Rhein-Pfalz Kreis Sparkasse schließt zwölf Standorte

Den am Montag vom Verwaltungsrat einstimmig und in enger Absprache mit dem Personalrat getroffenen Beschluss führte Vorstandsvorsitzender Rüdiger Linnebank, der von „gravierenden Einschnitten“ sprach, gestern auf zwei wesentliche Faktoren zurück: das veränderte Kundenverhalten und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Linnebank zufolge hat die Bedeutung der Geschäftsstellen rapide abgenommen. Nutzten vor zehn Jahren gerade mal fünf Prozent der Kunden der Sparkasse deren Online-Angebote, seien es mittlerweile mehr als zehnmal so viele. Fast die Hälfte aller Girokonten werde inzwischen online verwaltet. Mehrere der bisher 61 Standorte seien daher nicht mehr rentabel. Den rückläufigen Besuch der Filialen dokumentiere eine interne Analyse, bei der jede Geschäftsstelle genau unter die Lupe genommen worden sei. Demnach rufen Nutzer die Sparkassen-App im Schnitt jährlich 200-mal für Serviceleistungen auf. Etwa 120-mal surfen sie auf dem Internetportal, 24-mal ziehen sie Geld an SB-Automaten, aber nur noch einmal im Jahr besuchen sie ihren Berater für ein Gespräch in der Geschäftsstelle. Die anhaltende Niedrigzinsphase setze die Sparkasse zudem unter Druck, weil dadurch die Erträge schrumpfen. Wie berichtet, hatte die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) bereits die Vorjahresbilanz des Mitte 2013 aus den Häusern Ludwigshafen/Schifferstadt, Rhein-Pfalz und Speyer fusionierten Instituts verhagelt – der Jahresüberschuss brach gegenüber 2014 um knapp 60 Prozent ein, das Betriebsergebnis sank um zehn, der Zinsüberschuss um fast fünf und die Bilanzsumme der weiterhin landesweit größten Sparkasse um vier Prozent auf 5,5 Milliarden Euro. Die Ausdünnung des Filialnetzes sei daher zwingend notwendig, kleinere Standorte hätten auf Dauer keine Zukunftschance, sagte Linnebank. „Wenn wir jetzt nichts tun, wird sich die Lage in den nächsten Jahren deutlich verschlechtern.“ Die Kosten für die ab 10. Juni beginnende und bis November weitgehend abgeschlossene Umstrukturierung bezifferte Linnebank auf 800.000 Euro. Nach seinen Angaben wird es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Die 80 bis 90 betroffenen Mitarbeiter sollen in anderen Filialen gemäß ihrer Qualifikation eingesetzt werden, um die insgesamt 144.000 Privat- und 14.000 Geschäftskunden zu betreuen. Aus drei Hauptstellen werden perspektivisch zwei: in Ludwigshafen und Speyer. Die dritte Zentrale am Berliner Platz in Ludwigshafen wird zum SB-Standort. Der Vorstand verkleinert sich bis 2018 von jetzt fünf auf dann drei Köpfe. Mit den verbleibenden 49 Filialen unterhalte die Sparkasse Vorderpfalz weiter das mit Abstand dichteste Geschäftsstellen- und Geldautomatennetz in der Region, so Linnebank. Bei Standortschließungen sei darauf geachtet worden, dass andere Filialen in zumutbarer Entfernung liegen – mit einer maximalen Fahrzeit von zehn bis 15 Minuten. Für weniger mobile Kunden werde ein kostenloser Bring-Service angeboten, um die Bargeldversorgung flächendeckend zu sichern. Bei der nächstgelegenen Geschäftsstelle können Kunden an zwei Nachmittagen in der Woche telefonisch einen Betrag zwischen 300 und 1000 Euro bestellen, der ihnen nach Hause gebracht wird. Ab Freitag werden die Kunden über die Veränderungen informiert. Die Mitarbeiter wurden gestern Abend benachrichtigt. In sechs regionalen Privatkundencentern mit speziellen Beratungsangeboten wird die Sparkasse ihre Leistungen künftig in größeren Einheiten bündeln. Ab November soll ein zentrales Serviceventer rund um die Uhr für Onlinegeschäfte eingerichtet werden. Künftig sollen Kunden quasi vom Sofa aus ein Konto eröffnen können. Ab Juli sollen alle Filialen länger offen sein. „Das ist ein schwieriger Prozess. Wir haben die Situation aber anständig gelöst“, sagte gestern Personalratsvorsitzende Pia Barth. Um im Wettbewerb der Kreditbranche zu bestehen, müssten auch drastische Einschnitte mitgetragen werden. Die Resonanz auf die Altersteilzeit- und Abfindungsangebote des Hauses sei sehr gut. Noch in diesem Jahr könne die Hälfte der 140 Stellen abgebaut werden.

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