Speyer Auf rund 40 Hektar soll etwas gemacht werden

Der Stadtratsbeschluss im Dezember 2014 war eindeutig: Der südliche Auwald, von der Werft bis zur Ortsgrenze Berghausen, soll komplett aus der forstlichen Bewirtschaftung herausgenommen werden. Jetzt laufen die Vorarbeiten für die Zukunft des etwa bei Spaziergängern beliebten Gebietes.

Mit der Entscheidung, als deren geistige Urheber sich mehrere Fraktionen im Stadtrat feiern (wir berichteten), sind Pflöcke eingehauen worden, die Joachim Kuntz von Landesforsten Rheinland-Pfalz berücksichtigen muss. Er entwirft im Auftrag der Stadt deren Forsteinrichtungswerk, einen Rahmenplan für die Entwicklung des Stadtwalds in den kommenden zehn Jahren. Dass der südliche Auwald, der rund 150 von insgesamt 1000 Hektar Stadtwald ausmacht, völlig unangetastet bleiben soll, war ihm nicht recht. Er hatte im Vorfeld wie das zuständige Forstamt dafür plädiert, nur Teilgebiete aus der Bewirtschaftung zu nehmen (wir berichteten). „Aber der Stadtratsbeschluss ist für mich bindend, und daran habe ich mich gehalten“, sagt er über den korrigierten Entwurf des Forsteinrichtungswerks, den er kürzlich bei der Stadtverwaltung eingereicht hat. „Der Großteil wird unangetastet bleiben“, betont Kuntz. Wirtschaftlich motivierten Holzeinschlag, mit dem rund 30.000 Euro im Jahr hätten erzielt werden können, werde es nicht geben. Auf rund 40 Hektar müsse im nächsten Jahrzehnt dennoch etwas gemacht werden, so der Kuntz-Entwurf. Das sei aber alleine mit der Verkehrssicherungspflicht und naturschutzfachlich begründet. Als Beispiel nennt er ein Projekt, um standortfremde Nussbäume durch für den Auwald bessere Feldahorn-Bestände zu ersetzen. „Ein sehr reduziertes Programm“, betont er. Günter Franz, der als Referent der Oberen Forstbehörde für die rechtliche Bewertung der Speyerer Pläne zuständig ist, betont, dass eine „pauschale Stilllegung“ des Waldstücks nicht möglich sei. Die Experten hätten sich die einzelnen Bereiche der 150 Hektar nochmals angeschaut, um je nach Zustand eine „vernünftige fachliche Vorgehensweise“ zu entwickeln. Die biete nun der neue Entwurf, den laut Kuntz noch vor der Umweltausschusssitzung am 2. Juli Umweltdezernent Frank Scheid (SWG) prüfen soll. Kuntz sieht keine strittigen Punkte mehr. Wenn Hochwasser, Stürme oder Pflanzenkrankheiten dazwischenkämen, könnten mit den jährlichen Forstwirtschaftsplänen noch die Vorgaben der zehnjährigen Rahmenplanung geändert werden. Die Stadtverwaltung warte jetzt das Forsteinrichtungswerk ab und werde dann über den weiteren Umgang mit dem naturbelassenen Auwald entscheiden, so Sprecher Matthias Nowack auf Anfrage. „Für den Herbst plant OB Hansjörg Eger dem Stadtrat ein Maßnahmenpaket für die weitere Entwicklung des Areals vorzuschlagen.“ Dazu gehöre wohl auch die Einrichtung eines Naturlehrpfades, wie es zuletzt die CDU-Ratsfraktion nach einer „Vogelstimmenwanderung“ im Auwald vorgeschlagen hat. Es sei denkbar, Informationstafeln aufzustellen, so Nowack. Man habe bei der Umweltstiftung des Landes vorgefühlt, ob es dafür Zuschüsse geben könnte, und positive Rückmeldung erhalten. Auch Führungen und Exkursionen könnten dann dazu beitragen, den Auwald „erlebbar zu machen“. Nicht geklärt sei, „was in diesem Areal genau noch zulässig ist“, sagt Nowack. Im Vorfeld war etwa von einem neuen Wegekonzept die Rede. Landesforsten-Fachmann Franz verweist darauf, dass generell eine touristische Nutzung dem Ziel Naturschutz zuwider laufen könnte. Sein Kollege Kuntz betont, dass im Forsteinrichtungswerk ein Wegeplan kein Thema sei: „Das kann die Stadt auf dem kleinen Dienstweg mit dem Forstamt regeln.“ Von CDU-Fraktionschef Gottfried Jung gibt es die weitere Forderung, in einem entwicklungsbedürftigen Bereich des Auwalds eine ökologische Ausgleichsfläche einzurichten und damit Geld zu verdienen. Außerdem sollten Stadt oder Landesregierung ein „Monitoring der Auwaldentwicklung“ in Auftrag geben. (pse)

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