Speyer „Speyer muss freies W-Lan haben“
Der Stadtrat hat am Mittwoch einstimmig zum Aufbruch in die freie Netz-Zukunft geblasen. Stadtwerke-Geschäftsführer Wolfgang Bühring sieht sich dabei durchaus in der Rolle des Geburtshelfers. Im Interview mit Stefan Keller spricht er über Vorteile, mögliches finanzielles Engagement und den Nutzen fürs Energiegeschäft.
Ja. Haben Sie schon einmal in einer anderen Stadt den Netzzugang vermisst, wo Sie einen hätten gut gebrauchen können? Ja, immer wieder, weil die Zugänge meist gesperrt oder unsicher sind. Die Bandbreite des Telefonanbieters reicht meist nur zum Telefonieren und lässt einen größeren Informationszugriff auf Mail oder Internet nicht oder nur sehr langsam zu. Und haben Sie persönlich schon mal irgendwo davon profitiert? In Japan und Taiwan sind solche Angebote schon lange ein wichtiger Teil der Infrastruktur. In deutschen Städten befinden sich solche Services erst im Aufbau. Wollen Sie deshalb Speyer auf diesem Gebiet noch „etwas moderner machen“, wie es CDU-Stadtrat Axel Wilke unter anderem im Antrag am Mittwoch im Rat begründet hat? Wir wollen unseren Bürgern, Einzelhändlern und Gastronomen gerne über die aktuellen Ver- und Entsorgungsleistungen hinaus nützlich sein und sehen uns immer in der Verantwortung, die Stadt mit unseren Infrastrukturleistungen anziehend und attraktiv zu machen. Was haben Sie den Antragstellern denn in Bezug auf freies W-Lan-Netz in Speyer angeboten? Den Antragstellern hatten wir bisher keine Angebote gemacht. Wir sind seit einiger Zeit in internen Überlegungen und prüfen verschiedene Konzepte auf technische und wirtschaftliche Machbarkeit und Nutzeffekt. Warum reizt es das Unternehmen SWS, sich da zu engagieren? Unter anderem auch, weil wir bereits bei allen unseren Baumaßnahmen in der Vergangenheit Glasfaserverbindungen oder Lehrrohrsysteme für die Aufwertung der Telekommunikationsversorgung für Speyer geschaffen haben. Verschiedene Telekommunikationsdienstleister nehmen diese heute schon von uns in Anspruch. Taugen Straßenlampen, wie im Stadt gefragt, wirklich als Signalgeber? Es gibt solche Konzepte bereits. Für den Einsatz in Speyer sind wir in der technischen Prüfung und Partnersuche. Es werden jedoch auch andere Lösungsansätze betrachtet. Welche sind das? Im Fußgängerzonenbereich gibt es zum Beispiel Anknüpfungspunkte für die Weihnachtsbeleuchtung. Hier wird die Eignung für die Signalübertragung geprüft. Was sind Sie bereit, für Anschaffung und Betrieb zu investieren? Dabei werden wir verschiedene Gesichtspunkte betrachten und auch mit interessierten Partnern reden. Konkrete Zahlen und das Umsetzungskonzept werden wir jedoch vor einer Veröffentlichung mit unserem Gesellschafter abstimmen und im Aufsichtsrat beraten. Wovon träumen Sie – freies Netz in der ganzen Stadt zu jeder Zeit oder an bestimmten Stellen zu ausgewählten Zeiten? Bei mir stehen die Träume und Wünsche der Speyerer Bürger im Vordergrund und wie man sie finanzieren und technisch umsetzen kann. Brauchen Sie Partner dazu und verhandeln Sie schon? Ja, es gibt erste Anfragen bei möglichen Partnern. Gehört so etwas überhaupt zu Ihrem Kerngeschäft als Energieversorger? In Paragraf 2 unseres Gesellschaftsvertrages ist explizit die Zurverfügungstellung von Telekommunikationsleistungen in der Trägergemeinde ausgewiesen. Ich sprach ja gerade über den von uns betriebenen Glasfaserausbau. Darüber hinaus wird in Zukunft eine moderne Versorgung mit Energie und Wasser stark mit einer leistungsfähigen Telekommunikationslandschaft zum Steuern, Regeln und dem ständigen Datenaustausch zwischen Verbrauchs-, Speicher-, und Erzeugungseinheiten verbunden sein. Was verdienen Sie an Einrichtung und Betrieb? Das kann man nur in einer ganzheitlichen Betrachtung aller Leistungskomponenten der Stadtwerke feststellen. Auch hierüber werden wir zunächst mit unserem Gesellschafter sprechen. Muss Speyer freies W-Lan haben? Ja. Ich habe schon einige Gründe dafür genannt. Als touristenfreundliche Stadt geben wir unseren Gästen damit eine zusätzliche Attraktivität und Übersicht über die vielfältigen Möglichkeiten in unserer Stadt und die Anbindung an ihr soziales Umfeld. Sind Sie im Moment gerade online? Natürlich und ich nutze das Netz gezielt und in dem Umfang, dass es mich nicht gefangen nimmt und mir die Sicht auf meine natürliche Umwelt nimmt.