Speyer Silbrig helles Leuchten und dunkle Poesie

Eine Programmfolge von Bach bis zur Moderne hat die Blockflötistin Rabea Michler am Sonntagabend im voll besetzten Römerberger Zehnthaus präsentiert. Die Schulmusikerin erwies sich als mit allen Flötengrößen vertraute Virtuosin mit Stilempfinden und Gestaltungskraft. Die Chinesin Xiayi Jiang begleitete kompetent am Klavier.

Die aus Römerberg stammende Flötistin glänzte in ihrem zweistündigen Programm mit ebenmäßiger Tonbildung, die immer wieder in schön ausschwingende Spitzentöne mündete. Unerschöpflich schien Rabea Michlers Atemtechnik: Trillerfiguren brachte sie in flockiger Leichtigkeit ein, und die profilierte Rhythmik erreichte in den neoklassischen Sätzen am Ende rasantes Feuer. Dank sieben Flöten aller Größen konnte die Solistin Klänge vom silbrig hellen Leuchten bis zu dunkel-poetischer Verhaltenheit erzeugen. Barock und Klassik standen am Beginn des von der Künstlerin angenehm informativ moderierten Programms. Die hohen technischen Anforderungen der einleitenden Bach-Sonate meisterte die Flötistin souverän, unerschöpflich lotete sie das Filigran voller Tiefe aus. In brillanter Leichtigkeit war eine Mozart-Sonatine auf der hohen Sopranflöte zu hören. Für Carl Philipp Emanuel Bachs im galanten Stil geschriebene Hamburger Sonate nutzte die Solistin die neu entwickelte Klappen-Blockflöte, was den fantasievollen Ausflügen des Bach-Sohns sehr zugute kam. In diesem Abschnitt brachte Klavierbegleiterin Jiang in sensibler Dynamik zwei Scarlatti-Sonaten im dynamisch weit gefächerten Solo ein: sachte tastend die in f-Moll, dann schnell geläufig jene in d-Moll. Lehrreich wurde das Konzert der Musikstudienrätin durch ihr Spiel auf der in der Frühromantik entwickelten spazierstockartigen Csakan-Stockflöte. In natürlichem Tonfall spielte Michler eine der Natur und dem Volkslied abgelauschte Solo-Sonate von Anton Heberle, die ihr ungemein leicht von der Hand ging. Im Schlussteil führten zunächst eine Nocturne Louis-Emmanuel Jadins und eine Romanze von Camille Saint-Saëns in tiefere Regionen, in denen sich die Alt- und Bassflöten nicht immer gut von der Klavier-Brillanz abhoben. Dagegen blitzten Michlers Flöten am Ende wieder voll auf: in einer Rhapsodie Donald Swanns und einer farbigen Suite Gordon Jacobs.

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