Speyer Einmal Artist sein

Speyer. Lucia Korpilla grinst zufrieden. „Ich freue mich schon auf die Bälle“, sagt die Zehnjährige, die es sich mit zwei bunten Jonglagebällen in den Händen auf einer Doppelschicht dicker Matten bequem gemacht hat. Eigentlich spielt Lucia Fußball beim FC Speyer 09. In den Ferien tauscht sie jedoch den Ball mit anderen Geschicklichkeitsgeräten. Insgesamt sind gut 20 Jungen und Mädchen beim Kinderzirkus „Bellissima“ in der Butenschönstraße zu Gast.

Der Dietmar-Hopp-Stiftung ist das außergewöhnliche Training, das morgen in einer Abschlussvorstellung für die Familien gipfelt, zu verdanken. Oder besser: dem gemeinnützigen Verein „Anpfiff ins Leben“, der von Dietmar Hopp gegründet wurde und beim FC einen Stützpunkt eingerichtet hat. Über dessen Leiter Sebastian Ebeling werden Kontakte nach außen gesponnen. So wie zum Kinderzirkus. Zwischen sechs und elf Jahre jung sind die Artisten, die mit Feuereifer die Manege erobern. „Das große Ziel ist natürlich die Aufführung“, betont Suse Braun, eine der Trainerinnen bei „Bellissima“. In alle Teilbereiche eines Zirkuslebens dürfen die Kinder bis dahin hineinschnuppern und das Passende für sich heraussuchen. Der Drahtseilakt gehört dazu. „Das habe ich probiert. War ganz gut“, urteilt der neunjährige Carl Elfner. Seit zwei Jahren kickt er beim FC, ist in der E-Jugend. Zugegeben: Eine wackelige Angelegenheit sei das Seillaufen gewesen. „Aber am Schluss ging’s“, versichert Carl. Stolz ist Brajan Gruda (10) auf sich. „Einmal hab ich das Balancieren geschafft“, verkündet der D2-Jugendspieler. Weil sein Freund sich zum Zirkusprojekt angemeldet hat, ist er mitgekommen. Und Carl? „Ich bin hier, weil es mir in den Ferien meist langweilig wird“, verrät er. Das kann ihm beim Zirkus „Bellissima“ nicht passieren. Tellerdrehen, Diabolo werfen, Akrobatik am Boden oder am Trapez in luftiger Höhe – das Programm ist bereits am ersten Tag abwechslungsreich. Und es stellt die Kinder immer wieder aufs Neue vor Herausforderungen. Beispielsweise vor die Aufgabe, auf großen Gymnastikbällen das Gleichgewicht zu halten und dabei auch noch Tücher zu jonglieren. „Das finde ich cool – auch wenn’s schwer ist. Aber es macht bestimmt voll Spaß“, kann Lucia so langsam den ersten Testlauf auf den Bällen kaum mehr erwarten. Suse Braun freuen solche Sätze. „Es gibt niemanden, der sagt, er hat keine Lust drauf. Alle sind mit Begeisterung dabei“, stellt sie zufrieden fest. Nicht zuletzt sollen die Kinder sich durch das Projekt selbst weiterentwickeln. Den eigenen Körper besser kennenlernen, die persönlichen Fähigkeiten, das Selbstbewusstsein. Zur Stärkung des Gemeinschaftssinns in Bezug auf den FC 09 Speyer soll die Aktion ebenso beitragen. Für ihr Frühstück sorgen die Kinder selbst, den Mittagsimbiss liefert ein Metzger aus Böhl-Iggelheim. Hungrig sind die Jung-Fußballer aber vor allem auf das Austesten von Artistik und Akrobatik. Schließlich soll alles sitzen, wenn es am Freitag heißt: „Manege frei“.

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