Zweibrücken Feinsinniger Überblick über die Rose in der Kunst

Betritt man das Foyer der Festhalle, zieht links neben dem Infostand ein Gebinde aus englischen Rosen in Dunkelrot, Pink und zartem Rosa den Blick auf sich. Vier junge Floristen unter Leitung von Steffen Teuscher aus Bottenbach, Leiter der Floristenschule in Straubing, haben die kunstvollen Schnittblumengebinde gefertigt, die in dem großen, hellen Raum aufgestellt sind.

„Von Steffen Teuscher stammt die Philosophie für unsere Ausstellung,“ erzählt Hanne Stauch, Vorsitzende der Rosenvereinigung Zweibrücken und Vizepräsidentin der deutschen Rosengesellschaft: „Er ist von der Bedeutung der Rose in der Antike ausgegangen und hat dazu passende Gedichte und Rosensorten gesucht.“ Entstanden ist dabei ein informativer und feinsinniger Überblick über den Stellenwert der Rose in der Kunst. Der „Mythos Rose“ begann in der Antike, in der die Ehrfurcht gegenüber den Gottheiten und der Natur, in der sie sich manifestierten, zu einem respektvollen Umgang mit Blumen und ganz besonders Rosen führte. „Die Rose, ach die Rose ist der Blumen Königin“, heißt es schon bei der Dichterin Sappho. Doch mit zunehmender Macht des Römischen Reiches wurde die Rose zum Sinnbild der Dekadenz – sogar zum Staatssymbol von Tyrannen wie Nero. Im Mittelalter entdeckte Hildegard von Bingen die Heilkraft der Blumen für Tränke und Salben und verhalf auch der Rose damit wieder zu einer positiven Reputation. Ordensgründer Benedikt von Nursia proklamierte den Einklang von Gott, Mensch und Natur: Dies veranschaulicht ein großer Kranz aus 500 Rosen unterschiedlicher Sorten und Farben –Dunkelrot, Rosa in kräftigen ebenso wie in zarten Pastelltönen. Orange und mattgelb-rot gemasert sind die Blüten, kunstvoll arrangiert in einer bezaubernden Kombination. Daneben stehen auf Sockeln mehrere von Rosen umkränzte Pferdeköpfe: Das ist natürlich eine Reminiszenz an Zweibrücken als Stadt der Rosen und Rosse. Die Renaissance prägte ein neues Weltbild: „Die Kunst gehört keinem Land an, sie stammt von Gott“, formulierte Michelangelo seinerzeit das neue Kunstverständnis. Die Rose verstand man jetzt sowohl als Zeichen der erotischen Leidenschaft der Venus als auch als Sinnbild der unschuldigen Liebe Marias. Links vor der Aufgangstreppe ruft ein duftig-leichter Rosenstrauß mit einfachen Feldblumen und Gräsern die Erinnerung an die Romantiker wach, für die die Natur und besonders die Rose in ihrer Schönheit und Verletzlichkeit den Fluchtpunkt ihrer Fantasie darstellte. Große, mit farbenprächtigen Rosen unterschiedlichster Sorten und Feldblumen in Blau- und Violett-Tönen gefüllte Pokale auf Säulen, um die bunte Rosenblätter auf dem Boden verstreut sind, säumen den Treppenaufgang rechts – eine Blütenkomposition, die trotz oder gerade aufgrund ihrer Vielfalt faszinierend homogen wirkt. Ungemein blumig sieht der Jugendstil-Strauß in einer großen, bauchigen Vase aus, kombiniert mit Feldblumen und Gräsern. Die Vermischung aller Stile in Verbindung mit Gedichten von Hermann Löns präsentiert der Historismus am Vorabend des Ersten Weltkrieges mit Gebinden in drei großen, kelchartigen Vasen am Aufgang zur Rosenquilter-Ausstellung im ersten Stock der Festhalle. Diese zeigt florale Motive rund um das Thema Rose in Stoff: „Quilten bedeutet, dass ich die Vorderseite eines Stoffes mit Vlies unterlege, wozu dann noch eine Rückseite aus Baumwolle dahinter kommt. Diese drei Lagen werden in einer bestimmten Nahttechnik verbunden,“ erklärt Judith Dahlhauser, auf deren Initiative die Quilter-Ausstellung zusammen mit der Rosenausstellung zustande kam. Auffallend ist ihre Decke mit japanischen Rosenmotiven in zarten, pastellenen Rosa- und Lilatönen, auf einem Untergrund in Beige und Cremeweiß. Beeindruckend ist auch das moderne, in kontraststarkem Rot und Schwarz gestaltete Rosenbild von Elke Klein, bei dem das Abbild einer Rose mit Schablonentechnik auf den Stoff genäht ist. „Die meisten Stücke sind Unikate,“ erzählte Dahlhauser. „Einen Quilt haben wir als Rosenquilter gemeinsam gearbeitet und versteigern ihn am 29. Juni, der Erlös soll der Tafel und der Regenbogen-Kinderhilfe Pirmasens zugute kommen.“ Fasziniert zeigen sich Besucher des Rosenkongresses, wie Joshua Tundanonga. „Solche schönen Sträuße und Arrangements sehe ich zum ersten Mal, die Zusammensetzung der Farben, die ganze Atmosphäre hier“, bewundert der Berliner die Ausstellung, zu der auch Gäste aus Kanada, Schweden, Belgien und Lettland nach Zweibrücken gekommen sind.

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