Speyer Passionskonzert im Dom

Der Domchor singt: hier zu Pfingsten 2022 unter Domkapellmeister Markus Melchiori.
Der Domchor singt: hier zu Pfingsten 2022 unter Domkapellmeister Markus Melchiori.

Das Stabat Mater von Haydn und die Motette „Der Gerechte kommt um“ erklingen am 1. April im Dom mit dem Domchor unter Domkapellmeister Markus Melchiori.

Bei dem Konzert liegt die instrumentale Begleitung in den Händen des Barockorchesters L’arpa festante. Als Gesangssolisten agieren Annemarie Pfahler (Sopran), Ulrike Malotta (Alt), Fabian Kelly (Tenor) und Magnus Piontek (Bass).

Auch wer zu der sogenannten klassischen Musik keinen oder kaum einen Bezug hat: Eine Musik von Joseph Haydn kennen wir hierzulande alle. Warum? Die Melodie der deutschen Nationalhymne ist von ihm. Sie wurde zunächst natürlich für einen anderen Text komponiert (die Kaiserhymne „Gott erhalte Franz, den Kaiser!“). Doch August Heinrich Hoffmann von Fallersleben schrieb auf der Insel Helgoland 1841 seine Verse zum Deutschlandlied ausdrücklich auf diese Melodie.

Zurück zu Haydn: Der am 31. März 1732 in Rohrau in Niederösterreich geborene und am 31. Mai 1809 in Wien gestorbene Komponist war einer der größten Tonkünstler aller Zeiten und zum Ende seines Lebens der gefeiertste Komponist in Europa.

Ohne ihn gäbe es weder Sinfonie noch Streichquartett in der heute bekannten Form. Daneben schrieb er viele Opern, Konzerte, Kammermusik und tolle Klaviersonaten. Die Oratorien „Die Schöpfung“ und „Die Jahreszeiten“ gehören zu seinen populärsten und viel gespieltesten Werken. Er war aber auch ein großer Meister der katholischen Kirchenmusik. Seine Messen, vor allem die sechs späten, sind Gipfelwerke der Gattung.

Lob von einem berühmten Kollegen

Das 1767 entstandene Stabat Mater war nun Joseph Haydns erstes Kirchenwerk, das er nach seinem Dienstantritt beim Fürsten Esterházy in Eisenstadt komponierte. Wie kaum ein anderes seiner Sakralwerke verbreitete es sich schon bald nach seiner Entstehung in zahlreichen Abschriften und begründete Haydns Ruf als führender Vokalkomponist seiner Zeit. Interessanterweise war es gerade auch im protestantischen Mittel- und Norddeutschland sehr beliebt, unter anderem in einer Textfassung von Johann Adam Hiller.

Apropos Norddeutschland: Mitte der 1760er-Jahre, in der Zeit also, in der Haydn sein Stabat mater komponierte, war der berühmteste Komponist in ganz Europa der aus Bergedorf (heute ein Stadtteil von Hamburg) stammende Johann Adolph Hasse.

Der Meister (nicht nur) der Opera seria war seinerzeit am Hof in Wien engagiert und sollte Haydns Partitur zum Zweck einer Aufführung begutachten. Wie Haydn in einem Brief schreibt, habe sich Hasse über das Stück „mit unaussprechlichem Lob“ geäußert. Das sagt nun wahrlich alles über die Bedeutung und (wenn Hasse so begeistert war) über die Schönheit dieser Musik, denn wenn einer damals wusste, wie man schöne Musik schreibt, dann Hasse.

Ganz große Musik

Vieles an Haydns Stabat mater erinnert im Ton nicht zufällig an den wunderbar galanten Stil des damals noch berühmteren Kollegen. Doch auch das Stabat mater von Giovanni Battista Pergolesi hat hörbar seine Spuren in dem Werk hinterlassen, das im Unterschied zu diesem nicht nur für zwei hohe Stimmen, Streicher und Generalbass, sondern für vier Solisten, vierstimmigen Chor, zwei Oboen (auch Englischhörner), Streicher und Generalbass gesetzt ist.

Kurz: Haydns gut einstündige Vertonung der Mariensequenz aus dem Mittelalter ist ganz große Musik – und gut 30 Jahre nach dem Stabat mater von Pergolesi die erste Komposition über diesen Text, die sich mit der des genialen Italieners messen kann.

„Vortreffliches Stück“

Das wussten schon die Zeitgenossen. In Carl Friedrich Cramers Magazin der Musik von 1783 wird es als „vortreffliches Stück“ bezeichnet, „dessen Schönheit sehr rührend, dessen Ausdruck sehr richtig“ sei und das einzige sei, „so sich an der Seite des Pergolesischen hat erhalten können.“

Vor Haydns Stabat mater erklingt am Samstag im Dom die Motette „Der Gerechte kommt um“ von Bach. Es ist die Bearbeitung der A-capella-Motette „Tristis est anima mea“ von Johann Kuhnau. Bach hat zu dem Werk eines Amtsvorgängers als Thomaskantor eine instrumentale Einleitung und Instrumentalstimmen hinzugefügt. Er hat es zudem nach e-moll transponiert. Der Text ist Luthers Übersetzung von Jesaja 57, 1 und 2. Das rund siebenminütige Werk wurde zuerst vor gut 50 Jahren von Diethard Hellmann, dem legendären Bach-Interpreten und Gründer des Mainzer Bachchors, ediert. Es war um 1750 Teil des Passionsoratoriums „Wer ist der, so von Edom kömmt“ mit Musik von Telemann, Graun und eben Bach.

Das Konzert erklingt mit den gleichen Ausführenden auch am Palmsonntag, 2. April, um 17 Uhr in der Kirche St. Josef, Ludwigshafen-Friesenheim, in der Hegelstraße 51.

Info

Tickets zu beiden Konzerten sind über das Online Portal von Reservix und an allen Reservix-Vorverkaufsstellen erhältlich. Karten für das Konzert im Dom werden zudem in der Dom-Info verkauft.

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