Speyer Matthäus-Passion mit der Speyerer Kantorei

Die Speyerer Kantorei bei einem Konzert 2019 in der Dreifaltigkeitskirche.
Die Speyerer Kantorei bei einem Konzert 2019 in der Dreifaltigkeitskirche.

Mit der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach wird die Speyerer Kantorei am 24. März in der Dreifaltigkeitskirche ein Opus magnum der Kirchenmusik musizieren. Für Kirchenmusikdirektor Robert Sattelberger ist es quasi eine Premiere.

Johann Sebastian Bachs Vertonung des Leidenswegs Jesu nach dem Evangelisten Matthäus – sie ist womöglich nur drei Jahre jünger als ihre ebenso bedeutende Schwester, die in dieser Passionszeit ihres 300. Uraufführungsjubiläums wegen im Konzertbetrieb omnipräsente Johannes-Passion. Am Karfreitag des Jahres 1727, so die heute vielfach anerkannte These des amerikanischen Musikers und Musikologen Joshua Rifkin, führte Bach die Matthäus-Passion erstmals im Gottesdienst in der Thomaskirche auf. Danach erklang das Werk wohl noch weitere drei Male in Leipzig, um nach seinem Tod bis zur Wiedererweckung durch Felix Mendelssohn 1829 gänzlich in der Versenkung zu verschwinden.

Am Palmsonntag, 24. März, 17 Uhr, wird Kirchenmusikdirektor Robert Sattelberger in der Dreifaltigkeitskirche den Taktstock heben zu diesem Opus, das längst als Schlüsselwerk abendländischen Musikschaffens gilt. Irgendwelchen Jubiläen sei er immer bewusst aus dem Weg gegangen, sagt der Bezirkskantor. Daher sei die Johannes-Passion in diesem Jahr ohnehin keine Option gewesen.

Großer Respekt vor dem Werk

Aber nun eben das andere Opus magnum des Leipziger Thomaskantors. Für ihn persönlich sei das eine späte Premiere, wie der verdienstvolle Kirchenmusiker freimütig bekennt. „Aus allerlei Gründen. Zum einen ist das meinem großen Respekt vor diesem sehr besonderen Werk Bachs geschuldet. Ich wollte einfach selbst ganz bereit dafür sein.“ Freilich, er habe schon seit einer Weile damit geliebäugelt. „Das epische, dazu doppelchörige Opus braucht natürlich Vorlauf; die Aufgaben der Kantorei, jeweils im November und in der Vorweihnachtszeit, wiederum binden enorme Kräfte. Schließlich passierte Corona und danach brauchte die chorische Konsolidierungsphase Raum.“

Aber mehr noch war es die eigene Auseinandersetzung mit dem Stoff, die Lesart der Botschaft, die in ihm einfach reifen wollte. „Früher“, so bekennt Sattelberger, „war es der betäubende Rausch dieser fantastischen Musik, der allein zählte, in den man sich bereitwillig fallen ließ.“ Mehr und mehr befasse er sich aber seit vielen Jahren mit dem Evangelientext und dessen Botschaften. „Ist das nun Museum? Oder nimmt das ganz konkret Bezug auf das Hier und Jetzt? Das will ich hinterfragen, und daran orientiert sich auch ein Stück weit meine Interpretation.“

Kirchenoper von höchster Dramatik

In der Speyerer Kantorei hatte der Kantor bereits nach der Sommerpause 2023 mit der „Verankerung begonnen“, immer mal kurze Probeeinheiten zwischen das laufende Programm geschoben. Sehr viel Registerproben sorgten für sattelfesten Notentext, und immer war auch der exegetische Hintergrund Gegenstand im Probenverlauf. „Schließlich ist das eine Kirchenoper von höchster Dramatik, da passiert Ungeheuerliches und Bach hat musikalisch inszeniert wie einen gehaltvollen, an Ebenen reichen Krimi.“

„Zahlensymbolik, das handelnde Personal, die emotionale Ebene, die Nähe am Menschen, die Macht der Massen – das alles drängt gerade in der Matthäus-Passion so unmittelbar ins Licht – dem habe ich versucht, Präsenz zu verschaffen während des Singens; das soll ja schließlich als Botschaft transportiert, möglichst unmittelbar vermittelt werden.“ Der permanente Rollentausch, den gerade der Chor zu bewältigen hat - mal aufgepeitschte Volksmasse, mal Kriegsknechte, Jüngern, hohe Priestern und Älteste, dann schließlich der emotionale Gegenentwurf, die kommentierenden, kontemplativen Choräle -, das brauche besondere Pflege. „Sonst wird das nicht glaubwürdig.“

Authentisches Musizieren

Instrumentaler Partner der Kantorei ist das „Collegium Musicum Speyer“, das sich aus Instrumentalisten der Alte-Musik-Szene der weiteren Region rekrutiert und für historisch informierte Aufführungspraxis steht. Wobei Robert Sattelberger diesen Begriff lieber durch „authentisch“ ersetzt haben will. „Auf jeden Fall werden die beiden Orchester in barocker Manier und mit entsprechendem Originalinstrumentarium antreten.“

Mit der Speyerer Kantorei und dem Collegium Musicum musiziert die Speyerer Kurrende, einstudiert von Simone Pepping, die auch die Alt-Partie gestalten wird. Solistisch sind außerdem Angelika Lenter, Sopran, Daniel Schmid, Tenor, und Christian Dahm, Bass, mit von der Partie.

Info

Bach, Matthäus-Passion, Palmsonntag, 24. März, 17 Uhr, Dreifaltigkeitskirche, Solisten, Speyerer Kantorei und Kurrende, Collegium Musicum Speyer, Leitung: Robert Sattelberger; Tickets beim Capella Verlag, Roßmarktstraße 32, und www.reservix.de; Info: www.gedaechtniskirchengemeinde.de

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