Speyer Steigende Kosten bei der Jugendhilfe

„Rheinland-Pfalz wird zum Nehmerland.“ Das hat die städtische Sozial- und Jugendamtschefin Claudia Völcker den Jugendhilfeausschuss-Mitgliedern am Mittwoch im Rathaus berichtet. Hintergrund: Kosten für die steigende Anzahl unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge. Der Ausschuss hat außerdem über einen auffällig hohen Krankenstand bei den Erziehern, mehr Anträge auf Sorgerechts-Entzug, Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz sowie das Angebot von Betreuung in Randzeiten beraten.

Einstimmig hat sich der Jugendhilfeausschuss für den Neubau einer städtischen, sechsgruppigen Kindertagesstätte in der Seekatzstraße (Speyer-Süd) ausgesprochen. „Der ursprünglich geplante Standort Reithalle wäre zu teuer geworden“, betonte Bürgermeisterin Monika Kabs (CDU). Die bereits beantragten Landesmittel der neuen Adresse zuzuordnen, sei komplizierter als gedacht, erzählte sie von Gesprächen mit Ministerin Irene Alt (Grüne), die ihr einen positiven Bescheid in Aussicht gestellt habe. Kabs: „Ich verlasse mich auf ihr Wort.“ In der Seekatzstraße seien außerdem die Einrichtung einer Demenz-Wohngruppe sowie einer integrativen Kita-Gruppe geplant, sagte Kabs. Die Anzahl der Kinder mit Einschränkungen nehme zu. Die bestehende integrative Kita „Pusteblume“ in Speyer-Nord arbeite mit Wartelisten. Über einen dramatischen Anstieg des Erzieher-Krankenstands in Kindertagesstätten in den vergangenen drei Jahren informierte Michael Stöckel, zuständiger Abteilungsleiter der Stadtverwaltung. Immer öfter würden Notfallpläne notwendig. „Eine von der Stadt zur Verfügung gestellte Springer-Fachkraft ist mittlerweile zu fast 100 Prozent eingesetzt“, machte Kabs die Situation deutlich. Personalerweiterung sei im Gespräch. Gründe für die Ausfälle seien unter anderem Überlastung und größere Herausforderungen in kleinen Teams. Völcker hoffte auf Entspannung ab Sommer. Zur Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz fehlten in Speyer noch knapp 200 Plätze für Zwei- bis Sechsjährige und rund 100 für unter Zweijährige, sagte sie. Von vielen neuen Fällen im Bereich Kindesschutz berichtete der städtische Jugendhilfeplaner Volker Herrling. Es gebe viele Eltern, die sich sofort nach dem ersten Kontakt mit dem Jugendamt anwaltliche Hilfe holten. 2013 hat der Fachbereich demnach 15 Kinder in Obhut genommen. Zur Randzeiten-Versorgung prüfe die Stadt derzeit zwei Modelle, informierte Kabs und betonte: „Kein Kind ist in Speyer unversorgt.“ (kya)

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