Speyer Wohin mit Kind und Kegel?

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Fieberhaft sind Mieter der Ludwigstraße 13 auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Bis 31. Dezember müssen Vereine, „Juma“ und Reformschule umziehen. Der Käufer will dabei helfen. Er plant auf dem 1497-Quadratmeter-Areal Wohn- und Büroflächen.


„Ein Umzug in den Weihnachtsferien wäre der Supergau“, beschreibt Carolin Kremer, Vorstandsmitglied der Reformschule, das Dilemma, aus dem sich bisher kein Ausweg angekündigt habe. Ein räumlicher Wechsel für aktuell 18 Schüler im laufenden Schuljahr sei zwar möglich, aber denkbar schwierig. Eltern künftiger Erstklässler zögerten noch mit der Anmeldung ihres Kindes an der Reformschule, weist sie auf viel Unsicherheit hin, die die kleine Schule an ihre Grenzen bringe. „Wir brauchen möglichst noch vor den Sommerferien eine neue Adresse mit kleiner Freifläche in Speyer oder Stadtnähe“, weist Vorstandsmitglied Nadine Steiger auf benötigte Gruppen- und Fachräume sowie vier vorgeschriebene Toiletten und eine kleine Küche hin. „Oft war der fehlende Schulhof das K.-o.-Kriterium“, berichtet sie von Gründen für bisher gescheiterte Umzugs-Anläufe. Mit der Stadt seien sie wöchentlich in Kontakt. Auf freigewordene Räume im Pädagogischen Landesinstitut hätten sie lange Zeit gehofft. Letztlich vergeblich. „Wir sind an verschiedenen privaten Objekten dran. Konkret hat sich aber noch nichts ergeben“, sagt sie zur aktuellen Lage. Sie rechne mit doppelt so hohen Kosten wie in der Ludwigstraße, bleibe aber optimistisch, sagt Steiger. „Wir sind kreativ und kompromissbereit.“ „Sofort nach der Zeitungs-Berichterstattung über den Verkauf hat der Investor unsere Räume vermessen“, berichtet die Leiterin des Straffälligenprojekts „Junge Menschen im Aufwind“ (Juma), Christiane Schneider. Vom ersten Schock über das überraschende Aus in der Ludwigstraße hätten sie sich inzwischen erholt. Eine konkrete Alternative sei noch nicht in Sicht. Aktuell stünden sie in Verhandlungen mit dem Eigentümer eines Hauses in Speyer und dem privaten Vermieter eines Objekts in Stadtnähe, fasst Juma-Vorsitzende Irmgard Münch-Weinmann aktuelle Aktivitäten zusammen. „Die Lage ist in beiden Fällen gut. Alles steht und fällt mit der Finanzierung“, sagt die Vorsitzende. Küche, Sozialraum, Lager, Waschgelegenheiten, Werkstatt und Büro seien für das Projekt von zentraler Bedeutung, betont Schneider. „Auf den Billardtisch könnten wir zur Not verzichten.“ Juma könne Pflege und Instandhaltung des künftigen Domizils in die Waagschale legen. „Wir suchen gleichzeitig nach Notlösungen für den Fall, dass wir am 31. Dezember noch keine feste Bleibe haben“, berichtet Münch-Weinmann. Zwischen Juma und der Reformschule sei in den vergangenen Jahren viel zusammengewachsen, erzählt Schneider von gemeinsamen Aktivitäten wie Plätzchenbacken zu Weihnachten oder der Rettung eines aus dem Nest gefallenen Baby-Turmfalken. „Unser Umzug steht unmittelbar bevor“, berichtet Sebastiano Liistro vom italienischen Familien- und Gewerkschaftsverein vom geplanten Einzug in ein Zimmer in der Herdstraße spätestens Anfang Juli. „Die Kosten sind allerdings höher als in der Ludwigstraße“, weist er auf den Wermutstropfen hin, der sein Angebot gefährden könne. Seit über 35 Jahren unterstütze er Speyerer Italiener kostenlos bei Ausweisangelegenheiten im Konsulat oder Problemen mit Ämtern, beschreibt Liistro seine Tätigkeit. „Wir haben bis jetzt noch keine Alternative gefunden“, sagt Daoud Hattab, Präsident des Speyerer Karneval-Vereins (SKG). Erst kürzlich habe der Verein viel Geld in die Renovierung der Räumlichkeiten gesteckt und eine neue Küche eingebaut. „Jetzt müssen wir von vorne anfangen und einen neuen Platz für Archiv, Büro und Sitzungszimmer finden“, sagt Hattab. „Es ist ja noch Zeit“, sagt Sebastian Johann, Geschäftsführer der Investorengruppe, die das Areal Ludwigstraße 13 für 1,75 Millionen Euro von der Stadt gekauft hat, auf RHEINPFALZ-Anfrage zu eventuellen Überbrückungsmöglichkeiten für die Mieter. „Wir und die Stadt gehen davon aus, dass es am Jahresende einen reibungslosen Übergang gibt.“ Die Käufer hätten viel in die Planung investiert, weist er auf die Absicht der Investoren hin, das Projekt ab 2015 zügig zu entwickeln. Grundsätzlich liege die Verantwortung bei der Stadt, die Gebäude bis zum Stichtag für die geplanten Bauarbeiten vorzubereiten, betont Johann. „Es werden sicherlich Lösungen für alle gefunden.“ Im Bedarfsfall wollten die Investoren dabei behilflich sein, sagt er Bereitschaft zu aktiver Unterstützung der Mieter in den Monaten zu. (kya)

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