Zweibrücken Der Traum vom Olymp

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Kaiserslautern. Viel Zeit hat die Powerfrau vor dem Grand Prix in Tashkent/Usbekistan nicht mitgebracht. Daran schließt sich nahtlos ein Grand-Slam-Turnier in Paris an. Anschließend mal durchatmen? Nicht bei Jasmin Külbs. Die Konkurrenz um das Olympia-Ticket wartet bereits in Abu Dhabi, beim nächsten Grand Prix. Die ehemalige Schülerin der Kaiserslauterer Eliteschule des Sports hat die Daten alle im Kopf, weiß, wann welcher Flieger wo abhebt, wo und wann die Waage vor dem jeweiligen Wettkampf steht.

Die 23-Jährige gebürtige Speyrerin ist Vollprofi ohne Bezahlung. Vollprofi aus Überzeugung und Lust an ihrem Sport – und noch nicht fertig mit der Auflistung der Termine. Den Grand Prix in China, den hat der Bundestrainer Michael Bazynski für sein Küken im Nationalteam – die Pfälzerin ist mit 23 Jahren die Jüngste im Bunde – gestrichen. Bleibt Zeit, um gemeinsam mit den Speyerer Judofrauen in der Bundesliga-Finalrunde für Ippons zu sorgen, bevor es Ende November zum nächsten Grand Prix nach Korea und auf direktem Weg weiter nach Tokyo zum letzten Grand Slam des Jahres geht. „Dann ist Weihnachten, und ich bin daheim bei meiner Familie in Iggelheim“, amüsiert sich die gebürtige Vorderpfälzerin über die staunenden Blicke, die sich ob ihrer Auflistung ergeben. Die vergangenen Monate waren ähnlich dicht gefüllt mit weltweiten Mattenauftritten. Gerade ist die Schwergewichtskämpferin (Klasse über 73 Kilogramm) mit der Nationalmannschaft in Astana in Kasachstan Dritte bei der Weltmeisterschaft geworden. Kurz zuvor nahm sie Silber bei der Europameisterschaft in Baku, Aserbaidschan, in Empfang. Ob sie wohl im Flugzeug so zwischen allen Welten jene Auszeit nimmt, die der Körper sich ab und an einfordert? „Nicht wirklich“, gesteht sie, tatsächlich Flugangst zu haben. Judo muss ihr wirklich viel bedeuten. Es ist ihr Leben, und daran ist die Sporteliteschule Heinrich-Heine-Gymnasium nicht unschuldig. 2007 trat dort Trainer Sergio Oliveira in ihr Leben. „Ein Jahr lang haben wir uns gehasst“, blickt sie mit einem Augenzwinkern zurück und zitiert seinen Spruch, den sie wohl noch ihren Enkeln weitergeben wird:„Judo ist kein Ballett“. Oliveira hat seiner Schülerin gnadenlos hartes Training verordnet, wollte nicht nur blitzsaubere Judotechniken sehen. Ihm ging es um Ausdauer, Schnelligkeit und vor allem um die Beweglichkeit. Oliveira formte aus ihr eine Spitzenkämpferin mit dem Willen, es bis nach oben zu schaffen. Er ebnete den Weg zur First Lady im Judo. Nach dem Abitur ging sie als Sportsoldatin nach Köln, studiert dort mittlerweile dank eines Stipendiums an einer Privatuniversität Medien- und Kommunikationsmanagement. Ein Vereinswechsel von Speyer, für den Külbs aber weiter in der Bundesliga kämpft, zum 1. Judoclub Zweibrücken schloss sich an. Stephan Hahn, den Zweibrücker Trainer, der ihr bereits an der Sportschule in Kaiserslautern zur Seite stand, beschreibt sie als wesentlichen Unterstützer in ihrer bisherigen Karriere. Ihm hat sie übrigens ihre erste Weltmeisterschaftsmedaille, Team-Bronze aus dem Jahr 2014, geschenkt. Ein Ankommen im Judo-Olymp ist extrem schwer. Nur der oder die Beste in Deutschland zu sein, reicht nicht, nicht mal innerhalb Europas. Im Judo dürfen je Gewichtsklasse nur die besten 14 der Weltrangliste bei den Spielen antreten. Genau das ist der Grund, warum Jasmin Külbs auf allen Judomatten der Welt anzutreffen ist. Ihr Traum, in Rio de Janeiro 2016 dabei sein zu können, ist schon fast wahr. „Ausgerechnet in Rio, der Heimat von Sergio“, sieht sie es als gutes Zeichen.

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