Speyer Jubel beim „Sozial-Hippie“

Eben noch haben die Grünen im alten Ratssaal Cocktails geschlürft, jetzt sind sie etwas betroffen: Das Endergebnis liegt vor, und Owe-Karsten Lorenz hat den Wiedereinzug in den Rat nicht geschafft. Umarmungen, Tröstungen – und ein Kandidat, der positiv denkt: Er habe künftig mehr Zeit, das sei „auch ein Zugewinn an Lebensqualität“, verkündet der promovierte Ingenieur. Listenführerin Irmgard Münch-Weinmann, zwar traurig für Lorenz, andererseits doch frohgemut, ordnet ein: „Wir sind stärker geworden und müssen mehr beachtet werden. Ökologie steht in der Stadt nicht länger nur auf dem Papier.“ Ihr Linken-Kollege Wolfgang Förster sieht seine Partei als „die eigentlichen Gewinner“. Erstmals in Fraktionsstärke im Rat, sieht er das Ziel erreicht. Er hat sicher den Wiedereinzug geschafft; beim zweiten Mandat geht es lange zwischen seinen Parteifreunden Aurel Popescu und Sebastian Frech hin und her. „Das Kopf-an-Kopf-Rennen ist richtig spannend“, so Frech während der Auszählung. „Klar ist: Wer gewählt wird, hat in Zukunft weniger Zeit.“ Popescu, mit Frau ins Rathaus gekommen, kündigt „aktive Politik für ein sozialeres Speyer“ an: „Die Speyerer wollen mich, den Sozial-Hippie, im Rat“, freut er sich. SPD-Chefin Stefanie Seiler studiert die Liste mit ihren künftig neun Fraktionskollegen und freut sich auf ein „junges Team“. Die Jüngsten, Philipp Brandenburger (28) sowie Johannes Seither (32), sind geschafft: „Ein echtes Herzschlagfinale. Zum ersten Mal in den Stadtrat einzuziehen, hat mich überwältigt“, so Brandenburger. „Begeistert und gerührt“ gibt sich Seither: „Gemeinsam können wir im Rat vieles neu und anders machen.“ Für Gabriele Tabor hat es wegen 14 fehlender Stimmen nicht gereicht. „Der Wähler hat gesprochen“, kommentiert die sozial Engagierte und kündigt an: „Ich helfe weiterhin da, wo ich gebraucht werde.“ In der hintersten Reihe des Saals steht Dennis Peterhans, Spitzenmann der FDP, die etliche Stimmen eingebüßt hat: „Jetzt geht es weiter. Mit unserem jungen Team werden wir bei den nächsten Wahlen überzeugen“, verspricht er. Erleichterung bei Claus Ableiter. Der Spitzenkandidat kann zwar nicht über mehr Mandate für „seine“ BGS jubeln, sieht aber etliche positive Ansätze: „Wir haben viel politische Arbeit geleistet, mehr als 19.000 Programme verteilt und viele Mitstreiter in Speyer-Ost hinzugewonnen. In der Einflugschneise sind wir stark.“ Neu im Rat ist Anne Spiegel, aus Römerberg zugezogene Landtagsabgeordnete der Grünen: „Ich freue mich total, Speyer-Nord und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf jetzt auch im Stadtrat zu vertreten. Junge Familien waren im Speyerer Stadtrat bislang stark unterrepräsentiert.“ Routinierter Jubel bei der CDU, die stärkste Kraft bleibt: Angelika Wöhlert verteilt Pfefferminzbonbons. Gattin Hildegard, dann viele Parteifreunde umarmen Fraktionschef Gottfried Jung. Parteichef Michael Wagner hat das zuvor schon mit OB Hansjörg Eger getan. „Wir werden jetzt schauen, wie es weitergeht“, sagt er optimistisch.

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