Rhein-Pfalz Kreis Von Böhl-Iggelheim nach Pyeongchang

Als eine von zwei Pfälzerinnen gehört Kim Laubscher aus Böhl-Iggelheim zu den Teilnehmern des Deutschen Olympischen Jugendlagers bei den Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang. Die 18-Jährige ist nach Rio 2016 bereits zum zweiten Mal bei Olympia. Der Faszination am Spektakel schadet das aber überhaupt nichts.

«Pyeongchang/Böhl-Iggelheim.» Sie kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Kim Laubscher erlebt derzeit im fernen Südkorea die Olympischen Winterspiele und ist hautnah dabei, wenn die deutschen Athleten in Pyeongchang große Erfolge feiern – aber auch, wenn sie geschlagen werden. All diese Geschichten schreibt Olympia. „Unvergesslich“, sagt Laubscher. Ob bei den Wettkämpfen im Biathlon, beim Rodeln oder beim Skispringen – die Leistungsturnerin der TSG Haßloch ist dabei, wenn es um die Medaillen geht. Die 18-Jährige aus Böhl-Iggelheim ist Mitglied einer Delegation von 40 Nachwuchssportlern, die der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) nach Südkorea einlud, um die Spiele, aber auch die fernöstliche Kultur kennenzulernen.

Pure Gänsehaut

Pure Gänsehaut. So beschreibt Laubscher die Stimmung, die am vergangenen Montag beim Mannschaftswettbewerb der Skispringer herrschte. Direkt an der Schanze des Alpensia Centers in den Bergen von Pyeongchang stand sie, bei minus 12 Grad. „Wir haben richtig viel Stimmung im Stadion gemacht“, sagt sie, „wir hatten einfach viel Spaß, und das hat unsere Gruppe noch einmal zusammengeschweißt.“ Allein schon wegen ihrer einheitlichen Kleidung zählen sie zum deutschen Olympia-Team. Mitfiebern, Anspannung, dann Jubel. Silber für Andreas Wellinger und Co.

Wichtige Themen in Zeiten zunehmender Skepsis

Auch der Blick hinter die Kulissen der Winterspiele zählt für die Teilnehmer des Deutschen Olympischen Jugendlagers (DOJL) zum Programm. Mit Christian Klaue, Sprecher des Internationalen Olympischen Komitees, und der neuen DOSB-Vorstandsvorsitzenden Veronika Rücker diskutierten sie über die Nachhaltigkeit der Spiele, das Vergabeverfahren und die Zukunft der Olympischen Bewegung, erzählt Laubscher. Wichtige Themen in Zeiten zunehmender Skepsis gegenüber sportlicher Großveranstaltungen.

Das Land entdecken

Doch nicht nur die Wettkämpfe um Gold, Silber und Bronze stehen für die Delegation im Mittelpunkt, sondern auch Land und Leute. Noch vor der eigentlichen Eröffnungsfeier besuchten die Jugendlichen das Goethe-Institut, in dem sie von südkoreanischen Schülern empfangen wurden. Sie gaben ihnen einen kleinen Einblick in die koreanische Sprache. Laubscher, die stets Maisha Grimm, ihre Mitschülerin in der zwölften Klasse am Hans-Purrmann-Gymnasium in Speyer, an ihrer Seite wähnt, schlüpfte hier auch in eine koreanische Tracht. „Das war schon ganz lustig“, sagt sie. Natürlich hat die 18-Jährige auch die Tour durch die Millionenstadt Seoul mitgemacht. Eine Nacht verbrachte sie bei einer Gastfamilie in der Olympiastadt Gangneung, wo unter anderem Curling-Wettkämpfe, das Eishockey-Turnier und die Eiskunstlauf-Wettbewerbe ausgetragen werden. „Es war sehr spannend, sich auch mit der Kultur Koreas zu beschäftigen und sich mit der Teilung des Landes zu befassen“, sagt Laubscher. Die demilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea besuchten die Nachwuchssportler ebenfalls. „Das war ein ganz besonderer und bewegender Moment“, sagt die junge Frau aus Böhl-Iggelheim.

"Es war einfach genial"

Bei allem interessanten Drumherum zählt natürlich vor allem der Sport. Direkt bei der ersten deutschen Goldmedaille der Spiele war Laubscher vor Ort im Stadion. Im Biathlon-Sprint war Laura Dahlmeier unschlagbar. „Besonders hat mich ihre Ruhe am Schießstand und ihre letzte Runde beeindruckt. Sie hat alles gegeben“, sagt Laubscher. „Da haben wir erstmals zu spüren bekommen, was Olympia bedeutet. Es war einfach genial.“

Smalltalk mit Promis

Ein beliebter Treffpunkt der deutschen Delegation ist jeden Tag das Deutsche Haus. Dort kommen Athleten, Sponsoren und geladene Gäste nach den Wettkämpfen in geselliger Runde zusammen. Beim ersten Besuch traf Laubscher zur eigenen Überraschung Turner Fabian Hambüchen, 2016 in Rio de Janeiro Olympiasieger am Reck. Ein „Sommersportler“ bei den Winterspielen? Hambüchen ist als Reporter für einen Fernsehsender in Südkorea unterwegs. Ebenfalls vor Ort: Beachvolleyball-Olympiasiegerin Laura Ludwig. Bei einer weiteren Stippvisite lernte Laubscher Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dessen Ehefrau Elke Büdenbender kennen. Das Gespräch mit ihnen nennt Laubscher ein „tolles Erlebnis“. Der Bundespräsident war auch mit der Jugend-Delegation im Biathlon-Stadion, als sie den Olympiasieg von Arnd Peiffer im Sprint erlebte. Das ständige Doppel aus Laubscher und ihrer Freundin Maisha Grimm nutzte die Gelegenheit und bat Peiffers Mannschaftskollegen Benedikt Doll und Erik Lesser zum Selfie. „Sie waren wirklich nett“, sagt Laubscher.

Mit Olympia die Welt entdecken

Die „Olympische Familie“ der Athleten aus aller Herren Länder ist im Olympischen Dorf unter sich. Laubscher durfte hineinschnuppern. Besonders beeindruckend: der Essensaal. Hunderte Sportler aus den verschiedensten Sportarten und Nationen tummeln sich an den Tischen. Sie lachen, tauschen sich aus oder suchen ganz in Stille für sich alleine etwas Pause vom Trubel. „Viele wussten nicht, dass das Olympische Dorf Gerichte aus der ganzen Welt anbietet“, sagt Laubscher. Da sie allerdings auch im Sommer 2016 in Rio zur deutschen Delegation des DOJL zählte, kannte sie das schon. Erst Südamerika, jetzt Asien. Mit Olympia die Welt entdecken.

Selten mehr als vier Stunden Schlaf

Das Einzige, was während der Zeit in Südkorea zu kurz kommt, ist der Schlaf. Selten liegt Laubscher länger als vier Stunden im Bett. „Wir wollten uns keine Möglichkeiten entgehen lassen“, sagt sie. Nach einer Tour mit koreanischen Jugendlichen etwa kam sie erst um 2 Uhr ins Bett, um 6 Uhr aber ging es schon los zum alpinen Ski-Slalom der Frauen. Auch wenn der Wettbewerb wegen heftiger Windböen abgesagt wurde, fuhren die Jugendlichen nicht zurück ins Hotel. Sie nutzten die Gelegenheit für einen Ausflug zur Olympic Plaza, um sich das Olympische Feuer aus der Nähe anzusehen. Das ist ein absolutes Muss. Denn bald sind die Olympischen Spiele wieder vorbei. Was sie für Laubscher bleiben, ist klar: „Ein unvergessliches Erlebnis.“ Live-Ticker www.rheinpfalz.de

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