Zweibrücken Feindfahrt in der Festhalle

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Das Medium Film kann Illusionen schaffen, die im Theater kaum möglich sind. Wie aber sieht das aus, wenn ein optisch aufwendiges Leinwandepos auf die Bühne gebracht werden soll? Am Mittwoch erlebte man in Zweibrücken eine gelungene Umsetzung. Besonders, was das Bühnenbild betraf.

Auf dem Programm stand das Schauspiel „Das Boot“ nach dem Roman von Lothar Günther Buchheim, das 1981 erfolgreich verfilmt wurde. Erzählt wird dabei die Geschichte des Unterseebootes U 96, das im Zweiten Weltkrieg den Atlantik befuhr, um feindliche Handels- und Kriegsschiffe zu versenken. Nach einer wahren Begebenheit, denn Lothar Günther Buchheim war Kriegsberichterstatter bei der siebten Feindfahrt des U 96 im Jahr 1941. Die Verfilmung von 1981 mit Jürgen Prochnow, Herbert Grönemeyer, Martin Semmelrogge und anderen Stars des deutschen Kinos war auch wegen der ungewöhnlichen Ausstattung ein großer Erfolg. Sicherlich zunächst die größte Herausforderung für die Bühnenfassung. Denn wie soll man das Innere eines U-Boots überzeugend im Theater aufbauen? Das Agon-Theater aus München hat diese Herausforderung in Zweibrücken blendend gelöst. Bühnenbildnerin Pamela Schmidt hatte den Querschnitt eines U-Bootes entworfen, das in verschiedenen Sektionen wie Offiziersmesse, Kommandostand oder Mannschaftsquartier Handlungsabläufe zuließ. Dunkel, bedrückend und technisch aufwendig stellte diese U-Boot-Attrappe den passend engen Hintergrund für Handlung und Dialoge des neunköpfigen Ensembles dar. Zugegeben, allzu spannend und abwechslungsreich erlebten die rund 300 Zuschauer in der Festhalle das Schauspiel nicht. Denn eigentlich handelte es sich in diesem Kammerspiel um die Abfolge der immer gleichen Abläufe: Feindsichtung, Abtauchen, Angriff und angegriffen werden. Bildliche Mittel des Kinos, mit denen man Spannung erzeugen kann, wie Nahaufnahmen und schneller Perspektivenwechsel, sind im Theater nicht möglich. Dennoch versuchten die Schauspieler unter der Regie von Johannes Pfeifer ihr Bestes, die gedrückte, angespannte Atmosphäre im U-Boot zu vermitteln. Der bekannteste Darsteller im Ensemble war sicherlich Hardy Krüger jr. in der Rolle des Kommandanten, von seiner Mannschaft kurz „Kaleu“ (Abkürzung für Kapitänleutnant) genannt. Eine Herausforderung, die er mit sehr reduzierten schauspielerischen Mitteln meisterte. Dadurch wirkte die Rolle allerdings statisch und emotionslos. Somit ein Ruhepol in der sonst eher lebhaft agierenden Mannschaft. Und genau das sollte dieser erfahrene Bootsführer auch sein. Nur so konnte er verhindern, dass die Emotionen der Mannschaft zur Katastrophe führen. Im Laufe der Handlung zeigten sich deutlich die Charaktere der sehr jungen Crew. Oskar-Wolf Meier etwa als leidenschaftlicher Maschinist Johann, der bei einem Angriff die Nerven verliert. Sehr gelungen erwies sich die Entwicklung der Mannschaft im Laufe der Kriegshandlungen. Von euphorischer Schwärmerei bis zur Todesangst. Jeder versucht diesen Spagat unbeschadet zu überstehen. Nicht einfach in einem engen Gefängnis, aus dem keine Flucht möglich ist und wo kein Rückzugsort besteht. Insgesamt eine beeindruckende Leistung des gesamten Ensembles. Kommentar

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