Zweibrücken Hellwach ins Alles-oder-nichts-Spiel

91-83187187.jpg

Zweibrücken. „Es ist ein Alles-oder-nichts-Spiel“, sagt Ladislav Kovacin, Torwart des Handball-Drittligisten SV 64 Zweibrücken, vor dem letzten Saisonspiel (heute, 19 Uhr) beim VfL Pfullingen. Es entscheidet darüber, ob die Zweibrücker Drittligist bleiben, in die Oberliga absteigen oder noch Relegationsspiele gegen den Abstieg bestreiten müssen. Um in Pfullingen gewinnen zu können, bedarf es einer guten Leistung des Zweibrücker Keepers.

Mit Zweibrücken den Klassenverbleib schaffen, „das wäre ein schöner Abschluss“, sagt Kovacin, der zum TV Hochdorf wechselt. Er freut sich, dass die Fans auch in Pfullingen hinter dem SV stehen: Gleich zwei Fanbusse fahren mit. „Auf jedem Zweibrücker Erfolg in den vergangenen drei Jahren klebt der Name Kovacin. Und der wird auch auf dem Nichtabstieg kleben“, prophezeite sein Trainer Stefan Bullacher zuletzt bei der offiziellen Verabschiedung von „Ladi“, wie ihn die Handballfans seit seinem ersten Spiel im SV-Trikot nennen. 2013 war der 29-Jährige, der in seiner slowakischen Heimat „Laco“ genannt wird, in die Westpfalz gewechselt. In der slowakischen Extraliga spielte er von Jugendtagen an für MSK Poraszka Bystrica: Slowakischer Meister, Champions League, EHF-Cup stehen in seiner Torwart-Vita. Bei der EM 2012 in Serbien gehörte der frühere Junioren-Nationalspieler zum Kader der slowakischen Nationalmannschaft. Um im Handball erfolgreich zu sein, brauche es Talent, „und dazu Arbeit, Arbeit, Arbeit“, sagt er. Deshalb war es für ihn auch selbstverständlich, Torwarttraining mit den SV-Nachwuchskeepern zu machen, wenn die Interesse bekundeten. Der 1,84 Meter große Torhüter „ist ein Profi“, lobt Bullacher. Kovacin war häufig eine Stunde vor dem offiziellen Trainingsbeginn in der Halle, absolvierte sein Athletikprogramm. „Ich bin schon älter, ich brauche mehr Training“, sagt „Ladi“ lachend. Auf die gegnerischen Schützen bereitet er sich intensiv vor. Die Schussbilder, die ihm Bullacher zusammenschnitt, hat der Maschinenbau-Ingenieur immer intensiv studiert. Am Donnerstag gab es letztmals Videomaterial auf DVD zum Vorbereiten. Bullachers Schneidegerät – von vielen belächelt, weil aus dem Analog-Zeitalter stammend – hat just zum Saisonende nach zehn Jahren den Geist aufgegeben. „Zum Glück hatte ich Pfullingen vorher schon geschnitten“, sagt Bullacher und ergänzt lachend: „Das ist ein Omen. Da ich nichts mehr schneiden kann, bedeutet das, dass wir nicht in die Relegation müssen.“ Flop oder top – Kovacin bleibt gelassen. Druck gab es schon in seiner ersten Zweibrücker Saison. Nach schwachem Saisonauftakt schien die Meisterschaft weit weg. 20 Spiele ohne Niederlage in Folge, darunter nur ein Unentschieden, brachten noch den Titelgewinn am letzten Spieltag. Es folgte der größte Erfolg der Vereinsgeschichte: Rang sieben in der Dritten Liga West, an dem Kovacin großen Anteil hatte. Seit Mai vergangenen Jahres ist Kovacin, der in Pirmasens bei der Firma Ring Maschinenbau arbeitet, verheiratet. Eine Fernbeziehung über 1000 Kilometer, keine einfache Sache. „Aber wir kriegen das hin“, sagt Kovacin. Mit seiner Frau Lucia hat er die Zukunft besprochen, auch eine mögliche Rückkehr. Sie entschieden sich für Hochdorf, Kovacin möchte noch professionell Handball spielen. Wie sehr er den Handball liebt, zeigt sich auch, wenn er Urlaub zu Hause in der Slowakei macht. Dann besucht er die früheren Teamkollegen, trainiert mit den Nachwuchstorhütern von Bystrica. Und wenn mal kein Handball auf dem Plan steht? „Dann schlafe ich am liebsten“, bekennt „Ladi“. Heute in Pfullingen wird er aber garantiert hellwach sein.

x