Speyer Schlitzohriger

Speyer. Der Auftakt für den JSV Speyer in der Zweiten Judo-Bundesliga der Männer verlief erfolgreich. Aber der 8:5-Erfolg gegen den SV Halle war ein hartes Stück Arbeit für den Bundesliga-Absteiger (RHEINPFALZ am SONNTAG berichtete).

Die Männer von JSV-Betreuer Michael Görgen-Sprau hatten gegen die Hallenser ein ganz schön dickes Stück Holz zu bohren. Es hat sich in der Judo-Gemeinde bereits herumgesprochen, dass der Absteiger kaum Abgänge zu verzeichnen hat, also mit fast dem gleichen Kader antritt wie in der Erstliga-Saison. Da sind alle vorgewarnt. „Dass Halle einen zwar kleinen, aber dennoch guten Kader hat, wissen wir. Allerdings mussten sie, wie wir natürlich auch, heute auf starke Kämpfer verzichten“, war Görgen-Sprau ob des Aderlasses vor der Begegnung froh um die gleich gelagerten Probleme in den Reihen der Gäste. Ein Athlet stach dabei bei den Gästen heraus: Domenik Schönefeldt. Der Nachwuchsjudoka, der in der Klasse bis 90 Kilogramm antritt, hat bei den U-18-Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr Bronze geholt und ist eines der großen deutschen Judo-Talente. Wie gut er ist, unterstrich er in seinem ersten Kampf gegen JSV-Publikumsliebling Pierre „Pilou“ Guerin. Der international gestählte Franzose brauchte erst einmal zwei Minuten, um dem Ansturm des Hallensers zu trotzen, dann setzte er sich jedoch dank seiner Erfahrung und seiner Schlitzohrigkeit mit zwei halben Wertungen (Waza-ari) durch. Es war der erste Punkt für Speyer in dieser Begegnung. Eigentlich hatte Görgen-Sprau gehofft, dass Stefan Bantle (bis 73 kg) das erste Aufeinandertreffen gegen Marcus Rohn für sich entscheidet, aber der erfahrene Zweitliga-Mann war ebenfalls mit zwei halben Wertungen erfolgreich. Dass Marcus Sturm (über 100 kg) sich dann einen Muskelfaserriss zuzog, tat nicht nur ihm weh, sondern auch Görgen-Sprau, der einen weiteren „Neuzugang“ im inzwischen üppig belegten JSV-Lazarett vermerken darf. Umso erfreulicher, dass gerade die Kämpfer, denen das Hauptaugenmerk der JSV-Verantwortlichen gilt, ihre Erwartungen erfüllten: Paul Schall holte gegen eben diesen Rohn im Rückkampf ein alle überraschendes Unentschieden – und das vollkommen verdient. Als Berenger Vion, als Sturm-Ersatz von der Klasse bis 90 Kilogramm ins Schwergewicht aufgestuft, den rund 30 Kilo schwereren Sebastian Hesse erfolgreich warf (Ippon), bog der JSV Speyer langsam auf die Siegerstraße ein. Denn Halle hatte in Runde zwei hoch gepokert: Benjamin Klöpfel (bis 90 Kilogramm) schenkte anschließend gegen Guerin ab – nach 4:3 zur Pause lag der JSV Speyer nun 6:3 vorn. Ein Punkt reichte aufgrund des vorherigen Remis’ zum Sieg. Dass Nikolaz Tsimakuridze gegen Schönefeldt (bis 100 kg) nicht punktete, war kein Beinbruch. Ärgerlicher jedoch die Niederlage von Thomas Bauer gegen den sehr erfahrenen und starken Alexander Lenk (bis 66 kg): Nur eine einzige kleine Strafe (Shido) gegen den Speyerer verhinderte ein Unentschieden. Der Hallenser quittierte seinen Erfolg denn auch beim Verlassen der Matte ob der Knappheit mit einem erleichterten Grinsen in Richtung der Mannschaftskameraden. „Die harten Gegner kommen noch, Wiesbaden und Offenbach haben aufgerüstet. Das werden wohl die entscheidenden Kämpfe sein“, weiß Görgen-Sprau. Die ersten zwei Punkte sind jedenfalls fest auf dem Konto.

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