Kreis Südwestpfalz Naturschutz mit Rindviechern

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Nachdem Helfer vom Biotop-Verein Beeden bereits seit Jahren die Blies-Auenlandschaft in ihrem Homburger Stadtteil erfolgreich mit Heckrindern und Wasserbüffeln hegen und pflegen, macht diese Idee jetzt in St. Ingbert Schule. Von Mai an werden acht Schottische Hochlandrinder aus der Herde des Landwirts Edgar Sander auf den Wiesen im Naturschutzgebiet zwischen der saarpfälzischen Stadt und Rohrbach friedlich grasen.

Angestoßen wurde die Initiative vom Naturschutzbund Nabu und der Naturlandstiftung Saar. Im Kern geht es darum, auf umweltgerechte Weise das weitere Verbuschen des 49 Hektar umfassenden Schutzgebiets zu verhindern, indem die zottigen Rinder dort weiden und den Pflanzenbewuchs kurz halten. Genau so, wie dies seit Jahren im Beeder Biotop vorexerziert wird. Dort hat sich die idyllische Auenlandschaft längst zum touristischen Ausflugsziel gemausert. „Auch für das Naturschutzgebiet zwischen Rohrbach und St. Ingbert darf man sich auf diese Weise einen touristischen Effekt versprechen“, sagt Eberhard Veith, Geschäftsführer der in Saarbrücken ansässigen Naturlandstiftung Saar. „Aber für uns steht natürlich der Umweltgedanke im Mittelpunkt.“ Denn das Gelände bei Rohrbach sei in den vergangenen Jahren arg vernachlässigt worden. Indem die Schottischen Hochlandrinder dort den Job als natürliche, schonende „Rasenmäher“ übernehmen, erhielten seltene Tierarten Gelegenheit, ihre verlorenen Lebensräume zurückzuerobern. Nach Veiths Worten sind es in erster Linie Wiesenvögel, deren Rückkehr man sich dort erhoffe – darunter Kiebitz, Wiesenpieper, Bekassine, Neuntöter, Schwarzkehlchen und Raubwürger. Vor Ort sollen Wanderer anhand von Infotafeln über das Projekt und die hier zu entdeckende Artenvielfalt aufgeklärt werden. Es sei ein „absoluter Glücksfall“, schwärmt der St. Ingberter Rathaussprecher Peter Gaschott, dass man sich des persönlichen Einsatzes des Landwirts Edgar Sander versichern dürfe: Dieser hält bereits seit Jahren auf seinem Hof im Stadtteil Sengscheid eine Herde Schottischer Hochlandrinder. „Viele Landwirte gibt es bei uns in der Gegend ja nicht“, meint Gaschott: „Da ist es umso schöner, dass sich Edgar Sander sofort bereiterklärt hat, sich mit acht Tieren am Naturschutzprojekt zu beteiligen. Das ist nichts, mit dem man Geld verdienen könnte“, fügt der Rathaussprecher hinzu: „Das ist etwas, das man schlicht und einfach wollen muss.“ Bei den Hochlandrindern handle es sich um eine sogenannte Robust-Rasse, die das ganze Jahr über im Freien gehalten werden könne, sogar im Winter. „Einen Stall brauchen die dort nicht“, erzählt Sander, der sich in einem Vertrag gegenüber der Stadt St. Ingbert, dem Nabu und der Naturlandstiftung zur Pflege der Rinder im Naturschutzgebiet verpflichtet hat. In den nächsten Tagen wird der Landwirt mit dem Bau eines Zauns um die Weide beginnen, damit sich die Rindviecher bei ihrer Suche nach saftigem Grün nicht verlaufen. War zunächst ein 20 Hektar großes Areal im Schutzgebiet zum Einzäunen vorgesehen, so werden zunächst nur 16 Hektar eingefriedet. Eberhard Veith begründet dies mit Vorbehalten einiger Grundbesitzer, denen Brach-Parzellen im Naturschutzgebiet gehören: „Die Hälfte des Gebiets gehört der Stadt St. Ingbert; da haben wir keine Schwierigkeiten. Der Rest ist in Streubesitz. Bevor wir da einen Zaun aufstellen können, ist es nicht immer leicht, die Eigentümer überhaupt zu ermitteln. Manche sind verstorben, andere haben Angst, dass ihnen etwas weggenommen werden soll.“ Veith zeigt sich aber zuversichtlich, dass in etwa drei Jahren zehn weitere Hektar Land das umzäunte Areal für die Hochlandrinder erweitern. Und mancher Trampelpfad zwischen Rohrbach und St. Ingbert, um dessen Fortbestand einige Anwohner fürchten, werde auch künftig nutzbar bleiben. Biosphärenmarkt Am 19. und 20. März kann man in St. Ingbert die Fremdenverkehrsmesse Saar-Lor-Lux Tourismusbörse mit verkaufsoffenem Sonntag besuchen. An beiden Tagen wird im Kuppelsaal des Rathauses jeweils von 10 bis 17 Uhr ein Biosphärenmarkt angeboten: Dort hat auch der Landwirt Edgar Sander einen Stand, an dem er selbsterzeugte Fleisch- und Wurstwaren aus seiner Rinderzucht verkauft.

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