Rhein-Pfalz Kreis Von wegen nicht zeitgemäß

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Limburgerhof. Mit klassischem Kasperle-Theater hat Peter-Michael Krohn vom Tom Kyle Puppentheater am Sonntag knapp 90 Zuschauer im Capitol Limburgerhof begeistert. Mitgebracht hatte er über 50 Jahre alte Originalpuppen der Hohnsteiner Puppenspiele. In seinem „Räuberstück“ bewies er, dass die altbekannten Charaktere bei Kindern wie Erwachsenen heute noch genauso gut ankommen wie damals.

So ein Ärger: Da möchte der Theaterdirektor gerade das „Räuberstück“ ankündigen. Und dann bringt der Postbote einen Brief vom Räuber. Der meldet sich kurzerhand ab, um sich zu erholen. Aber was nun? Ein Räuberstück ohne Räuber, wie soll das gehen? Vor diesem Dilemma stand am Sonntag in Limburgerhof glücklicherweise nicht Capitol-Inhaber Dieter Janneck, der gerade noch selbst das „Räuberstück“ angekündigt hatte. Der verzweifelte Theaterdirektor war vielmehr nur rund 30 Zentimeter groß und Teil der Aufführung, mit der das Tom Kyle Puppentheater in dem Lichtspielhaus gastierte. Tom Kyle ist nicht etwa ein Künstlername, sondern der alte Name der Stadt Kiel, wo das Puppentheater beheimatet ist. Der Mann hinter den Puppen ist Peter-Michael Krohn, der sich im Circus Roncalli zum Clown ausbilden ließ, bevor er am Kieler Opernhaus eine Ausbildung zum Theaterplastiker und -maler machte. 2014 hatte Krohn die Gelegenheit, die mit viel Liebe zum Detail geschnitzten Hohnsteiner Bühnenfiguren zu erwerben. Eigens für sie entstand dann in Zusammenarbeit mit dem Autor und Regisseur Wolfgang Buresch das „Räuberstück“. „Oft hört man, Kasperle sei nicht mehr zeitgemäß“, sagt der 29-jährige Puppenspieler. „Ich mache es im alten Gewand, authentisch, aber mit neuen Inhalten.“ Dabei habe er den Anspruch, nicht nur ein Kinderprogramm zu bieten, sondern Unterhaltung für die ganze Familie. Hauptindikator, ob dies gelingt, sind dann aber doch die Kleinsten. „Kinder sind das kritischste Publikum überhaupt“, weiß der Kieler. Dass er sich da in Limburgerhof keine Sorgen zu machen brauchte, wurde schon während des Vorspiels klar. Wann immer eine der Figuren auf Hinweise aus dem Publikum angewiesen war, konnte sie sich voll und ganz auf die jungen Zuschauer verlassen. Lediglich bei der Einkaufsliste, die die Großmutter der Gretel aufgetragen hatte, waren auch die Kinder keine große Hilfe. Waren es nun zwei Eier oder vier, ein Liter Milch oder doch besser zwei? Dazu gab es recht unterschiedliche Angaben. Gemeinsam brachten die Kinder den Kasper dann aber auf die Spur des Räubers, für den der Direktor auf seine ganz eigene Art Ersatz gefunden und der sich einfach die Geldbörse der Großmutter geschnappt hatte. Das Bühnenbild des rundum ganz in schwarz gehaltenen Puppentheaters beschränkte sich vollkommen auf verschiedenfarbige Vorhänge. „Ich möchte, dass die Puppen und die Handlung im Vordergrund stehen. Alles Weitere macht die Fantasie der Kinder“, ist Krohn überzeugt. Und die ließen sich nur allzu gern von den liebenswerten Puppen in ihre Welt mitnehmen. Mit lautstarkem Applaus belohnten sie den Puppenspieler am Ende für seine Vorstellung. |sud

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