Speyer „Kultur des Hinsehens“ unterstützen

Speyer. Sensibilisierung ist das magische Wort beim Aktionstag des Landessportbundes (LSB), der diesmal im „Judomaxx“ stattfindet. Referent Oliver Kalb lobt den JSV Speyer als Vorzeigeverein, gerade hinsichtlich des übergeordneten Titels „Gegen Gewalt und Missbrauch im Sport“. Um die 85 Interessenten zieht das Angebot an.

Theorie und Praxis liegen nah beieinander in den rund sieben Stunden, die die Teilnehmer in Speyer verbringen. Während sich gut 55 Erwachsene in zwei Workshops eher dem Inhaltlichen widmen, wagen sich um die 30 Kinder an die Methodik. Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungstraining bedeutet das konkret. Verantwortlich dafür ist George Ford, der in Mainz als Kampfkunstmeister eine Akademie leitet. Zwischen acht und zwölf Jahre jung sind die Mädchen und Jungs, die vor ihm auf der Matte stehen. Anders als die älteren Veranstaltungsteilnehmer, die aus Rheinland-Pfalz nach Speyer gekommen sind, stammt der Nachwuchs aus der Umgebung. Drei Stunden dauert der Workshop mit Ford. „Heute sollen die Kinder dafür sensibilisiert werden zu erkennen, was es wirklich heißt, in Konfliktsituationen Nein zu sagen“, erklärt Ford. Empfindsam werden statt wegstecken – dem Motto begegnen selbst die Jüngsten immer wieder. Während sich die erste Erwachsenen-Gruppe von Gitta Axmann, Fachberaterin des LSB Nordrhein-Westfalen, in einem Nebenraum die These „Das passiert doch nicht bei uns“ widerlegen und sich aufklären lässt, was Sportvereine gegen sexuelle Grenzüberschreitungen tun können, lernen die Kinder auf weichen Matten hart und bestimmt Nein zu sagen. „Sie sollen laut werden und mit Nachdruck sprechen“, merkt Ford dazu an. Dass für den Lernprozess nicht nur die Kinder allein, sondern auch Eltern wichtig sind, lässt der Referent nicht unerwähnt. „Selbst die kommen dabei manchmal an ihre Grenzen, wenn sie erfahren, was ihre Kinder leisten“, weiß Ford. Er kennt viele Konfliktsituationen, in die die Kleinen im Alltag geraten können und in denen sie häufig auf sich allein gestellt sind. Gerade das Thema Gewalt und Missbrauch erfordere einen leichten Einstieg für die Kinder, um Schwellenängste zu überwinden. Mit der „Ersten Hilfe bei Ausgrenzung und Mobbing“ begibt sich der LSB erstmals auf neues Parkett, wie Kalb ergänzt. Die Sozialpädagoginnen Britta Runkel und Melanie Becker erklären rund 30 Vereinsvorsitzenden und Übungsleitern das Thema. „Die Anfragen dahingehend häufen sich“, informiert Kalb. Nicht zuletzt die aktuelle Diskussion um ein notwendiges erweitertes Führungszeugnis habe zu Verunsicherungen geführt, ergänzt JSV-Geschäftsführerin Gerlinde Görgen, selbst Teilnehmerin. Wenngleich innerhalb des LSB nur sehr wenige Mobbing-Fälle bekannt sind, sagt Kalb: „Es geht um das Umdenken in der Gesellschaft und um die stärkere Pflege des Respekts.“ Und es gehe hier wieder um Sensibilisierung, diesmal bei den Übungsleitern, die gewisse Grenzen nicht überschreiten sollten. Fazit des Aktionstags für Kalb: „Wir möchten die Kultur des Hinsehens und der Aufmerksamkeit unterstützen.“ (xsm)

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