Speyer Daumen hoch, Daumen runter

„Grünoase“: Die Bäume müssten für neue Häuser teilweise weichen. Vorne: Dudenhofer Straße.
»Grünoase«: Die Bäume müssten für neue Häuser teilweise weichen. Vorne: Dudenhofer Straße.
Die Kritik:

Die Gewo will im Karree zwischen Dudenhofer Straße, Mix-Markt, Eichendorff- und Albert-Einstein-Straße neue Wohnbebauung in drei Blocks errichten. Für zwei hat sie schon die Grundlage geschaffen, indem sie eine bisherige Grünfläche hinter der Gaststätte „Zur Erholung“ gekauft hat. Das Speyerer Architekturbüro Hook+Lochbaum hat dem kommunalen Wohnungsbauunternehmen einen Entwurf erstellt, der als ersten Bauabschnitt ein Gebäude mit drei Etagen, Staffelgeschoss und 14 Wohnungen enthält. Im nächsten Abschnitt könnte ein Gebäude mit zehn Wohnungen und einem Stockwerk weniger folgen, später zudem ein Gebäude an der Albert-Einstein-Straße, für das sich die Gewo jedoch noch Flächen sichern müsste. Die fünf Experten von außen, die den Gestaltungsbeirat bilden, kritisierten die Pläne scharf. „Städtebaulich nicht überzeugend“, sagte Gekeler. „Wohnen am Parkplatz“, spottete Günter Telian. Edda Kurz deutete an, wo das Gremium Nachholbedarf sieht: Die direkt vor der Haustür geplanten Parkplätze seien nicht zeitgemäß, sollten zugunsten der wertvollen „Grünoase“ verlegt werden. Auch die Erschließungsstraße, die Lage der Häuser und die Grundrisse für Wohnungen zwischen 60 und 80 Quadratmeter wurden kritisiert. „Es gibt bessere Lösungen“, so Gekeler. Gewo-Geschäftsführer Oliver Hanneder führte den Bedarf an günstigem Wohnraum, Förderrichtlinien und finanzielle Gründe als Ursachen für die Planung an, Architekt Norbert Hook sagte, er hätte anders geplant, wenn er nicht diese Vorgaben gehabt hätte. Die Gewo will nun einen neuen Entwurf vorlegen. Für das Bauamt sah Bernd Reif das Projekt „noch lange nicht am Ende“. Das Lob: Mit dem Rahmenplan für die Gestaltung der Hafenstraße ist der Beirat zufrieden. Sie wurde vom Berliner Büro Topotek 1 vorgelegt, das auch schon für die Erlus-Bauherren den Bürgerpark zwischen dem Neubauprojekt und dem Rhein entwickelt hat. Die Hafenstraße zweigt von der Franz-Kirrmeier-Straße ab und führt in diesen Park. Sie soll ihren Charakter als Verkehrsweg verlieren und den Park sichtbar an die Innenstadt anschließen. Das bedeutet – so die bevorzugte von mehreren vorgelegten Varianten – einen Asphalt-Splitt-Belag, mehr Grün sowie im vorderen Bereich Poller, sodass es für die hinteren Häuser eine neue Erschließung hinter der Erlus-Villa gäbe. Gestaltungselemente aus dem Park sollen fortgeführt, teils soll auch historisches Pflaster wiederverwendet werden. Bauherr wäre die Stadt, für die Anlieger fielen keine Kosten an. Einige davon waren in der Beiratssitzung dabei. Sie zeigten sich im Großen und Ganzen einverstanden. Der Beirat lobte: „Hier wird die Qualität öffentlicher Räume verbessert, das ist ganz wichtig für eine Stadt“, sagte Gekeler. Das Gremium: „Wir wollen über Architektur und Qualität reden, wir sehen uns nicht als Verhinderer und Besserwisser“, betonte Gekeler vorab. Die Erfahrungen im ersten Arbeitsjahr des Gremiums seien gut. In der Sitzung vertreten waren auch Politiker aus Ratsfraktionen. Sandra Selg, von deren SWG einst die Initiative für das im Jahr rund 50.000 Euro kostende Gremium gekommen war, lobte: „Die Diskussionen sind sehr wertvoll für Speyer.“ Vorab kritisch geäußert hatte sich Friedel Hinderberger (SPD): Bei mehreren Themen des Beirats werde der Bauausschuss übergangen. Aus seiner Sicht müsse dieser entscheiden, ob er den Beirat hinzuziehen wolle. Bernd Reif, Leiter des Bauamts, hielt dagegen: Der Beirat berate vorab die Verwaltung, der Ausschuss beschließe final über die Projekte. Er habe dann „idealerweise bereits das Votum des Gestaltungsbeirats vorliegen“.

x