Speyer Unterwegs mit drei Organisten

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Sich von Speyerer Kirchenorganisten von Gotteshaus zu Gotteshaus und von Instrument zu Instrument geleiten lassen – diese Möglichkeit hat der sechste Orgelspaziergang am Sonntagnachmittag geboten. Viele Besucher gingen mit – von der Gedächtniskirche über die St. Josephskirche zum Dom.

Im Sinne des „Ökumenischen Kantorenkonvents“ Speyer als Veranstalter ging es sehr ökumenisch zu: So spielte Domorganist Markus Eichenlaub im „protestantischen Dom“, der Gedächtniskirche. Dafür musizierte sein Kollege Robert Sattelberger, der sonst diesen Platz einnimmt, in der St. Josephskirche. Der Sitz an der Domorgel blieb mit Eichenlaubs Stellvertreter Christoph Keggenhoff katholisch besetzt. Zwar blieb die Dreifaltigkeitskirche, sonst ebenfalls Station des Orgelspaziergangs, diesmal wegen Renovierung geschlossen. Trotzdem war sie in gewisser Weise dabei: Wie in den Jahren zuvor sind die eingegangenen Spenden für die Renovierung ihrer Barockorgel bestimmt. Etwa 25.000 Euro kamen nach Sattelbergers Angaben durch die Orgelspaziergänge bisher dafür zusammen. Jedes der drei kleinen Teilkonzerte umfasste drei Stücke und dauerte ziemlich exakt eine halbe Stunde. Eichenlaub stellte in der Gedächtniskirche den thüringischen Romantiker Johann Christian Heinrich Rinck dem früheren New Yorker Organisten Horatio Parker und dem Franzosen Jean Langlais gegenüber. Drei Länder, drei Musikepochen, drei Stile: Rincks „Flötenkonzert“ in F-Dur verwendet nur Flötenregister und stellt sie als Solo den kraftvollen Tutti-Teilen gegenüber. Das Stück wirkt sehr „klassisch“ und erinnert etwas an Haydn. Auch Parkers „Allegretto“ aus seiner Sonate es-Moll ist eher romantisch und wirkt sehr „europäisch“, obwohl es ein gutes Stück jünger ist. Mendelssohn wie Brahms hatten den Amerikaner geprägt, der seinerseits als Universitätsdozent einen wesentlichen Einfluss auf amerikanische Komponisten ausgeübt hatte. Langlais’ „Chant du Paix“ und „Fète“ klangen wie eine Festmusik, die mal von Nahem, mal aus der Ferne zu hören ist. Sattelberger spielte in der St. Josephskirche Bachs „Toccata und Fuge in d“. Mit Dietrich Buxtehude („Toccata in d“) präsentierte er darüber hinaus einen Komponisten, der Bach beeinflusst hatte, und mit Felix Mendelssohn-Bartholdys Sonate in f-Moll einen, der von ihm beeinflusst worden war. Im Dom schließlich rahmte Keggenhoff den Choral mit neun Variationen, „Was Gott tut, das ist wohlgetan“, vom barocken Johann Pachelbel mit Max Regers Toccata in d-Moll und dem gewaltigen Choralwerk Nr. 3 in a-Moll des französischen Romantikers César Franck.

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