Speyer Viele fragen nach dem Weg

Hat den Überblick und bewahrt die Nerven: Kornelia Isselhard muss auch mal aufgeregte Gäste beruhigen, die Probleme bei der Anre
Hat den Überblick und bewahrt die Nerven: Kornelia Isselhard muss auch mal aufgeregte Gäste beruhigen, die Probleme bei der Anreise hatten.

Kornelia Isselhard ist eine von mehreren Pförtnern an der Universität in Speyer. Sie mag es, wenn viel los ist. Die Aufgaben sind vielfältig. Langeweile kennt sie nicht.

Es ist Nachmittag. Noch haben die Vorlesungen in der Universität Speyer nicht angefangen und bei Kornelia Isselhard an der Pforte am Haupteingang ist es vergleichsweise ruhig. „Das ändert sich nächste Woche, wenn das neue Semester beginnt, schlagartig“, erzählt die 57-jährige Gommersheimerin. Sie arbeitet seit eineinhalb Jahren als Pförtnerin in der Nachmittagsschicht. Im Moment noch von 10.30 Uhr bis 19 Uhr, ab nächste Woche von 13 bis 22 Uhr. Die Arbeitszeit habe so ihre Vorteile, findet sie. „Man hat vormittags Freizeit.“ Zu dem Job ist sie gekommen „wie die Jungfrau zum Kind“, erzählt sie. Ursprünglich habe sie in der Mensa gearbeitet, sich dann aber auf die Pförtnerstelle beworben, weil sie sehr gerne mit Menschen umgeht und es in diesem Job nie langweilig wird. In der vorlesungsfreien Zeit finden viele Tagungen und Fortbildungen in der Uni statt. Isselhard wird dann ganz oft nach dem Weg gefragt. Wo geht es in den Hörsaal? Wo ist das Tagungsbüro? Sie empfängt Gastdozenten und Besucher, beruhigt aufgeregte Gäste, die Probleme bei der Anreise hatten, bestellt Taxis und gibt abends, wenn die Pforte des benachbarten Gästehauses schon geschlossen hat, Schlüssel für die Zimmer aus. „Immer wieder kommt es vor, dass sich jemand aus seinem Zimmer aussperrt. Auch da werde ich gefragt“, sagt sie. Außerdem gehört es zu ihrer Aufgabe, tausende von Einladungen zu Fortbildungen zu kuvertieren und frankieren. Die Verteilung der Post für die verschiedenen Dozenten gehört auch zu ihren Aufgaben. Während des Semesters geht es dann oft zu wie im Taubenschlag. „Wenn viel los ist, fühle ich mich am wohlsten“, sagt Kornelia Isselhard. Es gebe immer häufiger Fragen nach dem Weg. In der Regel kann Isselhard weiterhelfen. „Wir hatten aber auch schon Leute hier, die zur Volkshochschule wollten“, erzählt sie und schmunzelt. Isselhard schaltet die Mikrofone in Audimax, Aula oder Hörsaal ein, gibt Funkmikrofone oder vorbestellte Kopien aus der Druckerei an Dozenten aus. Vortragende und Studierende holen Fernbedienungen für die Deckenbeamer in den Sälen, Laptops oder Adapter bei ihr ab. Verspätet sich mal ein Gastdozent oder fällt die Vorlesung aus, dann gibt Kornelia Isselhard das bekannt. Es kommt auch vor, dass prominente Politiker an ihrer Pforte vorbeigehen. „Thilo Sarrazin, Malu Dreyer, Doris Ahnen und Günther Oettinger waren schon hier – und Mitglieder des Europaparlamentes“, erzählt sie. Viel zu tun hat sie mit den prominenten Gästen aber nicht. Kornelia Isselhard und ihre Kollegen sind ausgebildete Ersthelfer. In der Pforte befindet sich auch ein Defibrillator. Die Pforte ist auch Telefonzentrale der Universität. Die freundliche Frau hat alles im Blick: den Monitor mit den Bildern der Kameras an den Eingängen und der Aula, das Telefon, den PC, in dem sie alle wichtigen Informationen findet. Und wenn tatsächlich mal nicht viel zu tun sein sollte, genießt sie den Blick auf die schöne Grünanlage vor der Pforte. „Da sind oft Hasen, Eichhörnchen und Vögel. Es ist schön, dass es da so grün ist, besonders im Sommer“, sagt sie. Die Serie Ohne Pforte geht es (noch) nicht in vielen Firmen und Organisationen. Die „Pförtner“ haben aber noch viel mehr Aufgaben, als den Türöffner zu drücken. Wir stellen Menschen und Aufgaben vor.

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