Speyer Hintergrund: Vier Landräte für einen Landkreis

Der Kreis

Als Gebietskörperschaft mit Verwaltungssitz in Ludwigshafen ist der Kreis noch verhältnismäßig jung. Die heutigen Grenzen stammen im Wesentlichen aus dem Jahr 1969 und gehen auf die rheinland-pfälzische Verwaltungsreform zurück. Damals hieß er noch Landkreis Ludwigshafen. Rhein-Pfalz-Kreis heißt das schlauchartige Gebilde seit 1. Januar 2004. Der Umbenennung folgte zum September 2005 die Einführung des Herkunfts-Kürzels „RP“ für die Kraftfahrzeug-Kennzeichen. „GK“ war schon besetzt (Kreis Heinsberg), der Gemüsekreis bekam trotzdem noch eigene Schilder – nicht am Auto, aber an der Autobahn: 2009 wurden die mit Salat und Zwiebeln bebilderten Tafeln angebracht. Zurück zur Historie: Die erste Kreisverwaltung mit Sitz in Ludwigshafen eröffnete am 1. Juli 1886, zwei Tage bevor wenige Kilometer entfernt Carl Benz die erste öffentliche Probefahrt mit dem Patent-Motorwagen Nummer 1 wagte. Der Name der Behörde lautete damals nicht „Kreisverwaltung“, sondern „Königlich Bayerisches Bezirksamt“, denn bis 1933 wurde die Pfalz von München aus regiert. Die „Geburtsurkunde“ des Landkreises trägt die Unterschrift von Bayern-König Ludwig II., der sich vor allem durch den Bau der Märchenschlösser Linderhof und Neuschwanstein einen Namen machte. Die Kreisgründung gehörte zu den letzten Amtshandlungen „seiner Majestät“. Ein Märchenschloss hat er hier leider nie bauen lassen. Paul Schädler Als Kunstprodukt der Kommunalreform – zusammengefügt aus den alten Landkreisen Ludwigshafen, Frankenthal und Speyer – wird der Kreis von vielen empfunden, als dessen erster Landrat, der promovierte Jurist Paul Schädler, 1969 die Amtsgeschäfte übernimmt. Damals noch eingesetzt vom Ministerpräsidenten. Der Christdemokrat widerlegt alle Zweifler mit seiner Pionierarbeit an der Infrastruktur des neuen Gebildes: Es entstehen die Kreismusikschule und Volkshochschule. Es werden Bäder und Sportstätten gebaut, das Schifferstadter Gymnasium gegründet und die Abfallentsorgung organisiert. Schädlers Amtszeit endet 1983 mit dem Wechsel auf den Posten des Regierungspräsidenten für den Bezirk Rheinhessen-Pfalz – zuvor war aber noch ein Beregnungssystem für die Landwirtschaft aufgebaut worden. Und wenn es sich heute in den Sommermonaten am Rhein aushalten lässt, hat das viel mit Schädlers Engagement für die „Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage“ (Kabs) zu tun, deren Präsident der in Dudenhofen lebende Pensionär weiterhin ist. Dafür hat er sich den Spitznamen „Schnooke-Paul“ eingehandelt. Ernst Bartholomé Mit rheinischem Zungenschlag regiert Ernst Bartholomé den Kreis 18 Jahre lang und damit länger als die anderen Landräte dieses Kreises. Geboren in Daun, wo die Eifel schon ins Rheinland spielt, verschlägt es ihn nach einer juristischen Ausbildung nach Mainz, wo er Karriere in der Ministerialbürokratie macht. 1983 erfolgt der Wechsel in die Pfalz. Dort steckt er seine Energie in die Themen Bildung und Umwelt. Gerade die zweite Hälfte seiner Amtszeit ist geprägt von einem rasanten Ausbau der schulischen Infrastruktur. Die sagenhafte Summe von damals noch 100 Millionen Mark fließt in verschiedene Großprojekte, darunter der Ausbau des Paul-von-Denis-Schulzentrums in Schifferstadt und der Bau eines neuen Realschul-Gebäudes in Limburgerhof. Der Christdemokrat sieht sich selbst als „Schwarzen mit grünem Herzen”, entsprechend groß ist sein Engagement für Umweltschutz, Naherholung und öffentlichen Nahverkehr. Und: Zu den verschiedenen Mehrheitskonstellationen im Kreistag während seiner Amtszeit zählt auch eine der ersten Koalitionen zwischen CDU und Grünen auf kommunaler Ebene. Werner Schröter Drei Dinge sind untrennbar mit dem bis November 2009 amtierenden Landrat Werner Schröter verbunden: Er ist der Erste, der das Amt bei einer Urwahl durch die Bürger erobert. Er ist der erste regierende Sozialdemokrat in diesem Kreisgebiet. Und ihm gelingt, was seine beiden Vorgänger nicht schafften: die Änderung des Kreisnamens 2004. Der frühere Weltklasseringer, der ein halbes Jahrhundert im öffentlichen Dienst gearbeitet hat, stammt aus dem ostpreußischen Heiligenbeil und wuchs in Haßloch auf. In seiner Amtszeit werden trotz schwieriger Finanzlage Großprojekte wie die Einrichtung eines G-8-Gymnasiums und die Sanierung des Kreisbads Maxdorf in Angriff genommen. Bei seinem Amtsantritt 2001 verkündet Schröter, ein Landrat für alle sein zu wollen – legendär werden seine Radtouren zu „Verschdeggeldem fer Dehäämgebliwwene”: Sie führen ihn in die verschiedensten Ecken des Kreises, und die Bürger können einen Tag lang mit dem Landrat unterwegs sein. Clemens Körner Der ehemalige Dudenhofener Bürgermeister und Christdemokrat Clemens Körner tritt am 19. November 2009 Schröters Nachfolge an, lässt das Rad allerdings stehen und läuft mit den Kreisbürgern lieber zweimal im Jahr durch seinen Regentschaftsbezirk. Apropos Regent: Die passende Rebe für einen Landratswein, ein besonderes Tröpfchen, das für Körner in Kleinniedesheim abgefüllt wird – als Geschenk für andere und persönlichen Trost, dass im Rhein-Pfalz-Kreis-Boden mehr Gemüse statt Weinpotenzial steckt. Körner setzt aber nicht nur kulinarische Akzente: In seiner Amtszeit wird trotz eines Fliesen-Fiaskos das Schwimmbad in Maxdorf fertig saniert und im Dezember 2013 eröffnet. Sein Erster Beigeordneter Michael Elster (CDU) musste vorher gehen, aber nicht wegen der Kachel-Panne, sondern, weil er das Vertrauen des Kreistags verloren hat. Weitere Themen Körners in den siebeneinhalb Jahren: Sparkassenfusion, Klimaschutzkonzept, Tourismus im Kreis, Neuordnung der Naherholung und schnelles Internet. |btw

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