Zweibrücken Der Senfhengst ist stillgelegt

91-74905410.jpg

Mal brachial wie mit der Sauboll, mal fein und geschliffen wie mit dem Skalpell – was Humor, Handlung und Dialoge betrifft, bietet „Die Schneck vum Sinne Eck“ für jeden Geschmack die passende Zutat. Die Schauspieler von Jacks Bier Ensemble begehen mit dem Stück in diesem Jahr in ihre 19. Saison, die Premiere ist am 26. Dezember.

Zuvor muss aber noch kräftig geübt werden, damit Dialoge und Text richtig sitzen. Das haben die Proben vergangenen Monat gezeigt. Ensemble-Chef Ralf „Jack“ Gober ist allerdings guter Dinge und hat Mitte November große Fortschritte bemerkt, wie er gut gelaunt mitteilt. „Jetzt, mit mehr Textsicherheit, gehen wir ans richtige Spielen und arbeiten die Gags heraus. Wir haben noch jeweils 17 mal drei Stunden zum Proben, wenn du es dann nicht kannst, hörst du besser auf“, sagte er vor drei Wochen. Das Stück spielt in den 60er Jahren in den feinen Zweibrücker Kreisen, in denen sich auch Senffabrikant Wilhelm Pallmann (Gober) und seine sehr auf Sitte und Anstand bedachte Ehefrau Edeltraudt (Martina Stegner-Legner) bewegen. Nun war der gute Wilhelm in seinen jungen und wilden Jahren nicht ganz so anständig und sittsam wie er es heute vorgibt – und auch seine Kumpane Petschke Pekazett (Josef Reich) und Emanuel Tebatz (Ralf Denger) waren der Weiblichkeit in Gestalt der Schneck vum Sinne Eck (Sarah Seibert) nicht abgeneigt. Diese entpuppte sich allerdings als gewieftes Luder und schob jedem der Herren ein vermeintliches Kind unter, für das alle über 30 Jahre lang brav zahlten. Bis, ja, bis das Kind plötzlich in Gestalt des naiven Ossis Manfred Bitschel (Thomas Schmidt) erscheint und das Stück seinen Lauf nimmt. Das Original heißt „Die spanische Fliege“ und stammt von Franz Arnold und Ernst Bach. „Es wurde 1912 uraufgeführt und ist ein Dauerbrenner. Wir haben es im Mai in Frankfurt gesehen und herzhaft gelacht, da es sehr kurzweilig ist“, erzählt Ralf Gober. Damit das Publikum herzhaft lachen kann, wird fleißig geübt. Zum Beispiel das Küssen. Das sollte Thomas Schmidt eigentlich nicht schwerfallen, kann er das doch seit Jahren mit Gegenüber Sandy Nagel (spielt die Gerda) auch im echten Leben üben. Dennoch, den Mitspielern gefällt’s nicht so ganz. „Leidenschaftlicher“, ruft einer rein. „Heut’ geht’s um Textsicherheit, die Leidenschaft kommt später“, kontert Schmidt. Bei der Regie helfen sich die zehn Schauspieler und die Souffleusen gegenseitig, einen Regisseur gibt es nicht. Wer gerade nicht auf der Bühne steht, unterstützt mit Anweisungen. Etwa, wie man die richtige Mischung aus konservativ-sittsam und wilder, aber verflossener Jugend auf die Bühne bringt. Oder wie es Schmidt sagt: „Jack, du bisch de Senfhengscht. Abber de Hengscht is stillgelegt.“ Derweil liefern sich Josef Reich und Gober einen Dialog, wie ihn wohl jeder kennt, der einmal für ein Stück geprobt hat. Reich: „Oh Gott, die weeß alles.“ Gober: „Des sahsche jetzt es dritte Mol. Du sahsch: Oh Gott, die weeß alles, ich sah: Des geht schief.“ Reich: „Des geht schief.“ Gober: „Nee, des sah ich!“ Das Publikum kann sich auf witzige Dialoge, einige handfeste Auseinandersetzungen und ein paar deftige Flüche freuen, bei denen es meistens darum geht, eine Katze am Gesäß zu lecken. Außerdem auf einen bereits jetzt gespenstisch guten Ralf Denger, der im Stück den Geistlichen Emanuel Tebatz mimt. Eine Anspielung auf den Limburger Skandal- und Protz-Bischof Tebartz van Elst. Dessen irren Blick beherrscht Denger beängstigend echt. Und natürlich fehlen in dem rund eineinhalbstündigen Zweiakter auch nicht die Anspielungen auf das aktuelle städtische Geschehen wie etwa den bissigen Hund Wolfie.

x