Speyer Abkehr vom Weltgeschehen

„Im Anfang war das Bild...“ – unter diesem Titel steht eine Retrospektive mit 27 Gemälden des Mainzer Kunst-Autodidakten Michael Kreppel. Sie ist von heute an bis zum 29. April im Speyerer Feuerbachhaus zu sehen.

Vor 25 Jahren schenkte Kreppels Ehefrau ihrem Mann einen Aquarellkasten. Obwohl Michael Kreppel an seinen Kunstunterricht in der Schule keine guten Erinnerungen hatte, begann der damals 36-jährige Rechtspfleger zu malen. Bald ließ der Autodidakt die Aquarellfarben hinter sich, experimentierte mit Öl- und Pastellkreiden und kam dann zur Öl- und Acrylfarbe. Ein Jahr später kam schon das Angebot für eine erste Ausstellung seiner Bilder in Eltville. Dieses Jahr kann er auf mehr als 14 Einzelausstellungen zurückschauen. Im Feuerbachhaus zeigt der im Taunus lebende Kreppel nun in einer Retrospektive 27 Bilder aus seinem 25-jährigen, nebenberuflichen Kunstschaffen. Von Anfang an hat der heute 61-Jährige spontan und intuitiv gearbeitet. Das Leuchten der Farben zog ihn an. Ließ ihn – mit Hilfe von Musik – in einen Arbeitsprozess eintauchen, in dem er die Wirkung von Farben und Formen ausprobierte. In einer ersten Bilderreihe entstanden dabei Köpfe, die in ihrer abstrahierten Form an den Expressionisten Alexej von Jawlensky erinnern: dunkle Konturen in Kombination mit geometrischen Flächen in knalligen Farben. „Keine zeitgenössische Malerei“ wolle er machen, betont Kreppel, was einen zunächst stutzig macht. Gemeint ist die bewusste Abwendung vom aktuellen Weltgeschehen. Also kein Donald Trump und keine Flüchtlinge in Kreppels Bilderwelt. Zu unwichtig sind diese Themen für die große, rettende Welt der Kunst – so empfindet er es. Zur Stützung dieser These zitiert er Autoren, Künstler und Philosophen von Anais Nin bis Ludwig Feuerbach. Jazzmusiker Miles Davis war der Namensgeber für eine Serie, die Kreppel Anfang der 2000er Jahre anfertigte. In den „Jazzmiles“ haben sich die früheren Gesichter verflüchtigt, dafür sind neue Techniken hinzugekommen. Die Farbe fließt üppig, Linien werden eingeritzt, raue Oberflächen mittels Sandbeimischung erzeugt, und zusätzlich nutzt der Maler Papier sowie andere Materialien für Collagen und Assemblagen. Bunt bleibt es, bis auf eine Ausnahme: In „Prince of Darkness“ von 2008 lässt Kreppel nur kleine bunte Fenster stehen. Über den Rest des Bildes hat er mit breitem Spachtel Schwarz verteilt. Ausstellung —Zu sehen im Speyerer Feuerbachhaus vom 4. März bis zum 29. April, dienstags bis freitags ab 16 Uhr, samstags, 11 bis 14 und ab 17 Uhr, sowie sonntags, 11 bis 14 Uhr —Eröffnung heute, 11 Uhr

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