Zweibrücken Die Nationalspielerin mit den meisten Fans vor Ort

Im Anflug aufs niederländische Tor: Amelie Berger. Die Niederlage der Deutschen in Nancy besiegelte in der Hauptrunde das EM-Aus
Im Anflug aufs niederländische Tor: Amelie Berger. Die Niederlage der Deutschen in Nancy besiegelte in der Hauptrunde das EM-Aus.

«LEVERKUSEN/ZWEIBRÜCKEN.» Am Donnerstag stand Rechtsaußen Amelie Berger beim 30:23-Erfolg des TSV Bayer 04 Bayer Leverkusen gegen die HSG Bensheim/Auerbach in der Frauen-Bundesliga wieder auf dem Feld, traf viermal. „Zeit, um das Jahr zu reflektieren, war noch nicht“, sagt Berger, die ein intensives Handballjahr erlebte. Höhepunkt: die Europameisterschaft mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft im Dezember in Frankreich.

„Vor dem Jahreswechsel 2017/18 habe ich sicher nicht damit gerechnet, zwölf Monate später diese Europameisterschaft zu spielen“, bekennt die Linkshänderin. Dass nach der Handball-WM in Deutschland im Jahr 2017 im DHB-Team ein Umbruch eingeleitet wurde, „hat sicher viel dazu beigetragen, dass das alles so nahtlos funktioniert hat“, sagt Berger. Sicher auch, dass sie konsequent an sich gearbeitet hat, in der Bundesliga mit konstant guten Leistungen überzeugt, und als eines der größten Talente im deutschen Frauenhandball gilt. Dass die Nationalmannschaft ein Thema werden könnte, deutete sich im Februar an, als der neue Bundestrainer Henk Groener sie zum Vorbereitungslehrgang einlud. Es folgte der Gewinn der deutschen A-Jugend-Meisterschaft mit Leverkusen. „Für mich ein toller Erfolg“, freute sich Berger über ihren ersehnten ersten DM-Titel. Dann die Juniorinnen-WM in Ungarn, wo im Juli mit Platz 13 ihre Zeit als Junioren-Nationalspielerin endete. Bereits im September trug sie wieder das Trikot mit dem Bundes-Adler, debütierte erfolgreich gegen Russland. Die EM-Teilnahme rückte näher. Groener signalisierte früh, mit ihr zu planen. Als es ins spanische Alicante ging, gehörte Berger zum EM-Aufgebot. „Wir waren drei Linkshänderinnen für die Rechtsaußen-Position. Es wurde viel getestet. In der Vorbereitung war nicht abzusehen, wer bei der EM welche Spielanteile bekommen würde“, sagt Berger. Sie sei gar nicht mit so einem guten Gefühl nach Brest zum EM-Start gereist. Das Gefühl sollte trügen, Berger bekam Spielanteile. Gleich im ersten EM-Spiel gegen Norwegen wurde sie eingewechselt. Und gemäß dem Motto: Sie kam, kämpfte, spielte und traf, steuerte sie zwei Treffer zum 33:32-Sensationserfolg gegen den Titelverteidiger bei. „Für mich war das Spiel definitiv der EM-Höhepunkt“, bestätigt Berger, die ihre ersten EM-Treffer gegen Norwegens Top-Torfrau Silje Solberg erzielte. Es folgten die Niederlage gegen Rumänien und der Sieg gegen Tschechien. Berger stand in der Start-Elf, kassierte früh zwei – umstrittene – Zeitstrafen. „Es wurde so entschieden. Ich bin eigentlich nicht dafür bekannt, viele Zwei-Minuten-Strafen zu bekommen“, meint die beim SV 64 Zweibrücken groß gewordene Berger rückblickend zu diesem Moment, der sie beim Sieg gegen Tschechien weitere Spielminuten kostete. Aber durch den Erfolg stand fest: Deutschland spielt die Hauptrunde in Nancy. Die Chance nutzten etliche Zweibrücker Handball-Fans, um Amelie Berger dort die Daumen zu drücken. „Ich war definitiv die deutsche Nationalspielerin, die vor Ort immer die meisten Fans hatte“, sagt sie lachend. In der Hauptrunde wurde Spanien geschlagen. Bis zur knappen Niederlage gegen Ungarn war das Halbfinale Thema. „Da hat man sicher gemerkt, dass wir eine junge Mannschaft sind, der Erfahrung fehlt“, resümiert die 19-Jährige, die das Küken im EM-Team war. Aber auch das seien wichtige Momente, in denen sich eine Mannschaft weiterentwickele. „Fehler, die wir in einigen Spielphasen gemacht haben, machen wir nicht mehr“, zieht Berger Lehren aus jedem Moment. Nach dem EM-Aus, das durch die Niederlage gegen die Niederlande besiegelt wurde, ging es von Nancy zurück nach Zweibrücken, wo sie dem Weihnachtsmarkt eine Stippvisite abstattete und ihren früheren Teamkolleginnen vom SV 64 erfolgreich gegen Marpingen die Daumen drückte. „Nachdem ich gefühlt 200 Hände geschüttelt hatte“, bestätigt Berger lachend und freute sich über die zahlreichen Glückwünsche der Fans. Bevor sie an den Weihnachtstagen noch mal in Zweibrücken vorbeischauen konnte, standen Training und Uni in Köln, wo sie Sportmanagement studiert, auf dem Terminplan. Jetzt wieder Liga-Alltag: Am Sonntag Bundesliga in Buxtehude, im Januar Viertelfinale im DHB-Pokal. Und im Dezember 2019? „Hoffentlich Handball-WM in Japan“, sagt Berger lachend.

Online: Amelie Berger aus Zweibrücken, beim Medientag des Deutschen Handball-Bundes, während der Handball-EM in Frankreich.
Online: Amelie Berger aus Zweibrücken, beim Medientag des Deutschen Handball-Bundes, während der Handball-EM in Frankreich.
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