Speyer Betörende Klänge

Von Johann Sebastian Bach und seinem Sohn Carl Philipp Emanuel bis zu französischen Impressionisten reicht das Programm, mit dem der Harfenist Andreas Mildner am Freitagabend im Historischen Ratssaal in Speyer die Zuhörer begeistert hat.

Seit den Tagen von König David hat der Harfenklang etwas Betörendes, und so war der Historische Ratssaal war voll besetzt, die Begeisterung der Zuhörer rang dem Harfenisten noch zwei Zugaben ab, obwohl ihm mittlerweile die Hände weh taten. Das Spiel des Instruments erfordert offenbar mehr Kraft, als man denkt, erst recht wenn man Klischees von ätherischen Harfenistinnen – meist sind es Frauen im Orchester – aufsitzt. In der klassischen Musik sind Solo-Stücke für Harfe nicht allzu häufig. Carl Philipp Emanuel Bach hat allerdings eines geschrieben, die Sonate in G-Dur Nr. 139, mit der Mildner sein Konzert eröffnete – mit großer Eleganz zwischen Barock und Klassik schwebend. Der Komponist stand zeitweise im Dienst Friedrichs des Großen und war zu seiner Zeit wesentlich berühmter als sein Vater Johann Sebastian, von dem Mildner das Italienische Konzert spielte – eigentlich komponiert fürs Cembalo und so heiter wie ein Spaziergang durch einen italienischen Park im Sonnenlicht. Sohn und Vater Bach rahmten ein Stück von ganz anderem Charakter, Benjamin Brittens Suit for Harp op. 83, komponiert 1969. In seinem Aufbau erweist Britten den barocken Komponisten seine Referenz. Es klingt aber ganz anders. Britten schrieb es für den walisischen Harfenisten Osian Ellis – ein kraftvolles, „männlich“ wirkendes Stück und sehr virtuos. Der erste Satz zeigt mit Synkopen, dass die in der populären Musik so aufregenden 1960er Jahre in England auch an Britten nicht ungehört vorbeigingen. Auch die Tradition der alten keltischen Harfe mit ihrem sehr kräftigen Klang scheint auf. Der letzte Satz ist eine Hymne, vom Klang von Kirchenglocken durchzogen, an St. Denio, einem nicht weiter bekannten walisischen Heiligen. Der zweite Teil des Programms gehörte den französischen Impressionisten. Gabriel Faurés Impromtu op. 86 war ein Stück für Prüfungen von Harfenschülern am Konservatorium entsprechend hübsch mit virtuosen Schwierigkeiten geziert. Von André Caplet, Schüler Debussys, waren zwei Divertissements – ein sehr heiteres „a la francaise“ und eines „a l’espagnole“ mit Glissandi, die sehr an Flamenco-Gitarre erinnerten. Den Abschluss machte Mildner mit einer Sonatine von Marcel Tournier, der selbst Harfenist war und reichlich Glissandi eingebaut hatte. Was auffiel: Ein Harfenkonzert ist mit dem Spiel der Hände auf einem schönen Instrument auch visuell ein Genuss. Vielleicht werden deshalb so viele Harfen von Frauen gespielt.

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