Speyer Aus dem All beäugt

LANDAU

. Ein bisschen war es eine Verkaufsveranstaltung: Am Donnerstagnachmittag hat Airbus Defence & Space aus München seine Auswertung von Satellitenbildern aus Landau und Umgebung im Ratssaal vorgestellt. Das auch im Rüstungsbereich tätige Unternehmen, eine Tochter des Flugzeugbauers Airbus, will die mittels Radarstrahlen aufgezeichneten Erdbewegungen künftig vielfältig vermarkten. Seine Daten eignen sich dazu, räumliche Modelle der Erdoberfläche herzustellen und diese um einen Zeitfaktor zu ergänzen. Das bedeutet, dass jede Bodenbewegung im Zeitraffer millimetergenau dokumentiert werden kann. Interesse hat gestern das Landesamt für Geologie und Bergbau angemeldet: Die Technik eigne sich, um Hangrutschungen zu dokumentieren, wie sie zum Beispiel in den Flusstälern des Mittelrheinischen Schiefergebirges beinahe an der Tagesordnung sind, und die Häuser, Straßen und Bahnlinien gefährden. Außerdem könnten so im Vulkanfeld der Eifel Bodenaktivitäten beobachtet oder Einstürze von alten Bergwerksstollen registriert werden, bevor sie Wohngebiete erreichen. Nur die Kosten sprächen gegen eine umfassende Nutzung der Technik. Abhilfe könnten künftig jedoch kostenlos bereitgestellte Daten eines neuen Kopernikus-Satelliten schaffen. Die Airbus-Tochter war von der Stadtverwaltung nach den gravierenden Bodenhebungen und -verschiebungen, die im März dieses Jahres zum Abschalten des Geothermiekraftwerks Landau in der Eutzinger Straße geführt hatten, beauftragt worden. Ziel war es, Zeitpunkt und Ausmaß jener Hebung und Seitwärtsbewegung zu ermitteln, die zu massiven Rissen an der Erdoberfläche im Landauer Süden geführt hatte. Nach dem Abschalten des Erdwärmekraftwerks waren die Hebungen rasch zum Stillstand gekommen, anschließend hatte sich der Boden schnell wieder gesenkt. Die Bodenbewegungen haben im August 2013 spontan eingesetzt, belegte Jan Anderssohn von Airbus. Die Datenlage für Landau sei sehr gut gewesen, da Airbus für einen anderen Auftrag bereits Bilder für die Südpfalz gesammelt hatte. Zur Erklärung: Der Satellit Terrasar-x umkreist die Erde in etwa 500 Kilometer Höhe und scannt sie dabei mit Radar ab. Aus den reflektierten Strahlen erzeugt er Bilder. Je nach Einstellung kann er einen bis zu 270 Kilometer breiten Streifen erfassen. Dann wird alles abgebildet, was größer als 40 mal 40 Meter ist. Er kann aber auch heranzoomen und alle Objekte von mehr als 25 mal 25 Zentimetern erfassen, wie Oliver Lang von Airbus erläuterte. Auswertbar sind allerdings nur Punkte, die sich normalerweise relativ wenig ändern, zum Beispiel Straßen, Häuser und Bahngleise. Weniger gut bis ungeeignet sind Flächen, auf denen sich die Vegetation stark ändert (Wald, Wiesen) oder Baustellen. Deutlich wurde, dass es vor der Erdbewegung beim Geothermiekraftwerk eine leichtere Hebung von etwa neun Millimeter pro Jahr im Norden Landaus gegeben hatte. Deren Ursache ist unbekannt; denkbar ist ein natürlicher Grund, wie sie im Oberrheingraben vorkommt. Im Industriegebiet im Osten Landaus gab es eine Senkung; auch deren Ursache ist nicht bekannt. Typische Ursachen für Erdbewegungen können der Wechsel von Trockenheit und Nässe sein, der Öl- und Gasabbau (Senkung durch Entnahme, Hebung, wenn chemische Mittel in den Untergrund gepresst werden, die die Förderung verbessern sollen) oder der Bau von U-Bahnen. (boe)

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