Speyer Zweiter Domorganist Christoph Keggenhoff geht in Ruhestand
Was ist die Musik, die in den Speyerer Dom historisch gehört? Klar, der Gregorianische Choral, die einstimmige Musik des Mittelalters, die bis heute ungebrochen gepflegt wird und die die Basis der Musik im Abendland ist.
Seit 1995 widmet sich ihr die Schola Cantorum Saliensis, ein auf das Singen der Gregorianik spezialisiertes Ensemble. Gegründet hat sie der damalige Domkantor Christoph Keggenhoff, der seit 2010 als Zweiter Domorganist wirkt. 1991 begann der Kirchenmusiker seine Tätigkeit am Dom zu Speyer. Heute ist sein letzter offizieller Arbeitstag, Christoph Keggenhoff geht in den Ruhestand.
Große Meisterschaft als Organist
Im Herbst 2022 feierte die Schola mit Corona-bedingter Verzögerung ihr 25-jähriges Bestehen bei einem Konzert in der Krypta. Dabei zeigte das von Christoph Keggenhoff geleitete Ensemble seine Verbundenheit mit dem Choral und seine Stilsicherheit in der besonderen Vortragsweise dieser zunächst einstimmigen Musik. Sehr schön war auch der Vortrag von Gesängen aus dem seinerzeit sehr berühmten Speyerer Gesangbuch von 1599. Dazu gibt es auch eine CD, eine der von mehreren, die Christoph Keggenhoff eingespielt hat. Vor allem hat der Kirchenmusiker natürlich Werke für sein Instrument, die Orgel, eingespielt – auf verschiedenen Orgeln. Zwei sehr eindrucksvolle Aufnahmen entstanden an den neuen Orgeln im Dom, zuletzt 2018 das Album „Calvaire – Resignation und Hoffnung“ mit einem sehr besonderen und anspruchsvollen Programm. Hier zeigt Christoph Keggenhoff seine große Meisterschaft als Organist und seine ausdrucksvolle Gestaltung von Orgelwerken ganz unterschiedlicher Art.
Auch in vielen Orgelkonzerten im Dom zu Speyer, an anderen Orgeln im Bistum sowie bei Auftritten im In- und Ausland hat er von seiner Kunst nachdrücklich Zeugnis abgelegt.
Konzerte in der Neuen Welt
Sehr oft spielte er an großen Orgeln in den Vereinigten Staaten, auch in Belgien, Frankreich oder der Ukraine gab er Konzerte. Im Juli dieses Jahres gastierte er beim Festsommer in Rottenbuch an der sagenhaften, 2022 von Klais restaurierten Freywis-Orgel in der wundervollen Kirche Mariä Geburt. Der nächste Organist bei diesem Festival war dann Weltstar Olivier Latry aus Paris: Das war kein Zufall.
Christoph Keggenhoff wurde 1957 in Mainz geboren und studierte katholische Kirchenmusik an der dortigen Johannes Gutenberg-Universität. 1985 legte er das A-Examen in Kirchenmusik ab. Anschließend absolvierte er die künstlerische Ausbildung im Fach Orgel an der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst Mannheim und war zugleich als hauptamtlicher Kantor und Organist in Bonn-Bad Godesberg tätig.
Im Bistum Zeichen gesetzt
1991 wechselte er dann an den Kaiserdom in Speyer. Dort wirkte er als Domkantor und dann als Zweiter Domorganist sowie als Leiter der Schola Cantorum Saliensis. Von 1998 bis 2013 unterrichtete er am Bischöflichen Kirchenmusikalischen Institut. Seit 1991 ist er Orgelsachverständiger, seit 2013 Leiter des Referats Orgelbau der Diözese Speyer. Seit 2009 ist er Vorsitzender der „Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands“ (VOD). Er schrieb als sehr sachkundiger Autor Fachartikel zum Thema Orgel, war Mitglied der Kommission für den Orgelneubau am Dom zu Speyer. Das heißt, dass zum Beispiel bei der Disposition der neuen Orgel Ideen von ihm eingeflossen sind.
In seiner Funktion als Orgelsachverständiger hat er im ganzen Bistum Speyer Zeichen beim Neubau oder der Restaurierung von Orgeln gesetzt.
Christoph Keggenhoff setzt sich auch für ein vergessenes Repertoire ein. Unter anderem spielt er Orgelwerke des zu Unrecht wenig beachteten Komponisten Heinrich Kaminski.