Speyer Die Nerven liegen blank

Ein öffentliches W-Lan-Netz und ein Lärmmessgerät an der B 9 – dass es ausgerechnet zu diesen Themen im Stadtrat gestern Abend schnelle Einigkeit gab, ist bezeichnend: Man kann eigentlich unmöglich dagegen sein, weil man sich damit für Belange der Bürger einsetzt. Ob es klappt, ist dennoch sehr fraglich. Es ist halt Wahlkampf. Eigentlich zeigte es die ganze Tagesordnung der gut dreistündigen Sitzung. Ein bisschen Formales und wenig Substanzielles war zu entscheiden, ansonsten wurde viel Schaufensterpolitik geboten. Dass fast alle Fraktionen entsprechende Kümmerer-Themen auf die Tagesordnung setzen ließen, heißt nicht, dass sie sich sonst einig waren. Der Umgang miteinander: ausbaufähig. Claus Ableiter (BGS) bekam es hie und da gesagt, dass seine fünf Anliegen problematisch waren, und tobte: „Ich lasse mir nicht unterstellen, dass das ein Quatschantrag ist“, zürnte er Oberbürgermeister Hansjörg Eger (CDU), „freche Lüge“, schmetterte er Luzian Czerny (Grüne) entgegen. „Stillos“, kommentierte Axel Wilke (CDU) ins Mikrofon. Er wolle „Kasperletheater“ fortan vermeiden, beeilte sich Eger zu sagen. Als Ableiter in seinem letzten Beitrag den OB aufforderte, für die Abschaffung der Doppik-Rechnungslegung zu kämpfen, wurde er von anderen bewusst übertönt. Die Grünen durften noch einmal an ihre Idee, Glaskörbe statt -säcke bei der Müllsammlung einzuführen, erinnern, die SWG das Fass neue Rettungswache mal wieder aufmachen und Beifall von Ableiter ernten, bevor sie jeweils nach schwieriger Diskussion auf den Boden der Tatsachen geholt wurden: Kann alles erst nach der Wahl entschieden werden. Die Nerven liegen blank so wenige Wochen vor der Wahl. Auch die SPD holte sich das zweite Mal nach 2013 die Auskunft ab, dass es wenig sinnvoll sei, am Grund des „Kleinods“ Russenweiher für eine bessere Gewässerqualität Gräben zu ziehen. Jeder kämpft um sein Mandat, auf das gestern im Zuschauerraum bereits etliche andere Kandidaten mit Ratsambitionen lauerten. Gut sechs Wochen sind’s bis zum Urnengang, und das war gestern im Ratssaal an allen Ecken und Enden spürbar. Offen und ehrlich sagte es dann Gabriele Tabor (SPD): „Uns sitzt doch allen der 25. Mai im Nacken.“

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