Speyer Unkluger Wischer durch Dausends Gesicht

Hohe Ballkunst: Mechtersheims Torschütze Kazuaki Nishinaka (vorn) und Völklingens überragender Jan Issa setzten die Akzente.
Hohe Ballkunst: Mechtersheims Torschütze Kazuaki Nishinaka (vorn) und Völklingens überragender Jan Issa setzten die Akzente.

«VÖLKLINGEN.»Der Modellathlet im Mechtersheimer Kasten schien geschrumpft und merklich an Masse einzubüßen. Vielleicht war’s der gesenkte Kopf? Peter Klug wusste sofort, wie unklug sein Wischer durch Felix Dausends Gesicht war. Rot für den TuS-Keeper, Übergewicht für Ex-Regionalligist Röchling Völklingen. Und doch hätten die Römerberger das Oberliga-Spitzenspiel nicht 1:3 (1:1) verlieren müssen (RHEINPFALZ am SONNTAG berichtete).

Vor fast 40 Jahren hat die altehrwürdige Röchling-Arena zum letzten Mal Zweit-Bundesliga-Fußball gesehen. Anno 1980 schien – so mutet es bei Fernseh-Mitschnitten aus der Fußball-Mottenkiste an – der Deutschen liebster Ballsport weitgehend aus wenigen 40-Meter-Pässen, dafür vielen Kunst- und Verschnaufpausen zu bestehen. Tempo ist anders. Was am Samstag die fünftklassig agierenden Kicker an derselben Spielstätte in der Saar-Hüttenstadt zeigten, war nicht typisches Oberliga-Tempo. Das war auf Top-Niveau, der Regionalliga-würdig. „Ich hab’ von der Intensität noch kein besseres Oberliga-Spiel gesehen“, wunderte sich Ralf Schmitt. Keinerlei Vergleich zum Saar-Auftritt zuvor in Dillingen, wo die TuS-Equipe glatt zwei Klassen schlechter spielte – und Schmitt, ihr Coach, mächtig sauer war. „Heute bin ich entspannt und ganz ruhig“, ließ der Trainer bei der Pressekonferenz im schönsten Sportheim der Liga wissen. „Ich verlier’ wirklich nicht gern. Aber heute ...“. Großartig, was die Elf, erst recht später die Zehn im blauen Dress zeigte. Am Samstag hatten 350 Zuschauer eine grandios fightende, auch spielerisch viel Ansprechendes zeigende Gästetruppe gesehen. Die steht nicht von ungefähr an zweiter Stelle im Tableau, wie sie diesmal sogar in der Niederlage bewies. Ohne unklugen Ausraster hätte sie womöglich mehr als einen Punkt ernten und die Saarländer distanzieren können, statt sie nun im Genick hocken zu haben. „Ich habe Mechtersheim besser gesehen; uns ist da zeitweise wenig bis gar nichts gelungen“, schickte Nico Zimmermann ein dickes Lob an die Gäste und Tadel an die eigenen Mitspieler in ein einziges Päckchen. Nun, der nach Verletzung noch nicht wieder fitte Ex-Profi und Mittelfeld-Kopf – mit Kapitän Rouven Weber für den am Arm lädierten Trainer Günther Erhardt beim Coaching eingesprungen – hatte da trotz treffender Analyse den SVR ein wenig kleingeredet. Das war nicht gerade mickrig, was die ob ständiger Positionswechsel kaum zu ortenden Jan Issa und Marcel Linn da veranstalteten. Der als später Top-Zugang gehandelte Maziar Namavizadeh brachte an vorderster Front allerdings nichts zuwege. Weil ihm der bärenstarke Claus Bückle den Giftzahn zog. Belebend: Kazuaki Nishinaka, nicht nur des Treffers wegen. Blöd: Er war’s, der Issa foulte und damit dessen tollen Freistoß zum Ausgleich ermöglichte. Nimmermüde kämpften alle anderen, die nach ihrer Dezimierung über die Schmerzgrenze hinweg powerten. „Ich fahre zufrieden heim“, sagte Schmitt. Weil er eine echte, charakterstarke Mannschaft als Begleitung im Bus nach Hause wusste.

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