Speyer Facetten der Liebe

Michael Raeder ist Niedersachse, Instrumental-Autodidakt, Sänger und Liedermacher. Am Freitag feierte er mit seinem aktuellen Bühnenprogramm „Alles Liebe“ Speyer-Premiere im Zimmertheater. Die Begeisterung des Publikums tröstete den Barden aus dem Norden über viele leer gebliebene Plätze hinweg.

„Ein weites Feld“ sei die Liebe, zitierte Raeder den Dichter Theodor Fontane. Mit viel Humor und poetischem Anspruch berichtete der 55-Jährige im persönlichen Rückblick von Liebesleid und -freuden. Mit 13 habe er seinen Liebeskummer per Kassettenrekorder auf einsamen Feldwegen bekämpft, erzählte Raeder von Gefühlen und Begebenheiten, die die Zuhörer mit ihm teilen konnten. Seine Version von „Stairway To Heaven“ war kein Led-Zeppelin-Imitationsversuch. Raeder gelangen ganz eigene und damit neue Hörerlebnisse altbekannter Hits. Das galt auch für Hildegard Knefs „Für mich soll’s rote Rosen regnen“. Raeder sang das Lied wie ein Mann, ohne den eigenwilligen weiblichen Aspekt zu verdrängen. Mit seiner akustischen Gitarre und nur wenig technischer Verstärkung betrachtete der Künstler die reichen Facetten der Liebe heiter und gleichzeitig mit großer Inbrunst. Für den Auftritt hatte der Sänger die Bühne verlassen. Vor dem geschlossenen Vorhang präsentierte er sein Konzert auf Augenhöhe mit dem Publikum in intimer „Wohnzimmer-Atmosphäre“. Hätte er den Led-Zeppelin-Hit oder „As Time Goes By“ – 1931 getextet und vertont von einem gewissen Herman Hupfeld – geschrieben, läge er sicher ganzjährig an einem Bahama-Strand, vermutete Raeder. Dass ihm bisher kein Welthit gelungen ist, nahm der Künstler mit Humor. Selbstbewusst spielte er zahlreiche Lieder aus eigener Feder und warb sympathisch für den Kauf seiner Tonträger. Für Paolo Contes „It’s Wonderful“ näherte Raeder seine Stimme deutlich der des italienischen Star-Chansonniers an. Ballade und Chanson lagen dem Künstler aus dem hohen Norden sehr, rockige Versuche sind gesanglich und instrumental eher zu vernachlässigen. Freundlich erklärte Raeder den Zuhörern Sinn und Zweck des „Kapodasters“, der Gitarrensaiten verkürzt. Für seine Version von „Bitte geh nicht fort“ setzte er das musikalische Hilfsmittel ein. Vor dem niederländischen Barden Hermann van Veen kniete Raeder nieder. „Er ist von vielem so vieles“, schwärmte er von dem berühmten Kollegen. Verstecken muss er sich nicht hinter ihm.

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