Speyer In der Tradition von gut 500 Jahren

Das letzte Konzert vor der Innenrenovierung der Speyerer Dreifaltigkeitskirche: Diese prominente Aufgabe haben am Mittwochabend die Chöre der St. John’s Kirche von Ranmoor, einem Vorort der englischen Industriestadt Sheffield, erfüllt.

Die Kirche hat drei Chöre: Zirka 15 Jungs zwischen sieben und zwölf Jahren bilden die „Boy Choristers“. Der vor fünf Jahren gegründete Mädchenchor „Girl Choristers“ befindet sich noch im Aufbau. Gemeinsam mit den erwachsenen „Songmen“ ergab das eine stimmliche Wucht von gut 45 Sängern. Unter der Leitung von Ian Roberts präsentierten sie ein Programm britischer anglikanischer Kirchenmusik vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Teilweise sang der Gesamtchor, zum anderen Teil waren entweder Jungs oder Mädchen zusammen mit den „Songmen“ zu hören, die einen Hintergrund für die hellen Kindersoprane bildeten. Werke von Thomas Tallis, William Byrd, Adrian Batten und John Hilton standen für die Musik der Tudor-Zeit. Ein „Geistliches Lied“ von Johannes Brahms und „Nunc dimittis“ von Gustav Holst repräsentierten das 19. Jahrhundert. „I am the day“ von Jonathan Dove (Jahrgang 1959) stellte schließlich die Verbindung zur Gegenwart dar. In England gestalten üblicherweise Knabenchöre, heute manchmal auch Mädchenchöre, Gottesdienste. Deren Musik geht auf eine ungebrochene Tradition von rund 500 Jahren zurück. In Ranmoor singen die Kinder jeden Sonntag in zwei Gottesdiensten. Hinzu kommen unter der Woche zwei musikalische Abendandachten, die „Evensongs“. Die Verbindung der Dreifaltigkeitskirche nach Ranmoor geht auf Rufus Brodersen zurück. Der ehemalige Speyerer und heutige Student der Kirchenmusik in Dresden hatte nach dem Abitur ein langes Praktikum in Sheffield absolviert und während dieser Zeit auch im Chor mitgesungen. Am Mittwoch mischte er sich wieder im schwarzen Chorgewand unter die Engländer und übernahm die Ansagen. Auch ihren „Assistent Organist“ Derek Grover hatten die Briten mitgebracht. Er spielte auf der Orgel die Chaconne in e-moll von Dietrich Buxtehude und ein Thema mit Variationen von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Den Erlös des Konzerts spendeten die Sheffielder für die Renovierung der Speyerer Kirchenorgel. Sheffield in South Yorkshire hat für England ungefähr den Stellenwert von Solingen für Deutschland. Von dort kommt der Großteil der in England verwendeten Essbestecke – und ein stählerner Brieföffner als Gastgeschenk für Pfarrerin Christine Gölzer.

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