Speyer Wochenchronik:

Die Nachricht der Woche kam aus den französischen Alpen. Es ist eine schreckliche. Es ist die vom Absturz der Germanwings-Maschine mit 150 Toten, darunter viele Deutsche. Speyerer sind nicht darunter. Aber es gibt erstaunlich enge Bezüge. In dieser Woche ist eine Gruppe von Schülern aus Madrid vom Schüleraustausch-Programm aus Speyer nach Spanien zurückgekehrt. Alle sind zum Glück unversehrt angekommen. Irgendwann fliegen Speyerer Schüler nach Madrid. Der Chef der Firma PFW, Jordi Boto, selbst Spanier, hat mehrfach in der Unglücksmaschine gesessen. Sein Unternehmen baut Teile für Flieger dieses Typs. Die abgestürzte Maschine trug einmal den Namen „Mannheim“, als sie noch der Lufthansa-Flotte angehörte. Es ist manchmal zum Verzweifeln, wie nah wir uns alle gekommen sind in der globalisierten Welt. Dem erschütternden Ereignis sind wir alle ausgeliefert. Seit die wohl wahrscheinliche Ursache bekannt ist, ist uns unsere Hilflosigkeit nur noch bewusster. Hilflos ausgeliefert sehen sich viele Bauherren den Vorschriften des Brandschutzes. Manch ein Projekt ist darüber schon gestolpert. Erinnert sei nur daran, dass die Heiliggeistkirche auch wegen fehlender Fluchtwege geschlossen werden musste. Jetzt steht das Thema dick auf der Tagesordnung der Stadt. Der gehören einige Gebäude und sie ist für viele verantwortlich. Verwaltung, Schulen und Kitas zählen dazu. Es ist gut, dass die Stadt das im Einzelnen überprüft und den Bedarf sortiert. Die Vorschriften gelten, sie sind zu erfüllen, aber es gibt Spielräume dabei. Diese verantwortlich zu nutzen, ist Aufgabe aller damit befassten Fachleute. Sonst wird der Brandschutz zu dem „Totschlagargument“, als das er schon verschrien ist. Apropos Brandschutz: Als sensibler Ort gelten Stadt und Brandschutzsachverständigen die als Fahrradkeller gebauten und heute unter anderem als „Theaterkeller“ genutzten Räume unter dem Doppelgymnasium. OB Hansjörg Eger hat deshalb schon zu zurückhaltender Nutzung aufgerufen, solange die Situation nicht auf den heute erforderlichen Stand saniert ist.Davon lassen sich aber echte „Purrmänner“ das Leben nicht vermiesen. Die Mathematik-Forscher-Nacht unter dem Titel „Schlaflos in der Welt der Zahlen“ starteten sie – natürlich – mit einer zentralen Veranstaltung im Theaterkeller. Das könnte auch den OB ein wenig um seinen Schlaf gebracht haben. Vielleicht konnte er wenigstens ein paar Mathe-Aufgaben lösen. Die Lage toll, das Leben ruhig, die Wohnungen schön: das ist der Stadtteil Vogelgesang. Und trotz dieser guten Voraussetzungen droht dem Gebiet, was der SPD-Fraktionsvorsitzende Walter Feiniler in dieser Woche im Stadtrat ausgesprochen hat: Verödung. Kein Geschäft, kein Wochenmarkt, keine kleine Kneipe in einer Straße. Schlafstadt pur, mit immer älter werdenden Bewohnern. Ein Zeichen der Entwicklung. Mehrere Anläufe gab es schon, den schlafenden Stadtteil wieder wachzuküssen. Es gab das Bemühen, den leerstehenden früheren Drogeriemarkt wiederzubeleben, andere Geschäfte anzusiedeln, die Bäckerei-Filiale zu erhalten. Bisher fruchtlose Appelle und Versuche. Jetzt ist wieder ein Wochenmarkt angeregt. Klingt gut, aber auch ein wenig nach letzter Hoffnung – siehe Heinrich-Lang-Platz in Speyer-Nord. Denn solange keiner mitspielt, sprich keine Bereitschaft dazu da ist, zum Beispiel am Platz der Stadt Ravenna Immobilien so umzubauen, dass darin wieder ein ausreichend großer Laden eröffnen kann, ist das zwar legitim. Der schöne Platz bildet aber auch deswegen eine Einöde. Was er nicht verdient hat. Nun setzt die Stadt auf die für Bebauung frei werdenden Flächen am Priesterseminar. Wenn dort ein Supermarkt hinkommt, weckt das den Ravenna-Platz auch nicht aus dem Dornröschenschlaf. Ihm droht eher, noch mehr abgehängt zu werden. Was wird aus der kreisfreien Stadt Speyer, wenn die Landespolitik die zweite Stufe der Kommunalreform anpackt? Dabei soll über die Zusammenlegungen von Landkreisen nachgedacht werden und über die Rolle der kreisfreien Städte. Speyer zum Beispiel hatte ja mal einen Kreis. Und in den Köpfen vieler Bewohner von Stadt und Umlandgemeinden gibt es ihn immer noch. Denn er hat funktioniert. Als „Stadtkreis“ ist er vor zwei, drei Jahren auch mal wieder in der politischen Diskussion aufgetaucht, ohne ihn je konkret zu definieren. Nun aber kamen von unerwarteter Seite Hinweise darauf, wie die kommunalreformierte Zukunft aussehen könnte. Telekom-Projektmanager Volker Heieck, der die neue schnelle Internetverbindung für Speyer vorstellte, sprach unverhohlen von den „Speyerer Vororten Römerberg und Otterstadt“. Der OB freute sich: „Gut, dass das von Ihnen kommt. Ich habe das nicht gesagt“, reagierte er. Aber wohl gedacht. Mit Eingemeindungen könnte die Reform durchaus im Sinne Speyers abgehakt werden. Bliebe noch die Frage, wer sich da dann in wessen Bett legen müsste. Die alljährliche Versammlung der Speyerer Jagdgenossen Anfang der Woche dürfte mit Blick auf den Zeitaufwand eine der „leichtesten Übungen“ für Oberbürgermeister Eger gewesen sein. Konnte er doch die Zusammenkunft 2015 mit ihren zehn Tagesordnungspunkten bereits nach exakt 31 Minuten beenden. „Rekord“ war das aber freilich nicht. Zu Christian Roßkopfs Zeiten als Jagdvorsteher wurden solche Versammlungen schon in 20 Minuten abgeschlossen. „Damals gab es den Punkt ,Feldwege-Ausbau, Grabenreinigung und Heckenschnitt′ noch nicht. Der hält halt auf“, begründete Eger seinen Malus. Engagement – ob ehrenamtlich oder beruflich – kosten Zeit. Das hat auch Uwe Wöhlert, gerade zum Chef des Verkehrsvereins gewählter „Engagierter“ und darüber hinaus vielfacher Ämterinhaber, noch einmal neu erfahren müssen. „Immerhin 81 Termine“ habe er im abgelaufenen Jahr als VVV (Verkehrs-Vereins-Vorsitzender) wahrgenommen, sagte er in der Versammlung. Was OB Eger im Hinblick auf seine dienstlichen Verpflichtungen locker konterte: „Die Alternative dazu wäre mein Job.“ Eine Zahl nannte er wohlweislich nicht. Wöhlert würde ganz schnell blass.

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