Speyer Alle in einem Boot

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Ein Containerumschlag im Neuen Rheinhafen und ein weiterer Anleger für Kreuzfahrtschiffe schienen schon abgehakt. Doch nun erfahren beide Projekte eine Wende. Die Stadt hat andere Wege gefunden, den Schiffsanleger zu finanzieren. In Sachen Containerumschlag spricht sie mit Mercedes-Benz.

Der Stadt entgehen viele Touristen und damit auch viel Kaufkraft. Der Grund: Viele Schiffe können am städtischen Anleger nicht festmachen. Er ist chronisch ausgebucht. 246 Schiffe legten im vergangen Jahr laut städtischer Pressestelle an, 270 waren es 2013. „155 Schiffe hätten die Verkehrsbetriebe mit einem zweiten Steiger mehr bedienen können im Jahr 2013“, sagt Stadtsprecher Matthias Nowack. Die Stadt hatte bereits 2013 Gespräche mit dem Land über einen Anleger geführt, doch keine Mittel zur Finanzierung erhalten. Das Projekt war vorerst geplatzt. Doch laut Stadtentwickler Bernd Reif werden gerade neue Wege der Finanzierung sondiert. „Wir wollen an der Wirtschaftskraft des Tourismus partizipieren“, sagt er. Es gebe weiteres Potenzial. „Es werden immer mehr größere Schiffe gebaut mit großen Kapazitäten. Sie entgehen uns derzeit noch“, berichtet Reif. Für eine Schiffsanlegestelle, an der auch Modelle mit größeren Abmessungen im Neuen Rheinhafen festmachen können, müsse aber auch die passende Infrastruktur geschaffen werden: „Wir brauchen beispielsweise eine Lösung dafür, wie die Touristen über die Bahngleise gelangen. Außerdem brauchen wir Parkplätze für die Busse, die die Menschen in die Stadt bringen“, erläutert der Stadtplaner. Er ist optimistisch in Bezug auf die Gewinnung von Fördermitteln. Nachdem die eine Zuschuss-Idee geplatzt sei, gebe es neue Ansätze. „Wir müssen nur schauen, ob wir Mittel für den Anleger erhalten. Wenn nicht, dann bekommen wir vielleicht Zuschüsse für die Infrastruktur. Es ist ein Projekt der Städtebauförderung“, erläutert Reif. Laut städtischer Pressestelle gibt es einen technischen Vorschlag der Verkehrsbetriebe mit Blick auf einen weiteren Schiffsanleger für Kreuzfahrtschiffe. „Dieser Vorschlag muss noch in die Gesamtentwicklung des Hafens und der Verkehrsinfrastruktur eingebunden werden.“ Danach werden die politischen Gremien der Stadt beraten. „Oberbürgermeister Hansjörg Eger will dieses Thema noch in der ersten Jahreshälfte in den Gremien behandeln“, so der Pressesprecher. Die Unterstützung auf Landesebene ist für das Projekt groß, ebenso für den Containerumschlagplatz. Zu den Befürwortern zählen nach eigenem Bekunden die Vorsitzende der rheinland-pfälzischen CDU, Julia Klöckner, und ihr Parteikollege Axel Wilke. „Es kann nicht sein, dass die Schiffe in Mannheim anlegen, nur, weil hier kein Platz ist“, sagte Klöckner zur RHEINPFALZ. SPD-Landtagsmitglied Walter Feiniler will auf Bundesebene Mitstreiter gewinnen. Er kündigte Gespräche mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Gustav Herzog (Zellertal) an. Mit der Ansiedlung des Daimler-Logistikzentrums kam auch die Frage nach einem Containerumschlagplatz für Schiffe auf. „Wir wollen keinen zusätzlichen Lkw-Verkehr nach Speyer bringen“, sagt Reif. Die Stadt befürwortet eine Stärkung der Binnenschifffahrt. Diesbezüglich ist die Stadt mit Daimler kontinuierlich in Gesprächen, wie beide Seiten bestätigen. „Es gibt verschiedene Modelle, wie so etwas aussehen könnte“, berichtet Reif. Eine Variante wäre seinen Erläuterungen zufolge, dass die dafür benötigte Fläche von der Stadt an Daimler verpachtet wird. „Daimler würde den Containerhafen dann betreiben“, berichtet Reif. Er betont, dass es sich dabei dann aber nicht um einen großen Containerhafen ähnlich jenem in Mannheim handeln würde. Vorteil für die Stadt bei dieser Variante: Sie müsste sich finanziell nicht beteiligen. Nachteil: andere Unternehmen könnten den Hafen nicht nutzen. Das führt zu Variante zwei. „Würde die Stadt Fördermittel erhalten, könnte sie den Hafen ausbauen. Dann müsste sie aber dafür sorgen, dass der Zugang nicht beschränkt ist“, erklärt Reif. Ob und welche Variante realisiert werden könnte, sei eine Frage der Wirtschaftlichkeit für das Unternehmen Daimler. Ein Konzernsprecher teilt hierzu mit: „Die Stadt hat uns über ihre Pläne informiert. Aus unserer Sicht ist es zu früh, um über das Konzept abschließend zu diskutieren.“ Wie mehrfach berichtet, baut Daimler ab April schrittweise die Auslastung seines Zentrums aus. Mitte 2016 beginnt der Vollbetrieb. „Dann kann das Unternehmen schauen, ob ein Containerumschlag für Schiffe rentabel ist“, sagt Reif. Alle drei Jahre müsse der Konzern die Transportleistung neu ausschreiben. Die ersten drei Jahre werden also in Speyer keine Container auf Schiffe geladen. Die Gespräche über einen möglichen Containerhafen werden spätestens Mitte nächsten Jahres konkret fortgeführt.

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