Rhein-Pfalz Kreis Mit Ruhe und Konzentration

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SCHIFFERSTADT/Mutterstadt. Markus Zolitsch ist frisch gebackener Deutscher Meister im Indoor-Kunstflug. Seine Erfahrung gibt der ehemalige Jugendleiter der Flugmodellbaugruppe Schifferstadt-Assenheim immer noch gern an den Piloten-Nachwuchs weiter. Und der 17-jährige Frederik Hoesch ist bereits auf dem besten Weg, in seine Fußstapfen zu treten. Auch er hat Anfang Dezember erfolgreich an den Deutschen Internationalen Meisterschaften teilgenommen.

Gerade mal ein leises Surren ist in der Alten Kreissporthalle in Schifferstadt zu hören – aber auch nur dann, wenn es ansonsten vollkommen still ist. Während Markus Zolitsch und Frederik Hoesch ihrem Hobby nachgehen, sind auch sie selbst ruhig und konzentriert. Denn ihre ultraleichten Modellflugzeuge sollen die Figuren möglichst akkurat fliegen. Unachtsamkeit kann man sich bei der hochsensiblen Fernbedienung nicht leisten. Dass die beiden Piloten der Flugmodellbaugruppe Schifferstadt-Assenheim ihre Maschinen perfekt beherrschen, beweisen ihre jüngsten Erfolge bei den 16. Deutschen Internationalen Meisterschaften im Indoor-Kunstflug in Mannheim. Dort wurde der Schifferstadter Markus Zolitsch zum wiederholten Mal Deutscher Meister. Und sein 17-jähriger Schützling Frederik Hoesch aus Mutterstadt, der zum ersten Mal in der Internationalen Klasse an den Start ging, belegte gleich einen respektablen 17. Platz. Dabei fliegt er erst seit rund fünf Jahren im Verein. „Meine Eltern, meine Schwester und ich haben früher schon Karton-Modellbau gemacht“, erzählt der 17-Jährige, der die zwölfte Klasse des Gymnasiums im Paul-von-Denis-Schulzentrum Schifferstadt besucht. Mit diesen Modellen seien sie dann häufig auf Ausstellungen gewesen. „Da gab es auch immer ein großes Indoor-Flugnetz. Davor stand ich dann und habe zugeschaut.“ Das Interesse war geweckt, und so stand irgendwann ein kleiner Hubschrauber auf dem Weihnachts-Wunschzettel. Doch auch der ist ihm schon lange nicht mehr genug. „In der Halle fliege ich jetzt mit einer kompletten Eigenkonstruktion“, sagt Frederik. Der gut einen Meter lange Flieger wirkt trotz seiner Größe so zart wie ein Schmetterling. Das massivste Bauteil ist der Rumpf aus einer nur wenige Millimeter dicken Depronplatte, einem Dämmmaterial, das im Baumarkt erhältlich ist. Die Verstrebungen aus Carbon hat der Schüler mit einer drei Mikrometer dünnen Folie bespannt. „In den vergangenen vier Jahren hat sich viel verändert“, erklärt Markus Zolitsch. „Auf der ersten Weltmeisterschaft 2013 waren wir noch bei einem Abfluggewicht von 100 bis 110 Gramm. Heute wiegen die Modelle inklusive Akku unter 40 Gramm.“ Und um in der obersten Klasse vorne mitmischen zu können, sei das auch nötig, so der 42-Jährige. „Mittlerweile sind wir fast bei Schrittgeschwindigkeit“, sagt Zolitsch. Je langsamer das Modell ist, umso sauberer können die Figuren geflogen werden. Das bringt jedoch auch mit sich, dass die Figuren bei den Wettbewerben immer komplizierter werden. Einen Einblick gibt der Schifferstadter beim Training in der Halle mit dem Vorrundenprogramm, das alle Teilnehmer bei Meisterschaften absolvieren müssen. Scheinbar mühelos steuert der Pilot seinen Flieger in eine Acht mit einer Rolle – dabei muss sich das Flugzeug innerhalb der Acht möglichst flüssig einmal um die eigene Achse drehen. Oder er steigt kerzengerade bis kurz unter die Decke auf, um dann abrupt wieder in die Tiefe zu stürzen. „Das ist meine Hassfigur“, gibt Frederik zu. Wenn sein Trainer fliegt, schaut er genau zu und gibt Markus Zolitsch hinterher Feedback. „Bei Wettbewerben filme ich meistens“, sagt der 17-Jährige. „Mittlerweile kann Frederick auch mich unterstützen“, freut sich Zolitsch. Bei der Weltmeisterschaft in Straßburg im Februar möchte der Industrieelektroniker gern wieder weit vorn landen. Doch er meint, dass es gegen die überwiegend jungen Piloten zunehmend schwerer werde. „Bei den komplizierten Figuren tun sich die Jugendlichen leichter. Da ist der Kopf noch frei.“ Ob nun ein Titel hinzukommt oder nicht – dem Spaß am Hobby tut dies keinen Abbruch. Natürlich sei der Reiz da, immer besser zu werden, so Zolitsch. Doch er weiß auch den Nebeneffekt der internationalen Meisterschaften zu schätzen. „Man ist in anderen Ländern unterwegs und macht viele Bekanntschaften. Das sind eher Freunde als Konkurrenten“, hat der Schifferstadter festgestellt. Und auch Frederik teilt diesen positiven Eindruck von der Welt der Hobby-Piloten: „Es ist eine Mischung aus Wettbewerb und Freundschaften.“

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