Speyer Junger Geist für die Zukunft

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„Das ist der Startschuss fürs Weitermachen“: Betül Mis, Mitglied der Steuerungsgruppe, hat die Verleihung des Titels „Speyer ohne Rassismus – Speyer mit Courage“ gestern Abend im Historischen Ratssaal als Verdienst und Verpflichtung bezeichnet. Als erste Stadt in Rheinland-Pfalz hat Speyer die Auszeichnung erhalten.

„Was wirklich zählt, ist, dass das Projekt in Zukunft weiterlebt“, sagte Jugendstadtratsmitglied Luise Sessler, die gemeinsam mit Betül Mis zahlreiche Vertreter der Landes- und Stadtpolitik, der Kirchen, von Institutionen, Bündnissen und Gremien durch den Abend führte. Stellvertretend für alle hatte Eberhard Seidel, Geschäftsführer von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, den Titel zuvor an die Moderatorinnen übergeben. Er sei überzeugt, dass es der Stadt gelingen werde, den Geist der Initiatoren in die Zukunft zu tragen, sagte Seidel. Zunächst gaben die Vertreter der Steuerungsgruppe einen Überblick über fast zwei Jahre Arbeit für den Titel. Zum Abbau vieler Ängste von Speyerern vor Überfremdung ihrer Stadt rief Mis zu mehr Dialog zwischen Kulturen und Religionen auf. „Wer gegen Rassismus ist, muss couragiert handeln“, betonte sie. Als Ehre bezeichnete sie die Zustimmung aller Stadtrats zur Antidiskriminierungsagenda. „Ein Feuerwerk an Ideen und Engagement“ sei ihm in Speyer begegnet, zeigte sich Wolfgang Faller, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, beeindruckt von der Projektvielfalt der 22 Schulen und Gruppen, die sich den Stadt-Titel absolut verdient hätten. „Vorurteile wird es immer geben, gefährlich wird es, wenn sie sich verfestigen“, erklärte er. In Speyer stünden viele offene Augen und Ohren davor. Landesintegrationsministerin Irene Alt (Grüne), Kirchenpräsident Christian Schad und Domkapitular Karl-Ludwig Hundemer als Vertreter für Bischof Karl-Heinz Wiesemann waren als Projektpaten zum Festakt gekommen. „Willkommenskultur wird hier gelebt“, lobte Alt die offene Haltung in Speyer. Sie wolle die erste rheinland-pfälzische Titelträgerin ganz besonders unterstützen und Verantwortung übernehmen, betonte die Ministerin. „Vielfalt kann sich nur entfalten, wenn sich die Gesellschaft gegen Diskriminierung stellt“, mahnte sie. „Jesus war ein Flüchtlingskind“, erinnerte Schad an die Verpflichtung der Christen zu Toleranz und Willkommenskultur. „Es bedarf Rückgrat, um sich Rassismus entgegen zu stellen“, sagte er. „Vergelten wir Böses mit Gutem und Lüge mit Wahrheit“, appellierte er an die Besucher. Hundemer warnte vor möglichem „Umkippen“ der derzeit positiven Einstellung der Mehrheit im Land. „Statt Mauern, Grenzen und Zäune zu bauen, sollten wir es schaffen, offen zu bleiben“, sagte er. Der Titel verpflichte dazu, kontinuierlich dafür zu sorgen, dass sich einfältiges und einseitiges Gedankengut nicht verbreiten könne, betonte Oberbürgermeister Hansjörg Eger (CDU). Er bedauere Einlassungen von Stadtratsmitglieder bei der Bürgerversammlung zur Eröffnung einer Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende in der Kurpfalz-Kaserne (wir berichteten). „Sie haben ihrer Unterschrift unter die Antidiskriminierungsagenda nicht entsprochen,“ betonte der OB. (kya)

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