Rhein-Pfalz Kreis Für Extremhochwasser gerüstet

Böhl-Iggelheim

. So ganz kampflos wollte die Grünen-Fraktion die Alternative zu Variante drei, Variante eins, nicht aufgeben. Im Gegensatz zu dem Modell, den Rehbach in einem noch anzulegenden Bachbett südlich an Iggelheim vorbeizuleiten, würde bei Möglichkeit eins das Hochwasser in dem bereits bestehenden Bachbett und dem alten Rehbach durch den Ort geleitet. Dafür müsste aber nach Ansicht der Experten des Planungsbüros IPR ein Großteil der Bäume gefällt werden. Und auch die Dämme entlang des Rehbachs müssten auf Vordermann gebracht werden. Mit beiden Varianten wäre der Ortsteil in Zukunft vor einem sogenannten Jahrhunderthochwasser – Experten nennen das HQ 100 – geschützt. Beide Möglichkeiten wären mit dem, was die Nachbargemeinde Haßloch plane, vereinbar. Und die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd als verantwortliche Behörde würde auch beide Möglichkeiten akzeptieren. Allerdings würde Variante eins nicht bei einem Extremhochwasser helfen, das noch verheerender wäre als das HQ 100. Bei dieser Möglichkeit würde der derzeit bestehende Verlauf des Gewässers durch den Ort nicht verändert. Der Altbach, der bei dieser Variante ebenso eingebunden werden würde wie der Landwehrgraben, müsste auf einer Länge von 600 Metern ausgebaut werden. Bei Variante drei würde der Rehbach um den Ortsteil Iggelheim herumgeleitet werden. Ab der Gemarkungsgrenze zu Haßloch würde die etwa 15 Meter breite und über drei Kilometer lange Trasse südlich an Iggelheim vorbeiführen und nach der Kläranlage östlich von Iggelheim wieder in den ursprünglichen Rehbach münden. Allerdings wäre dieses Modell teurer. Hier rechnen die Planer von IPR mit Kosten in Höhe von gut 2,9 Millionen Euro. Bei Variante eins rechnen sie mit knapp 1,7 Millionen Euro. Hier würde allerdings – anders als bei der Verlegung des Bachbetts – nicht das komplette Projekt mit 90 Prozent bezuschusst. Die restlichen zehn Prozent übernehmen zu gleichen Teilen der Kreis und die Gemeinde Böhl-Iggelheim. Es geht aber nicht nur um den Hochwasserschutz. Auch die Qualität des Gewässers soll besser werden. So soll in nicht allzu ferner Zukunft auch der Lachs den Rehbach als Lebensraum wieder attraktiv finden. Dafür ist bei beiden Varianten auch eine Fischtreppe vorgesehen. Bürgermeister Peter Christ (CDU) sprach sich noch mal für die Verlegung des Bachs, also Variante drei, aus. Diese biete aus seiner Sicht den höchstmöglichen Schutz. Und Thomas Loerke vom Planungsbüro IPR hob hervor, dass bei einem Extremhochwasser bei Variante drei geringere Schäden zu erwarten seien als bei Möglichkeit eins. Grünen-Fraktionschef Joachim Heidinger, der nach eigener Aussage extra noch mal den Rehbach abgelaufen ist, konnte dem nicht ganz folgen. Die Fraktion hatte für die Sitzung einen Katalog von sechs Anfragen und vier Anträgen eingereicht. Heidinger bezweifelte, dass Variante drei ökologisch wertvoller sei. Schließlich werde ein Landschaftsschutzgebiet zerschnitten. „Bei Variante eins bleiben 90 Prozent der Bäume erhalten. Außerdem kommen bei Variante drei höhere Pflegekosten auf uns zu.“ Und auch die Brücken, die gebaut würden, müssten von der Gemeinde gewartet werden. Die Mehrkosten, die bei Variante drei gezahlt werden müssten, seien verschwendete Steuergelder. Außerdem befürchtete Heidinger, dass der Bachlauf bei Variante drei bei sommerlichem Niedrigwasser trocken fällt. Dadurch werde die Ökologie geschädigt oder gar zerstört. Dem hielt Thomas Loerke entgegen, dass immer eine gewisse Wassermenge im Bachlauf sei. Unterstützung bekamen die Grünen von Jürgen Schweitzer, der die Böhl-Iggelheimer Liste im Gemeinderat vertritt. Ihn störten vor allem die Mehrkosten von gut 1,2 Millionen Euro bei Variante drei. Er machte sich aber auch Sorgen darüber, was mit den Häusern im Ort passiert, wenn der alte Bachlauf weniger Wasser führt. „Wir werden auf jeden Fall noch ein statisches Gutachten einholen“, versicherte Peter Christ. Und Thomas Loerke verwies darauf, dass IPR bislang ja „nur“ eine Studie vorgelegt habe. Für die Sozialdemokraten sprach sich Burkhard Grüninger für Variante drei aus. Der bessere Schutz vor einem Extremhochwasser sei hier das entscheidende Argument, betonte er und verwies auf die jüngsten Überschwemmungen im Donnersberg-Kreis. Das Ende sei hier noch nicht erreicht. Durch den Klimawandel würden weitere extreme Wetterereignisse prognostiziert. Auch die Christdemokraten sprachen sich für Variante drei aus. „Es wundert mich, dass die Grünen gegen ökologische Aufwertung sind“, meinte etwa Fraktionssprecher Michael Knebel. Sein Fraktionskollege Johannes Zehfuß betonte: „Jeder Kubikmeter, der nicht durch das Dorf läuft, ist für die Hochwasserbekämpfer ein Gewinn. Die Variante drei ist daher ohne Alternative.“

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