Speyer Wir können auch anders

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„Trommelnder Hexenmeister“, „überschäumende Musizierfreude“, „Bläsermusik, wie Sie sie noch nie gehört haben“ – der Auftritt des Ditzner Twintetts am Samstagabend im Speyerer Zimmertheater war fulminant angekündigt worden. Doch hielt das Trio das Versprechen?

Die große Freude war Roland Vanecek anzumerken: „Ein richtig volles Haus ist geil.“ Schon manche gute Band musste im Zimmertheater vor einer Handvoll von Leuten spielen. Aber an diesem Abend wurden alle 65 Karten verkauft – auch, weil es nicht der erste Auftritt der Musiker war. „Wir haben noch Stühle dazu gestellt“, berichten die Veranstalter. Das Publikum feiert die drei Musiker nach zwei Stunden mit Beifall im Stehen. Roland Vanecek steht zusammen mit seinem eineiigen Zwillingsbruder Bernhard auf der Bühne. Roland spielt Sousaphon, eine überdimensionale Tuba, deren Rohrwindungen sich wie eine große goldene Schlange um den Körper des Künstlers winden. Sein Bruder Bernhard trägt die Haare kurz geschnitten, hat ein Superman-T-Shirt an und spielt Posaune. Am Schlagzeug begleitet Erwin Ditzner die beiden. Obwohl alle Künstler über 40 Jahre alt sind, liegen Generationen zwischen ihnen. „Als 15-Jähriger bin ich Erwin Ditzner nachgereist, um ihn spielen zu hören, und heute stehe ich mit ihm auf der Bühne“, erzählt Roland Vanecek. Verstaubt, provinziell – das Image von Blasmusik könnte besser sein. Das Ditzner Twintett will zeigen, dass es auch anders geht, dass Blasinstrumente auch modern klingen können. „Wir spielen heute Abend ein Programm aus allem: Jazz, Weltmusik und Klassik.“ Darunter ist sogar eine Komposition von Hildegard von Bingen. Das Konzert ist rein instrumental, alles dreht sich um Rhythmus und Klang. Bernhard Vanecek experimentiert mit seiner Posaune und hält eine Tasse oder den abgetrennten Gummikopf eines Ausgussreinigers vor den Trichter des Instruments. Präsentiert werden auch Eigenkompositionen. „Das Stück ’Shades of Grey’ habe ich vor sechs Jahren geschrieben“, sagt Bernhard Vanecek. „Damals hatte meine Frau das Buch von einer Freundin ausgeliehen, aber ich kannte es gar nicht und konnte auch nicht ahnen, dass es mal so ein Erfolg werden würde.“ Das Lied sei jetzt bei der Gema unter diesem Titel registriert. „Wahrscheinlich wurde das Buch aufgrund meiner Komposition so ein Erfolg“, spaßt er. Einige Stücke holen die Ferne nach Speyer – mit Klängen aus Schweden oder Mazedonien. Ein Lied spielt Erwin Ditzner auf drei Quietsche-Schweinen aus Gummi. Der Abschied fällt den Künstlern und dem Publikum schwer: „Wir würden mit jedem von Ihnen nach Hause gehen und dort weiterspielen“, sagt Bernhard Vanecek – und weist darauf hin, dass auch ein Musiker nicht von Tönen satt werden kann: „Kaufen Sie eine CD von uns, dann haben Sie immer gute Laune.“

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