Speyer Kreiselmaut, Bodo-Drohne und Maulwurf-Orden

Atemlos durch die Nacht gelacht, geklatscht und gesungen, hat sich das Publikum am Samstag bei der 40. Prunksitzung des Närrischen Xangvereins in Schwegenheim.

„Die Schweschnemer Männer sinn wunderbar! Halleluja! Die sinn beliebt, weil sie die schönsten sinn die’s gibt!“ In der Tat: Die Sänger sahen weltmeisterlich gut aus und sorgten als Ersatzkader der Fußball-Nationalmannschaft mit Oberschiedsrichter Marcel Friedmann und vielen Hits für Stimmung. Schön ist, dass der MGV viele talentierte Jungsänger hat, die Instrumente beherrschen. Der Nachwuchs verwandelte die voll besetzte Turnhalle in einen Rocktempel. Moderator Matthis Werner, den Faschingsleiter Clemens Rohr auserwählt hatte, hätte „niemals gedacht, dass Hinnerwäldler aus Bellheim noch was anderes können als Bier brauen“. Er hatte sich getäuscht: Die Bellemer Mädle Manu und Sophie begeisterten mit ihren schönen Stimmen. Die Rhodter Buwe Fritz und Paul verliehen Schunkelrunden Glanz. Was darf in Schwegenheim nicht fehlen? Die Politik. Der nahmen sich viele Akteure an – auch gesanglich. Beispielsweise die Gebrüder Barfuß. Nach 17-jähriger Abstinenz wurde die Erfolgstruppe zum Jubiläum aufgepumpt und reaktiviert: „Wir stehen hier wie eh und je im Negligé“, sangen Gunter Nied, Bernhard Haas sowie Richard Roth. Und ließen sich über den Rat aus: „Leider ist der Verein wie Kleinkinder – nicht stubenrein.“ Sie warnten: „Die Schwegenheimer Politik geht einen Schritt vor und zwei zurück. Ihr Volksvertreter gebt bloß acht, sonst scheißt das Volk euch auf die Macht!“ Klatsch und Tratsch blühten bei den Babbelweibern Gudrun Höfer und Anja Müller. Sie nahmen sich selbst, aber auch die politisch Handelnden auf die Schippe: „Schön ist es auf der Welt zu sein, sprach der Goldi zu dem Lützkilein. Du und ich im Rat allein, schön ist es hier in Schwegenheim.“ Die „Waldackerkerlchen“ Marc Weilbach, Wolfgang Thibaut, Jürgen Wolff und Bernd Manger berichteten aus dem Schweschnemer Wilden Westen, wo sich „fascht alle lieb hänn“, und man sich vor gespaltener Zunge hüten müsse: „Sunschd laafschd in ä offenes Messer odder werschd mundtot gemacht.“ Wolff gab an, sich als Hilfssheriff um alles zu kümmern, was ihm Goldfedder Goldi aufträgt. Thema war auch die Entdeckung des Jahres 2014: der seltene Maulwurf mit Schnurres unn Brill alias Roland Haag: „Guck mol, der hodd jo rode Hosse o. Ach isch der goldisch!“ Ob das auch Bodo Lutzke so sah? Auf jeden Fall nahm dieser den Maulwurf-Orden entgegen. Als Staatssekretär aus dem Verkehrsministerium setzte Mautberater Thomas Feßenmayr der politischen Narretei die Krone auf. Denn: Auch in Schwegenheim kann die Maut Realität werden. Bürger sollen aber nicht stärker belastet werden, lieber die Lingenfelder doppelt. Die Vorschläge reichten von einer Mautbrücke am Lindenplatz über die Kreisel- und Zebrastreifenmaut bis zur Bodo-Drohne, die schon beim Bürgermeistervideo zum Einsatz kam. „Bodo ist da weiter als Dobrindt“, frotzelte Feßenmayr. Dass die Kinderbütt von den jungen Alten Jannik und Jana sowie der Auftritt des Kindertanzpaares Kim und Samuel (alle aus Böhl) spitze waren, darin waren sich die Gäste einig. Viel Beifall gab es auch für die „mittlere Tanzgarde“ aus Geinsheim und die akrobatische Einlage der Turnerinnen des Turnvereins, die mit toller Choreografie neben Jürgen Wolff, der im kurzen Roten begeisterte, eine tolle Figur machten. Der Hingucker des Abends: das unzüchtige Männerballett in heißen Dessous. (nti)

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