Speyer Nicht nur für Flüchtlinge

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Am Mittwoch ist die Kleiderkammer in der protestantischen Kindertagesstätte „Kastanienland“ in der Holzgasse nach einem mehrwöchigen Probelauf eingeweiht worden. Um die Organisation kümmern sich hauptverantwortlich Angelika Beisel und Matthias Hoffmann vom Arbeitskreis Asyl der Verbandsgemeinde Dudenhofen-Römerberg.

Die Kleiderkammer, darauf legen sie wert, soll offen sein für alle Bedürftigen der Verbandsgemeinde, nicht nur für Flüchtlinge. Derzeit ist sie an drei Tagen in der Woche geöffnet, jeweils montags und mittwochs von 17 bis 19 Uhr und samstags von 14 bis 16 Uhr. „Wir haben es so organisiert, dass jeweils zwei Ehrenamtliche vom Arbeitskreis da sind“, erklärte Angelika Beisel. „Es gibt keine Selbstbedienung, sondern die Interessenten werden von unseren Mitarbeitern bedient, die mit ihnen zu den Kleiderregalen gehen. Pro Kleidungsstück wird ein kleiner Beitrag zwischen 50 Cent und zwei Euro entrichtet. Den verbrauchen wir für Kaffee, Kekse und was sonst so gebraucht wird. Unsere Erfahrung ist, dass es wichtig ist, einen kleinen Beitrag als Zeichen der Wertschätzung zu entrichten. Neben unseren Mitarbeitern helfen übrigens auch Flüchtlinge ehrenamtlich mit.“ In ihrer Eröffnungsrede erzählte sie auch, dass der Inhalt der gespendeten Kleidersäcke und Kartons noch einmal genau inspiziert werden müsse. Gar nicht wenig sei nicht mehr benutzbar. „Die Leute glauben oft, dass Flüchtlinge alles gebrauchen können, auch das seit zwanzig Jahren im Schrank gammelnde Hemd des verstorbenen Großvaters. So ist es aber nicht. Auch Flüchtlinge wollen nicht abgerissen, sondern ,anständig’ gekleidet unter die Leute gehen.“ In der Kleiderkammer gibt es Kleidung für Erwachsene und Kinder, dazu Spielsachen und Bilderbücher zum Spielen an Ort und Stelle, aber auch für zu Hause. „Wir hoffen, dass sich der Trend fortsetzt, dass dies ein Treffpunkt ist für Flüchtlinge und andere. Hier halten sich vor allem Frauen und Kinder auf, die Männer sind eher in der Fahrradwerkstatt“, sagte Matthias Hoffmann. Derzeit sind 270 Flüchtlinge in der Verbandsgemeinde, 150 davon in Römerberg. 50 regelmäßige ehrenamtliche Mitglieder hat der Arbeitskreis inzwischen, nach einem Hilferuf in den Medien. Früher waren es sechs, die vor dem großen Ansturm auch ausreichten. Die meisten Flüchtlinge kommen aus Syrien, wo Familien oft ihre Häuser und ihren ganzen Besitz verloren haben. Andere, die jungen Männer, sind geflohen, um nicht in eine der Bürgerkriegsarmeen gepresst zu werden und auf die eigenen Landsleute schießen zu müssen. „Am Tag kommt die Armee, in der Nacht der IS“, erzählte Matthias Hoffmann, „Es sind viele gut ausgebildete Leute hier, Syrien war ja kein Entwicklungsland.“ (adö)

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