Rhein-Pfalz Kreis Interkultureller Treffpunkt geplant

Groß war am Dienstagabend das Interesse der ersten Einwohnerversammlung zum Thema Flüchtlinge und Asylbewerber, zu der die Bobenheim-Roxheimer Gemeindeverwaltung in die Jahnhalle eingeladen hatte. Vor rund 100 Teilnehmern standen Bürgermeister Michael Müller und der Kreisbeigeordnete Martin Haller (beide SPD) mit weiteren Vertretern der Kreis- und Gemeindeverwaltung Rede und Antwort.

Ruhig und ausgesprochen sachlich ging es dabei zu. Bürgermeister Müller gab zu Beginn einen Überblick über die aktuelle Lage: In diesem Jahr müssen in Bobenheim-Roxheim etwa 80 Asylbewerber untergebracht werden, 18 sind bereits da. Die Suche nach Wohnraum für die Flüchtlinge gestalte sich nach wie vor schwierig: Mehrfach habe die Gemeindeverwaltung im Amtsblatt Bürger aufgerufen, sich zu melden, wenn sie Wohnungen zur Verfügung stellen können – der Erfolg halte sich aber in Grenzen. Als Alternative bieten sich bis dato nur die Räume des ehemaligen Johanniter-Altenpflegeheims im Pfalzring an. Hier könnten maximal 70 Menschen untergebracht werden. Eine zentrale Gemeinschaftsunterkunft also – doch genau dies wünschen viele nicht. Kreisbeigeordneter Martin Haller hält eine Unterbringung in privaten Wohnungen nach wie vor für die beste Option, weil hier die Möglichkeit bestehe, Kontakte zur einheimischen Bevölkerung zu knüpfen. Wegen der deutlich angestiegenen Flüchtlingszahlen und dem damit einhergehenden Zeitdruck müsse man nun allerdings dazu übergehen, die Menschen auch zentral unterzubringen. Müller verwies auf aktuelle Gespräche mit dem Immobilieneigentümer im ehemaligen Johanniter-Haus und hofft auf einen baldigen positiven Abschluss. Welche Mietpreise bei Wohnungsbereitstellung zu erzielen sind, wollte ein Bürger wissen. Herbert Werner von der Kreisverwaltung gab Antwort. Im Schnitt würden pro Quadratmeter 5,50 bis 5,60 Euro gezahlt. Die Verwaltung stelle im Bedarfsfall Möbel bereit, nehme aber auch möblierte Wohnungen an. Der Versicherungsschutz für Gebäude und Inventar sei gewährleistet. Die bisher im Kreis gemachten Erfahrungen bewertete Werner positiv. Die Offenheit und Hilfsbereitschaft der Bürger sei groß. Haller und Werner gaben Auskunft über die Asylbewerber selbst. So habe man es bei Flüchtlingen aus Syrien überwiegend mit Menschen aus dem dortigen Mittelstand zu tun. „Das sind Leute mit Ausbildung, Leute, die ihr Leben erfolgreich zu meistern wussten und mit Blick auf die demografische Entwicklung in Deutschland auch für unsere Wirtschaft interessant sind“, sagte Werner. Bürgermeister Michael Müller zeigte sich zuversichtlich, dass Bobenheim-Roxheim gut vorbereitet ist, sagte aber auch: „Da kommt ein dicker Brocken auf uns zu.“ Für die Verwaltung sei die Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge eine große Herausforderung. Er verwies auf die Bildung eines Runden Tisches und dankte den Vertretern der Kirchen und Vereine für die signalisierte Hilfsbereitschaft. Die Hilfsangebote zu vernetzen, sei wichtig. Frank Unvericht, Fachbereichsleiter bei der Gemeindeverwaltung, verwies auf den bereits angebotenen „Willkommens-Flyer“. Ziel sei es nun, ein „Willkommens-Komitee“ zu bilden. Fachkräfte und Ehrenamtliche könnten hier Hand in Hand arbeiten. Oberstes Ziel müsse die Vermittlung von deutschen Sprachkenntnissen sein. „Dies ist für eine Integration grundlegend“, allerdings, so räumte Unvericht ein, koste ein Deutsch-Sprachkurs im Schnitt 68 bis 99 Euro. Kosten, die das Land nicht übernehme und auch die Asylbewerber meist überforderten. Man wolle daher einen regelmäßigen interkulturellen Treffpunkt einrichten. Auch Fragen nach der Residenzpflicht und der Arbeitsvermittlung wurden gestellt. Hier verwies Herbert Werner auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Asylbewerber könnten und sollen zu gemeinnützigen Arbeiten herangezogen werden. Bisher habe man damit gute Erfahrungen gemacht. Gerade die Syrien-Flüchtlinge seien begabte und motivierte Menschen. „Man muss sie gar nicht für alles an die Hand nehmen – die können was.“ (wek)

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