Speyer Vereint in der Liebe zur Literatur

Premiere vor heimischem Publikum feiert die zu Jahresbeginn gegründete Speyerer Literaturgruppe „Textträumer“ mit einem „kulinarischen Leseabend“ am Donnerstag, 17. Juli, 18.30 Uhr, im Restaurant „Anglerstubb“ im Binsfeld. Zum Drei-Gänge-Menü von Küchenchef Stefan Mohr gibt das Frauenquartett literarische Kostproben.

Katharina Mattich, Karin Firlus, Susanna Hedrich und Maria Knüttel sind sich einig: „Wir kommen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen, aber uns eint die Liebe zur Literatur. Deswegen ist diese Gruppe zustande gekommen.“ Seit Januar treffen sich die vier Frauen unterschiedlicher Generationen jeden ersten Mittwoch im Monat. Einen ersten gemeinsamen Auftritt zum Muttertag in Lampertheim haben die Vier erfolgreich gemeistert. Über Literatur sprechen, zu diskutieren, sich gegenseitig eigene Texte vorzustellen und konstruktive Kritik zu üben ist Inhalt der Treffen. Beliebt sind besonders die Ratschläge des ältesten Mitglieds, der 85-jährigen Katharina Mattich. In Landesbibliothek und Seniorenbüro hat die seit 1952 in Deutschland lebende Lyrikerin aus dem donauschwäbischen Banat in Rumänien schon gelesen. Drei eigene Gedichtbände hat sie publiziert, viele Gedichte veröffentlicht, zahlreiche Literaturpreise gewonnen. „Ich bräuchte zehn Hände, um so schnell zu schreiben, wie ich denke“, sagt sie. Seit frühester Kindheit schreibt sie, manchmal auch heute noch fünf Gedichte am Tag. Susanna Hedrich, ihre donauschwäbische Landsmännin aus dem Ort Jahrmarkt im Banat, hat ihr erstes Gedicht zum 50. Geburtstag ihres Mannes vor acht Jahren verfasst. Dabei entdeckte sie ihre Leidenschaft für heitere, geistreiche Gedichte, die sie seither zu Festanlässen für Freunde und Familienmitglieder verfasst. Mit dem Schreiben von humorvollen Gedichten über das Leben oder ihre Heimat hat sie einen literarischen Ort gefunden, um dem Alltag zu entfliehen. Die Treffen mit den „Textträumerinnen“ genießt sie: „Wir sind auf einer Wellenlänge und wollen eigene, literarische Ideen verwirklichen“. Karin Firlus beispielsweise arbeitet derzeit neben Kurzgeschichten und Gedichten an einem Roman. An den Tag, an dem sie zu schreiben begann, erinnert sie sich genau: „Es war der 29. Mai 2008 – der Tag, an dem ich den Füller meines verstorbenen Vaters fand“. Mit dem Füller und der noch nicht vertrockneten Tinte flossen die Gedanken und Ideen. „Seither ist Schreiben wie ein Zwang. Ich muss es einfach machen“. Dabei entsehen auch Märchen für ihre Enkel. Märchen, die deutsche und russische Kultur vereinen, verfasst auch die Jüngste im Bunde, die aus Sankt Petersburg stammende Maria Knüttel, für ihre beiden Söhne. „Mit 15 habe ich begonnen zu schreiben, zuerst auf Russisch. Seit ich 2002 nach Deutschland kam, nur noch auf Deutsch“, erzählt sie. Das Verfassen von Gedichten, Geschichten und Märchen ist für sie eine Flucht in eine „Fantasiewelt, in der die Außenwelt nicht existiert“. In der Alltagswelt verfasst die Diplom-Ökonomin, die in diesen Tagen ihren Doktor an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften ablegt, wissenschaftliche Publikationen. Derzeit arbeitet sie an einem Buch über die „Wirtschaftliche Entwicklung Russlands im 20. Jahrhundert“.

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