Speyer Eingekreist:

91-75544894.jpg

Nichts hat geholfen, kein Argumentieren, keine Appellieren und auch kein auf dem Kopf stehen und mit den Ohren wackeln. Die Verbandsgemeinde Waldsee heißt ab Januar Verbandsgemeinde Rheinauen. Das müssen die Waldseer hinnehmen, aber ein bisschen Nachkarten ist schon erlaubt, so wie auf der Sitzung des Verbandsgemeinderats Noch-Waldsee-bald-Rheinauen geschehen. Als der Entwurf einer neue Flagge vorgestellt wurde, fragte CDU-Mann Wolfgang Berl, ob die gleich mit Trauerflor ausgeliefert werde. Das entspräche wohl seiner Stimmung. Als dann erklärt wurde, was sich im Rathaus noch so alles deswegen ändern wird, äußerte er Zweifel, ob sein Ausweis noch weiter gelte, oder ob er wegen neuen Namens jetzt neue Dokumente brauche. Vielleicht sollte man es in Waldsee doch etwas positiver sehen. Wenn Bürgermeister Otto Reiland (CDU) demnächst auf so ein wichtiges Bürgermeistertreffen geht, sich vorstellt – „Gestatten, Reiland, Bürgermeister von Rheinauen“ – und dann gefragt wird, wo um alles in der Welt denn „Rheinauen“ liege(n), das habe man ja noch nie gehört, dann kann er souverän antworten: „Rheinauen? Das ist das Gebiet von Basel bis Bonn, sowohl links-, als auch rechtsrheinisch.“ Das soll ihm mal einer nachmachen. (krx) Ihnen entgeht nichts. Kein in die Landschaft gestellter Kleidercontainer, kein Falschparker am Waldrand, kein lockerer Stolperstein im Bürgersteig. Keine Pfütze, kein überhängender Ast an einem Wirtschaftsweg. Die 20 Mitglieder des Ortsgemeinderats Harthausen kümmern sich gewissenhaft um jede Kleinigkeit und Unregelmäßigkeit. Kurzum: Sie haben ihr Dorf Tag und Nacht im Blick und traktieren Ortsbürgermeister Harald Löffler (CDU) bei Ratssitzungen unter „Anfragen“ regelmäßig mit einer langen Liste augenscheinlicher Verfehlungen: „Ist der Verwaltung bekannt, dass ...“ Bei der Ratssitzung am Donnerstagabend erwähnte Gerhard Löffler (CDU) einen auf dem Parkplatz am Friedhof abgestellten Pferdeanhänger. Das Übel plagt ihn „bereits seit gut über acht Wochen“. Zur Linderung seine Anfrage: „Was gedenkt die Verwaltung zu tun?“ Ortsbeigeordneter Günter Gleixner (CDU) war unterrichtet, hatte etwas unternommen: „Der Eigentümer des Pferdeanhängers ist bekannt und wurde angeschrieben.“ Was den aber offenbar nicht besonders kümmerte. Gleixner wartete in der Zwischenzeit nicht nur ab. Nein: Er schickte mehrmals jemanden vom Ordnungsamt zum Parkplatz, ließ akribisch die Stand- und „Bewegungszeiten“ notieren – nachweislich wurde der Anhänger etwa alle zwei Wochen bewegt – und zur Nachprüfbarkeit der amtlich erhobenen Fakten auch noch Kreidezeichen auf die Reifen malen. Dennoch tat sich nichts. Außer dass Gleixners Erregungspegel am Anschlag war: „Es gehört schon ein gerüttelt Maß an Frechheit dazu, den Anhänger ausgerechnet am Friedhof abzustellen.“ Für die simple Lösung, den Hänger einfach entfernen und abschleppen zu lassen (natürlich auf Kosten des Verursachers), boten die entsprechenden Vorschriften Gleixner keine Handhabe. Um gegen den Sünder konkret vorgehen zu können, müsste die Gemeinde erst ein spezielles Schild „Parken von Pferdeanhängern verboten“ aufstellen. Ein wahrer Schild-Bürgerstreich. (län) Die Frage nach dem Pferdeanhänger war nicht die einzige im Ortsgemeinderat von Harthausen am Donnerstagabend. Dieter Rain (parteilos) wollte wissen: „Sind der Sendemast und die Aufbauten in der Heiligensteiner Straße rechtmäßig?“ Sie passten nicht ins Ortsbild, findet er. Ob und was wohin passt, regelt ein Gesetz. Unter anderem steht da drin, dass Antennenanlagen bis zu zehn Meter Höhe keiner Genehmigung bedürfen. Die von Rain als Verschandelung empfundene Konstruktion taxierte Ortsbürgermeister Harald Löffler (CDU) auf lediglich sechs Meter. Er hatte die Anfrage erwartet und zur Beantwortung gar das komplette Landesgesetz zum Gegenstand mitgebracht. Löffler nach intensivem Studium des „Antennen-Landesgesetzes“: „Es gibt keine Chance gegen die Antenne in der Heiligensteiner Straße etwas zu tun.“ (län) Spätestens bei der Haushaltsrede von Stefan Scheil (AfD) versteht am Montag keiner mehr etwas im Ludwigshafener Kreissaal. Entnervte Blicke. Leises Stöhnen. Vielleicht ist die Stimmung im Kreistag des Rhein-Pfalz-Kreises aber ohnehin schon etwas gereizt. Was da zu fortgeschrittener Zeit wohl so manchem Kreistagsmitglied durch den Kopf geschossen ist? Eine Gedankenreise. Von wegen das bisschen Haushalt macht sich ganz allein... mir brummt der Kopf. Wer ist denn jetzt an der Reihe? Ach der Scheil... Hä? Von was erzählt der? Von einem Raumschiff? Ist der komplett verrückt? Obwohl – vielleicht wäre so ein kleines Raumschiff ja gar nicht schlecht – so losgelöst von der Erde ... Einsteigen. Anschnallen. Und ab geht’s. Ah, ein schöner Anblick – der Sitzungssaal von oben. Die ganzen Dösköppe. Hi, hi. Moment mal – bekommt der Landrat tatsächlich lichtes Haar? Jetzt ab durch die Decke. Das Kreishaus aus der Ferne. Und dann gaaaanz weit weg. Äh, darf ein Raumschiff überhaupt bei Nebel starten? Nebel??? Wo kommt der denn so plötzlich her? Na klar, aus der FDP-Ecke. Jürgen Creutzmann, dieser Spielverderber aus Dudenhofen. Erst macht er hier mit Matthias Claudius einen auf Poet. Und dann tut er so – wenn alle im Dunst hocken – als kenne er sich mit Haushalt aus. Streber. Der Mond ist aufgegangen. Ja, ja. Wenn das hier halt auch kein Ende findet. Wie geht das Liedchen eigentlich weiter? „Wir stolzen Menschenkinder sind eitel arme Sünder und wissen gar nicht viel; wir spinnen Luftgespinste und suchen viele Künste und kommen weiter von dem Ziel.“ So, so. (btw) Diese Woche hat Landrat Clemens Körner (CDU) die besten Umweltschützer im Kreis geehrt. Bei der Preisverleihung verlief jedoch dem Anschein nach einiges anders als geplant. So standen für die drei Gewinner drei Weinpräsente bereit. Wein. Landrat. Passt. Doch schon beim Überreichen der Urkunden an die Drittplatzierten merkte Körner, dass etwas nicht stimmt. Denn die Naturranger aus Bobenheim-Roxheim waren mit Kindern und Jugendlichen angereist. Denen Alkohol schenken? Nein, das geht dann doch nicht. Die fleißigen Helferlein des Landrats improvisierten und holten flugs naturtrüben Apfelsaft aus dem Saftmobil des Saftla…, hust, der Kreisverwaltung. Der Wein, der sich kurzfristig wundersam vermehrt hatte, ging wenig später schon wieder aus. Oh Schreck. Beim Projekt Breitenweg Mechtersheim engagieren sich nämlich der BUND, die Lokale Agenda und die Jägerschaft – und alle drei Gruppierungen hatten auch Vertreter entsandt. BUND und Lokale Agenda überreichte Körner mal eben geschwind die Flaschen. Doch als nur noch ein Präsent neben dem Rednerpult lag, dämmerte ihm: Gibt er das jetzt den Jägern, geht der Haupt-Gewinner des Umweltschutzpreises leer aus. Da aber kein erneutes Wunder geschah – musste sich die Jägerschaft mit einer Urkunde begnügen. Die Missgeschicke überspielte der Landrat in seiner gewohnt charmanten, hemdsärmeligen Art. Dabei vergaß er jedoch die Laudatio des vorherigen Preisträgers einzuplanen und zeichnete den neuen, Volker Schlie, schon mal aus. So musste Laudator Walter Gramlich seine Rede auf den Freund von der Nabu-Gruppe Heidewald nach der Preisverleihung halten. Das tue er nun einfach ebenfalls in freier Rede, erklärte Gramlich in Anspielung auf die offensichtlich – zumindest teilweise – improvisierten Redebeiträge Clemens Körners. Reden kann er ja, der Landrat. Das mit dem Weinvermehren muss er allerdings noch üben. (mamü)

x