Speyer Schnelle Hilfe für Opfer

Auch in Speyer und Umgebung ist der Weiße Ring als Hilfe für Verbrechensopfer wichtig. „Wir sind hier unterschiedlich stark gefordert. Im vergangenen Jahr hatten wir nur sieben Fälle in Speyer. Es gab aber auch schon Jahre, in denen es deutlich mehr waren“, berichtet Hans-Josef Weiß, ehrenamtlicher Leiter der Außenstelle Frankenthal/Rhein-Pfalz-Kreis/Speyer, im RHEINPFALZ-Gespräch. Diese Anzahl betreffe allein Bürger aus der Stadt Speyer.

Gründer des Weißen Rings ist der vor allem als Moderator der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY“ bekannte Eduard Zimmermann. Ihm war in den 1970er Jahren aufgefallen, dass es bei der Hilfe für Verbrechensopfer Nachholbedarf gab. Der Verein versucht seither, Opfer von Kriminalität und Gewalt zu informieren, von Ängsten und Geldsorgen zu befreien und zu richtigen Entscheidungen zu leiten. „Mitarbeiter aus Speyer oder dem direkten Umkreis gibt es momentan nicht, das erschwert und verkompliziert die Arbeit immer wieder“, bedauert Weiß. Bisher kümmere er sich selbst oder einer seiner zwei Mitstreiter aus Schifferstadt um die Fälle in der Domstadt. Es wäre aber notwendig, bedarfsgerecht und willkommen, wenn sich der eine oder andere aus Speyer und Umland für den zweitägigen Einführungskurs und ein Engagement beim Weißen Ring entscheiden würde, betont er. Für die Freiwilligen geb es auch weitere Seminaren und Fortbildungen. „Allein schon wegen der Vernetzung, Informationsbeschaffung und kürzeren Wegen wäre es toll, jemanden aus Speyer dabei zu haben“, so Weiß. Voraussetzungen für die Mitarbeit gebe es nicht. Die Hilfe findet laut Weiß bei Klienten zuhause oder an neutralen Orten wie Cafés statt. Ein zentrales Büro oder Ähnliches gibt es nicht. Die Außenstelle für Speyer, Frankenthal und den Rhein-Pfalz-Kreis, die zur Zeit aus drei Mitgliedern besteht, soll Weiß zufolge auch bei mehr Mitarbeitern weitgehend so organisiert bleiben wie bisher. Eine Aufteilung sei nicht geplant. Ludwigshafen habe eine eigene Außenstelle, für Speyer wäre das organisatorisch nicht zu stemmen. Ein Speyerer Fall, der Weiß seit drei Jahren beschäftigt, beweist die Brisanz vieler Schicksale, mit denen die Helfer zu tun haben: Ein Mann habe auf dem Heimweg von einer Geburtstagsfeier auf den letzten Metern zu seinem Haus Rufe aus einem Auto gehört. Weil er dem vermeintlich hilfesuchenden Autofahrer helfen wollte, sei er zurück zur Straße und mit dem Oberkörper zu ihm nach unten gegangen. Daraufhin habe ihn jemand niedergeschlagen und getreten. Aufgrund des dabei erlittenen Wirbelsäulenbruchs sei der Mann mit nur 50 Jahren arbeitsunfähig geworden, seine Arme und Beine seien bis heute nur eingeschränkt beweglich. Das Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung habe den mit Hilfe des Weißen Rings gestellten Antrag auf Opferentschädigung abgelehnt. Die Klage vor dem Sozialgericht Speyer laufe bis heute. Wegen der Arbeitsunfähigkeit sei der Speyerer „Hartz-IV“-Empfänger und von Armut betroffen. „Sowohl er selbst als, auch seine Partnerin sind dadurch psychisch schwer belastet“, sagt Weiß. Noch immer ist ungeklärt, wer die Tat begangen habe und warum. Es gebe keine Zeugen. Der Fahrer des Wagens sei zwar über die Auswertung des Kennzeichen gefunden worden, bestreite allerdings, den Täter zu kennen. „Wir übernehmen Anwaltskosten, insbesondere zur Wahrung von Opferschutzrechten im Strafverfahren und Ansprüchen nach dem Opferentschädigungsgesetz“, wirbt der Weiße Ring in einer Broschüre zum 40-jährigen Bestehen. Weiß ermuntert Betroffene: „Manchmal reicht schon ein Gespräch, in dem man sein Herz ausschütten und einen Ansprechpartner finden kann, in anderen Fällen ist eine längere Betreuung nötig.“ Weiß nennt dazu den Fall einer Frankenthalerin, die mit ihm über ihren Heimaufenthalt und den dortigen Missbrauch gesprochen habe. Geboten werde auch Aufklärung über das Opferentschädigungsgesetz und über Rechte in Strafverfahren. Der Weiße Ring werde Opfern von Mitarbeitern der Ministerien, der Polizei und Frauenhäusern empfohlen, sagt Weiß. Kontakt Außenstelle Frankenthal/Rhein-Pfalz-Kreis/Speyer, Telefon 06233 7352765.

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