Zweibrücken Kreisrunde Harmonie

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Es scheint sie doch zu geben, die geheimnisvollen Waldwesen. Wie sonst ist zu erklären, wenn man beim Spaziergang plötzlich auf geheimnisvolle Gebilde stößt? Sie sind aus natürlichen Materialien, aber nicht natürlichen Ursprungs. Die Lösung des Rätsels heißt Land-Art. Ein Vertreter dieser Kunst präsentiert im Zweibrücker Atelier Rinck Beispiele seines weltweiten Schaffens unter dem Titel „Roundabout“.

Die Rede ist von Karl Rudi Domidian, bekannt unter seinem Künstlernamen Hundefänger KRD. Seit 25 Jahren arbeitet der gebürtige Bad Kreuznacher ausschließlich mit Materialien, die er vor Ort vorfindet. Dass er seine Kunst auch humorvoll betrachtet, fällt gleich beim Betreten des Ateliers auf dem Rinckenhof auf. Mitten in den Raum hat Domidian einen Kreis aus Holzklötzen gestellt, garniert mit kleinen Grünpflanzen. Gefunden hat er die Materialien dieser Indoor-Land-Art gleich nebenan: im Brennholzlager von Jürgen Rinck. Und Grünpflanzen gibt es im ausgedehnten Gartengrundstück genug. Ganz augenscheinlich das Motto von Hundefänger KRD: „Ich komme mit leeren Händen, ich gehe mit leeren Händen. Dazwischen ist Kunst“. Ein Prinzip, dessen Ergebnisse in Form von Fotografien an den Wänden des Ausstellungsraumes zu sehen sind. Ein Rundgang durch die Ausstellung ist gleichzeitig eine kleine Weltreise. Denn Domidian hat auf der ganzen Erde seine Spuren hinterlassen. Neben Deutschland hat er Indien, die USA und Schottland bereist und Kunst aus allem gemacht, was er dort vorgefunden hat. Dabei entstehen die Arbeiten nicht willkürlich an einem beliebigen Ort. Vielmehr komponiert der Künstler seine Formen und Strukturen in Harmonie mit der Umgebung. Dadurch wirken gerade die in Zweibrücken gezeigten Kreisformationen fast wie natürlich gewachsen. Mit naheliegenden Bäumen kann ebenso eine bemerkenswerte Symmetrie entstehen wie mit entfernten Land-Marken wie Bergen oder sogar Gebäuden. So kontrastiert ein mit minimalen Mitteln geschaffener filigraner Kreis mit der massiven, kunstvoll gestalteten Mauer eines schottischen Klosters. Die Land-Art-Objekte von Hundefänger KRD sind sicherlich nicht für die Ewigkeit konzipiert. Dennoch gibt es Arbeiten, die seit Jahren Akzente in der Landschaft setzen. So ist in der Umgebung des Rinckenhofs immer noch ein Holzkreis aus dem Jahr 2012 zu sehen. Den hat Domidian bei seinem jüngsten Aufenthalt anlässlich der Vernissage aber neu geschaffen. Denn seit einiger Zeit wurde normierte Ordnung in die Kunst gebracht und in der Landschaft werden Kreise mit einem festen Maß hinterlassen. Dabei sind Kreise längst nicht die einzigen Formen, die der Künstler schafft. Aber wie der Titel der aktuellen Werkschau „Roundabout“ aussagt, hat sich Domidian auf dem Rinckenhof auf Kreise konzentriert. Die sind manchmal sogar aus Steinen beachtlicher Größe und wirken wie Relikte aus archaischen Zeiten. Dass sich dieses scheinbar so unvergängliche Material über Nacht in Luft auflösen kann, hat der Hundefänger in Indien erlebt. Dort trug er mithilfe netter Assistenten eine große Menge Steine zusammen und formte sie zu einem ausgefüllten Kreis. Doch bereits am nächsten Tag war von der mühevollen Arbeit keine Spur mehr zu sehen. Offensichtlich hatte sich ein baufreudiger Zeitgenosse über den einladenden Vorrat gefreut. Das ist auch eine Art von Kommunikation, die Karl Rudi Domidian mindestens ebenso wichtig ist wie die Arbeiten selbst. In aller Welt sucht er den Kontakt zu den Menschen und diskutiert mit ihnen über seine Tätigkeit. Dadurch nähern sich fremde Ansichten und Kulturen an und finden zu ganz neuem Verständnis. Ausstellung —„Roundabout – Land-Art in aller Welt von Hundefänger KRD“; Zweibrücken, Atelier Jürgen Rinck, Rinckenhof 1, bis 14. Mai. —Unter der Telefonnummer 06332/907094 (Jürgen Rinck) kann man sich zu einem Besuch anmelden. Ein Katalog (zwölf Euro) ist vor Ort erhältlich. Informationen auch unter www.hundefaenger.de.

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