Speyer Adventsklänge (2): Neue „Messiah“-Aufnahme

Das Cover im Detail.
Das Cover im Detail.

Im Sommer erklang Händels „Messiah“ live in Speyer. Im englischen Original und sogar mit Alternativnummern lässt es sich nun in einem Mitschnitt aus Coventry hören und sehen.

Wie an dieser Stelle schon gesagt, erklingt Bachs Weihnachtsoratorium am 22. Dezember in Speyer mit PalatinaKlassik in St. Otto. Am Sonntag, 3. Dezember, um 16 Uhr sind bei einem Festlichen Advents- und Weihnachtskonzert PalatinaKlassik Vokalensemble und PalatinaKlassik Brassensemble unter Leo Kraemer aber erstmal in der Katholischen Pfarrkirche St. Josef in Alzey bei einer Veranstaltung des Rotary Club Alzey zu Gast (www.palatina-klassik.eu). Ein anderes großes Werk, das in den Wochen vor dem Fest gerne gespielt wird, führte PalatinaKlassik im Juni in Speyer in St. Otto auf: Georg Friedrich Händels „Messiah“. Das Oratorium wurde hier in deutscher Sprache und ein bisschen gekürzt aufgeführt.

Wer es in einer sehr außergewöhnlichen Neuaufnahme im englischen Original, komplett und dazu mit einer ganzen Reihe von Alternativfassungen hören möchte, hat dazu seit acht Tagen die Chance. Denn neu erschienen ist beim Label Erato eine Box mit zwei CDs und einer DVD, die eine Aufführung von vor einem Jahr aus England akustisch und optisch dokumentiert, die in mehr als einer Hinsicht überaus bemerkenswert ist.

The English Concert in Schwetzingen

Es singen und spielen die Mitglieder von The English Concert, exakt 50 Jahre nach der Gründung des Barockorchesters, das seither zu den ersten Originalklangensembles weltweit gehört. Zum Glück war die von Trevor Pinnock gegründete Gruppe, zu der auch bald ein Chor gehörte, recht oft in der Region zu Gast, unter anderem bei den Schwetzingen Festspielen. Dort gab es unter Pinnock 1988 ein unvergessenes Henry-Purcell-Programm unter anderem mit der Oper „Dido and Aeneas“ , das zu den Perlen im Schallarchiv des SWR gehört.

Bei dem „Messiah“ 2023 dirigierte nun John Nelson, ein besonders als Händel- und Berlioz-Interpret berühmter Musiker. Ort des Konzerts war die neue Coventry Cathedral, zu deren Einweihung 1962 Benjamin Britten sein „War Requiem“ komponiert hatte.

Eine Friedensgeste

Diese Kirche wurde neben der Ruine der mittelalterlichen Kathedrale in der englischen Stadt gebaut, denn die historische Kirche wurde am 14. November 1940 bei Luftangriffen der deutschen Luftwaffe zerstört. Die bewegende Aufführung an diesem Ort war 2022 auch eine Friedensgeste.

Zudem ist John Nelsons Deutung in ihrer Tiefe und Weite, ihrer Intensität und beseelten Gesanglichkeit Ausdruck eines wissenden Eindringens in den Geist dieses einmaligen Musikstücks, für das der Dirigent immer wieder sehr schlüssige Lösungen im Detail findet. Nicht selten erscheint das Musizieren wie schwerelos, nicht weil es leichtgewichtig ist, sondern weil es die universelle Dimension der Musik ahnen lässt. Die Solisten sind schlicht phänomenal. Michael Spyres, der als Tenor und Bariton auftritt, ist hier ein würdevoller Tenor. Lucy Crowe ist eh ein der ersten Händel-Sängerinnen unserer Tage, Matthew Brook ein wie immer prägnant agierender Bass – und Alex Potter ein hochkultivierter Countertenor. Wenige nach diesem „Messiah“ trat er in Neustadt an der Weinstraße auf.

Coventry 1940: Winston ChurchilI in den Ruinen der zerbombten Kathedrale.
Coventry 1940: Winston ChurchilI in den Ruinen der zerbombten Kathedrale.
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