Speyer „Auch mal Sozis in den Arm nehmen“

Waldsee/Altrip. „Politik habe ich im Grunde genommen schon als Feger mitbekommen. Mein Vater war Hausmeister im Altriper Rathaus, meine Mutter hat das Gemeindehaus geputzt und ich bin zwischendrin rumgerannt“, sagt Karl-Martin Gensinger, der vom Verbandsgemeinderat zum zweiten Beigeordneten der Verbandsgemeinde Waldsee gewählt worden ist. Seine Eltern bezeichnet der 70-jährige Altriper als unpolitisch, und er selbst kam auch eher aus Zufall zur CDU, obwohl ihm die Politik von Konrad Adenauer schon immer imponiert hat. Während er mit Freunden am Stammtisch saß, seien immer so ein paar Leute ins Nebenzimmer gerannt. „Ohne zu grüßen. Da bin ich dann mal hinterher und hab ihnen die Meinung gesagt“, erinnert er sich, „Die haben mich dann gleich eingeladen zu bleiben“. Zehn bis zwölf Leute waren damals im Ortsverband der CDU. So richtig mitgekriegt habe das damals keiner in Altrip, die Leute kannten die CDU nicht. Gensinger, der 1973 in die Partei eintrat, schaffte schnell Abhilfe. 1974, in dem Jahr, in dem Gensinger zum CDU-Vorsitzenden gewählt wurde, hatte die Partei dann plötzlich nicht wie zuvor einen, sondern fünf Sitze im Gemeinderat. Bis 2001 blieb er Vorsitzender. „Ich mache alles furchtbar lang“, sagt er mit einem Schmunzeln. Seit vierzig Jahren ist er nun im Gemeinderat aktiv und ist seitdem bis auf eine Legislaturperiode auch im Kreistag vertreten. Das wiederum war anfangs gar nicht sein Ziel. „Ich wollte es tatsächlich nicht, ich habe sogar meinen Altriper Gegenkandidaten gewählt“, sagt er. Seit 20 Jahren ist er Beigeordneter in Altrip, nach der jüngsten Kommunalwahl im Mai wurde er allerdings erst im zweiten Anlauf gewählt. Sauer sei er deswegen aber nicht, sagt er. Nur Bürgermeister der Rheingemeinde ist er nie geworden, obwohl er sich viermal zur Wahl gestellt hat. Seine politische Überzeugung: „In der Kommunalpolitik gibt es nicht schwarz, rot und grün. Da kann man ruhig mal einen Sozi in den Arm nehmen, da geht es um die Sache, da muss man gemeinsam durch.“ Beruflich hatte Gensinger so überhaupt nichts mit Politik zu tun, mit Überzeugungsarbeit allerdings schon. An Geld habe es hinten und vorne gefehlt, als er jung war. Deswegen habe er schon als Schüler nebenbei gearbeitet. Nach der Volksschule machte er eine Lehre zum Kaufmann bei Hugo Stinnes in Mannheim. „So ein Knilch vom Land in so einem Apparat von Unternehmen, die waren doch alle älter und schlauer als ich“, erinnert er sich. Offensichtlich aber nicht so redegewandt, denn bald war Gensinger der Lehrlingssprecher. Zu seinem späteren Job als Handelsvertreter bei der Firma Meteo kam er durch Zufall. Er lernte einen Handelsvertreter in einem Mannheimer Lokal kennen, der eigentlich auf einen anderen Bewerber wartete, dann aber Gensinger einen Job anbot, den der nach einigem Hin und Her auch annahm. „Ich sollte Preisauszeichnungsgeräte verkaufen, das Stück für 245 D-Mark“, erinnert sich Gensinger. „Ich bin dann mit Tasche und Gerät in Mannheim in den Quadraten rumgeschlabbt und hab sie tatsächlich verkauft.“ Später bekam er sein eigenes Gebiet, die Vorderpfalz. „Ich habe 50 Jahre lang Preisauszeichnungsgeräte verkauft, das letzte vor ein paar Tagen“, sagt Gensinger. Was er mache, das mache er eben mit Leib und Seele. Als Jugendlicher hat er Tischtennis und Fußball gespielt. Und ein bisschen geboxt. „Das Boxen hat mir meine Frau bald abgewöhnt“, sagt er. 1965 hat er seine Ilse geheiratet: „Die oder keine“. 1967 ist er Vater einer Tochter geworden. Nicht nur in Altrip ist er durch das Sandbahnrennen bekannt geworden. Seit 40 Jahren ist er Vorstand des MSC Altrip. „Ich war Mutter, Vater und Erzieher der Kompanie, alles hat sich auf mich verlassen“, sagt er. Mit Familie und Freunden war er jedes Wochenende auf der Rennbahn. Selbst gefahren ist er allerdings nie, doch Organisieren, das ist Gensingers Ding.

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