blutkonserven laut Bayerl nur 49 Tage haltbar sind. Einfach mal auf Vorrat kaufen und monatelang im Krankenhauskühlschrank lagern, das ist nicht drin. Zu dem Kontingent für geplante Operationen muss noch ein Vorrat für Notfälle vorhanden sein. Am gefragtesten ist im Krankenhausbetrieb die Blutgruppe 0 negativ. Denn wenn es um die Transfusion von roten Blutkörperchen geht, ist 0 negativ Universalspender. Das bedeutet: 0 negativ passt als Spende zu allen anderen Blutgruppen. Wer einen großen Eingriff vor sich hat, kann vorab Eigenblut spenden. Am Nardini-Klinikum selbst ist das nicht mehr möglich. Die Auflagen seien sehr hoch, sagt Bayerl. Doch bietet die Blutspendezentrale Saar-Pfalz diesen Service noch an. Wer etwa beim DRK sein Blut für andere gibt, spendet jeweils einen halben Liter. Der landet allerdings nicht eins zu eins in den Krankenhäusern. Im Labor des Nardini-Klinikums sieht man, wie das Blut zerlegt wurde: Im Kühlschrank lagern die Erythrozytenkonzentrate mit den roten Blutkörperchen. Außerdem gibt es ebenfalls gekühlte Thrombozyten-Konzentrate, das sind die Blutplättchen. Und noch einen Gefrierschrank mit Frischplasma, das sich bei bis zu minus 45 Grad sogar bis zu zwei Jahre hält. Am häufigsten werden Rote-Blutkörperchen-Konzentrate gebraucht. Je nach Blutgruppe zahlt die Klinik laut Bayerl dafür um die 80 Euro an die Blutspendezentrale Saar-Pfalz. Plasma hat etwa denselben Preis. Das evangelische Krankenhaus bezieht seine Blutkonserven vom DRK und von der Homburger Uniklinik. „In der Regel sind genügend Blutkonserven vorhanden“, berichtet Sprecherin Susanne Liebold. Rund 30 Stück halte die Klinik vor. Nur in Einzelfällen, besonders in den Ferien, werde der Vorrat knapp. „Dann halten wir Rücksprache mit umliegenden Krankenhäusern oder greifen aufs DRK-Blutdepot in St. Ingbert zurück.“ Das Krankenhaus verbraucht laut Liebold etwa 850 Erythrozytenkonzentrate im Jahr (inklusive Eigenblut), 90 Rationen Plasma sowie 20 Thrombozyten-Konzentrate. Die sind übrigens am teuersten: Für eine Ration zahlt die Klinik um die 680 Euro.

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