Speyer Speyer: Stadtbäume leiden wegen Parkverkehr

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Stadtbäume haben es schwer in Speyer. Unter anderem das Parken ist für ihr (Über-)Leben nicht förderlich.

Die Stadt zückt viel zu schnell die Motorsäge und fällt Bäume, lautet ein oft vorgebrachter Vorwurf. Im Fall der Kreuztorstraße (wir berichteten) begründete die Stadt in einem Info-Schreiben: Die Zierkirschen besäßen keine hohe Lebenserwartung, zudem einen problematischen Wuchs, so dass Äste abbrechen können. Sie räumt ein, „dass Standortbedingungen für Stadtbäume häufig so beschaffen sind, dass den Bäumen ein Leben bis an ihr natürlich vorgegebenes Ende nicht vergönnt ist“. Als Gründe werden Straßenverkehr und Bauarbeiten genannt. Die Verwaltung sei „generell bemüht, unsere Stadtbäume so lange wie irgend möglich zu erhalten“. Schutzmaßnahmen stoßen aber nicht überall auf Gegenliebe. Ein Dauerbrenner ist in diesem Zusammenhang das Thema Parken unter Bäumen. „Ein zweischneidiges Schwert“, urteilt Roland Kirsch, ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter der Stadt. „Man will das Parken nicht verbieten, aber die Bäume leiden.“ Auf dem Festplatz zog die Stadt die Reißleine: Dort dürfen unter den Bäumen keine Autos mehr fahren und stehen. Die Fahrzeuge schädigen Bäume auf verschiedene Weise, erläutern Kirsch und Jürgen Walter, der Vorsitzende des Naturschutzbeirates. Ein Problem: auslaufendes Öl, Benzin oder Diesel. Zudem verdichteten Fahrzeuge mit ihrem Gewicht den Boden so stark, dass Wasser nicht mehr versickern und zu den Wurzeln gelangen könne. Ein Indiz: dauerhafte Pfützen. Wie gut Bäume mit verdichtetem Boden zurechtkommen, hängt Walter zufolge von der Baumart ab. Bekommen die Wurzeln nicht genügend Wasser, „werden die Bäume nicht so alt, wie sie es werden sollen“, erläutert Kirsch. Beide Naturschützer führen ein generelles Problem der Speyerer Stadtbäume an: Die Baumscheiben sind zu klein. Das heißt, rings um die Stämme herum ist zu wenig Platz für unverdichteten Erdboden. Oft reichen Pflastersteine oder Asphalt zu nah an den Stamm heran. Walter: „Die Bäume sitzen wie in einem Blumentopf.“ Schlimmer als verdichteter Boden sind laut Walter Schäden, wenn Bäume gestreift oder angefahren werden. Deshalb ließ die Stadt in der Waldstraße beim Hauptbahnhof Schutzgitter einsetzen. Hainbuchen besitzen eine recht dünne Rinde, erklärt Verwaltungssprecherin Barbara Fresenius. Werde die Rinde beschädigt, sterbe das Gewebe ab. Damit Autos Bäumen nicht zu nahe kommen, gebe es neben Schutzgittern Metallumrandungen, Kunststoff-Pfosten, Steinpoller oder große Steinfindlinge. Auch hohe Kantensteine seien eine Möglichkeit. An manchen Stellen würde die Stadt die Bäume gerne schützen, musste aber zurückrudern. Beispiel Feuerbachpark: Dort wird das Parken zwischen den Platanen, die den Park umrahmen, gestattet. Stehende Pfützen weisen darauf hin, dass das Wasser nicht versickert. Voriges Jahr wurden die Vertiefungen mit Splitt verfüllt, damit die Autos nicht durch Schlaglöcher fahren müssen, erklärt die Stadtverwaltung. Zum Zustand der Bäume erklärt Fresenius: „Die Platanen um den Feuerbachpark haben schon ein hohes Alter und auch nicht die besten Standortbedingungen.“ Sie verweist auf „konkurrierende Interessen“ sowie einen drei Jahre alten Vorgang: Damals hatte die Stadtverwaltung in der Schraudolphstraße, auf einer Längsseite des Parks, zwischen den Platanen große Steinbrocken aufgestellt, so dass nur noch jede zweite Baumlücke als Abstellplatz bereitstand. Ursprünglich wollte sie auf diese Weise das Parken in dieser Baumreihe ganz unterbinden, damit sich die Bäume nach Tiefbauarbeiten erholen konnten. Die Lösung war ein Kompromiss, den die SPD wegen der Parkplatzprobleme rund um den Park aber für „unverständlich“ hielt. Parkplatz-Befürworter führten ins Feld, das Parken habe den Bäumen bislang offensichtlich nicht geschadet. Der Stadtratsausschuss für Umwelt und Verkehr kippte den Kompromiss, die Steinbrocken wurden wieder entfernt. Platanen sind robuster als andere Baumarten, gesteht Stadtsprecherin Fresenius ein. Ihr Holz sei sehr stabil. Der jährliche Rückschnitt koste sie zwar viel Kraft, bringe aber den Vorteil, dass die Bäume dem Wind weniger Angriffsfläche bieten. Würden sie vom Pilz befallen, der zur Fäulnis des Wurzelwerkes führen könne, sei aber auch bei diesen Bäumen die Fällung alternativlos.“

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